Für Papstberaterin ist Verzögerung der Frauenweihe kulturelles Problem

Letztes Bollwerk der Geschlechterunterschiede

Der Wunsch nach Erhaltung der männlichen Einzigartigkeit, ist das der Grund für das Nein zu Diakoninnen in der katholischen Kirche? Könnte sein, sagt eine italienische Theologin, die bereits Papst Franziskus zur Frauenfrage beriet.

Pastoralreferentin: Eine Frau im weißen liturgischen Gewand mit grünem Kragen hat die Hände ineinander gelegt / © Harald Oppitz (KNA)
Pastoralreferentin: Eine Frau im weißen liturgischen Gewand mit grünem Kragen hat die Hände ineinander gelegt / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Theologin und Papstberaterin Linda Pocher sieht die erneute Verzögerung bei der Entscheidung über ein Weiheamt für Frauen in der katholischen Kirche als kulturelles Problem an. "Solange es etwas gibt, das Frauen nicht tun können, bleibt die männliche Einzigartigkeit erhalten", sagte die Ordensfrau im Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" am Freitag. Die Zurückhaltung bei der Weihe von Frauen sei so etwas wie das letzte Bollwerk der Geschlechterunterschiede.

Eine noch von Papst Franziskus eingesetzte Studienkommission zum Diakonat der Frau hatte am Donnerstag ihren Abschlussbericht vorgelegt. Darin erklärt sie die Frage der Diakoninnenweihe "offen für weitere theologische und pastorale Vertiefungen". Die Entscheidung müsse auf Ebene des Lehramtes fallen, heißt es an den aktuellen Papst Leo XIV. gerichtet.

Nur männliche Priester, weil Jesus ein Mann war?

In dem Bericht wurden auch Abstimmungsergebnisse über bestimmte Thesen dokumentiert. Bemerkenswert findet Pocher die Transparenz der Kommission durch die vollständige Veröffentlichung. Aus dieser geht hervor, dass die dogmatische These, nach der in der katholischen Kirche schon deshalb nur Männer geweiht werden könnten, weil Jesus Christus ein Mann war, keine Mehrheit fand. Das Ergebnis belief sich auf fünf zu fünf Stimmen. 

Die italienische Theologin sieht in der These, die auch Papst Johannes Paul II. (1978-2005) vertrat, keinen zwingenden theologischen Grund für die Ablehnung von Weiheämtern für Frauen. "Jesus war auch Jude, muss derjenige, der ihn repräsentiert, ebenfalls Jude sein?", fragte Pocher. "Diese Argumente kommen auf, wenn Frauen Positionen einfordern, die normalerweise Männern vorbehalten sind."

Es gibt nicht mehr Klarheit

Kein endgültiges Ende Ein endgültiges Ende der Diakoninnenfrage durch den vorgelegten Bericht sieht Pocher nicht. So funktioniere die Entwicklung der Lehre in der katholischen Kirche nicht, so die Ordensfrau. "Meiner Meinung nach ist es weder ein Schritt vorwärts noch ein Schritt zurück, aber es gibt mehr Klarheit darüber, was auf dem Spiel steht."

Pocher ist Expertin für die Frauenfrage in der katholischen Kirche. Auf Wunsch von Papst Franziskus (2013-2025) hatte die Ordensschwester eine Vortragsreihe zur Rolle der Frau in der katholischen Kirche organisiert. Sie richtete sich an das engste Beratergremium des im April verstorbenen Papstes, den Kardinalsrat. Bei den Veranstaltungen kam unter anderem eine anglikanische Bischöfin zu Wort.

Diakon/Diakonat

Das Diakonen-Amt ist eines der ältesten der Kirche und steht zunächst für soziale Verantwortung. Der Begriff Diakon leitet sich vom griechischen Wort "diakonos" ab und bedeutet Diener oder Helfer. In der römischen Kirche der ersten Jahrhunderte wirkten Diakone in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs in der Gemeindeverwaltung und beim Gottesdienst.

Eine Diakonstola / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Diakonstola / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA