Früherer ZdK-Chef kritisiert Umgang mit Kirchensteuern

Von unten nach oben

Der frühere Chef des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, will mehr Subsidiarität beim Umgang mit der Kirchensteuer. Er kritisiert, dass die Gelder an die Bistümer und nicht mehr an die Pfarreien gehen.

Symbolbild Geld und Kirche / © Andrei Korzhyts (shutterstock)
Symbolbild Geld und Kirche / © Andrei Korzhyts ( shutterstock )

Dass diese Einnahmen nicht mehr wie früher an die Pfarreien, sondern an die Bistümer gingen, habe zu einem enormen Machtzuwachs der Bischöfe und seitdem stark gewachsenen Verwaltungen geführt, beklagte Sternberg am Montag in Berlin. Sternberg äußerte sich bei einer Veranstaltung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, der Katholischen Akademie Berlin und der Freiburger "Herder Korrespondenz" unter dem Thema "Glaube und Geld – Perspektiven für die Kirchenfinanzierung".

Macht den Kleinen

Subsidiarität heißt der Grundsatz, nach dem die kleinere Einheit möglichst viel selbst regeln soll und erst bei Problemen die größere Einheit um Hilfe bittet. "Zentralistische Pläne und Verordnungen monströser Verwaltungsapparate" würgten heute die Subsidiarität in der katholischen Kirche ab, so Sternberg.

Als Gegenbeispiel verweist er auf die Schweiz, in der die Pfarreien das Geld erhielten und Teile ihrer Einnahmen für diözesane und überörtliche Zwecke abführten. Der Weg von unten nach oben könne "die Zentralisierung und auch die Entfremdung der Zahlenden von der Entscheidung über die Verwendung ihrer Mittel stoppen".

Getaufte statt Steuerzahler 

Als weiteres Problem beim Umgang mit der Kirchensteuer sieht Sternberg die Engführung der Kirchenmitgliedschaft auf zahlende Mitglieder. Andere Länder zögen als Grundlage für die Zählung der Christen die Zahl der Getauften heran. Getaufte, die den Kontakt zur Kirche verloren oder bewusst aufgegeben hätten, bleiben für Sternberg "Subjekte der Seelsorge und des kirchlichen Lebens". Der Umgang mit Distanzierten und Verbitterten sei nicht zuletzt durch die Schriften von Papst Franziskus in den Mittelpunkt kirchlichen Handelns gerückt worden.

"Verhetzungspotenzial"

In der Öffentlichkeit habe das Thema der Kirchenfinanzierung inzwischen ein erschreckendes "Verhetzungspotenzial", so Sternberg. Der Staat alimentiere aber nicht die Kirchen, wie es oft falsch dargestellt werde, sondern ziehe lediglich die Steuern für die Kirchen ein. Dafür erhalte er wiederum einen bestimmten Prozentsatz; 2022 seien es 400 Millionen Euro gewesen. Sternberg erinnerte zugleich an den Beitrag der Kirchen für die öffentliche Daseinsvorsorge etwa durch Schulen, Krankenhäuser und Sozialdienste. Dafür werde bis zu einem Drittel der Kirchensteuern aufgewendet. Die Denkmalpflege werde ausschließlich von der Kirche finanziert.

Ferner habe die Kirche eine wesentliche gesellschaftliche Aufgabe. Angesichts eines möglichen Bedeutungsverlustes der Kirchen warnten inzwischen immer mehr Beobachter "vor einem Zusammenbruch der letzten Orientierungs- und Kohäsionsinstanzen in der Gesellschaft".

Kirchensteuer

In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder an ihre Religionsgemeinschaft. In der Regel beträgt sie neun Prozent der Lohn- oder Einkommensteuer, in Baden-Württemberg und Bayern acht Prozent. Sie wird auch auf Kapitalerträge erhoben. Rentner und Pensionäre zahlen Kirchensteuer nur, wenn sie Einkommensteuer zahlen.

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Quelle:
KNA