Früherer Hildesheimer Bischof Trelle wird 80 Jahre alt

Zurückgezogenes Leben im Ruhestand

Großen Trubel mochte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle nie. Entsprechend lebt er auch im Ruhestand zurückgezogen. An diesem Montag wird der frühere stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz 80 Jahre alt.

Autor/in:
Michael Althaus
Bischof Trelle mit Erzbischof Heße und Erzbischof Nikola Eterović / © Christian Gossmann (dpa)
Bischof Trelle mit Erzbischof Heße und Erzbischof Nikola Eterović / © Christian Gossmann ( dpa )

Er ist ein Mann der leisen Töne: Ob und wie er seinen Geburtstag feiert, ist nicht bekannt. Überhaupt hat sich Trelle seit Antritt seines Ruhestands vor fünf Jahren nicht mehr öffentlich geäußert. Am Leben des traditionsreichen Bistums Hildesheim, das er elf Jahre lang leitete, nimmt er aber weiterhin teil und feiert zum Beispiel Gottesdienste im Dom mit.

Weihbischof in Köln

Weihbischof Steinhäuser und Hildesheims Bischof Trelle (r.) / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Weihbischof Steinhäuser und Hildesheims Bischof Trelle (r.) / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )

Trelle wurde am 5. September 1942 als Sohn eines Architekten in Kassel geboren. Die Familie zog 1958 nach Bonn. Dort und in Innsbruck studierte Trelle Theologie. 1968 empfing er im Kölner Dom die Priesterweihe und wirkte unter anderem als Pfarrer in Wuppertal. 1992 wurde er Weihbischof im Erzbistum Köln, 2006 Bischof von Hildesheim. Zu seinem 75. Geburtstag 2017 bot er dem Papst gemäß dem Kirchenrecht seinen Rücktritt an, den dieser postwendend annahm.

Trubel um seine Person oder große Auftritte in den Medien mochte Trelle nie. Inhaltlich brachte er sich allerdings auch auf Bundesebene in die Arbeit der katholischen Kirche ein. Von 2011 bis zu seiner Emeritierung war er stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz. Zudem war er Mitglied der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen und Vorsitzender der Migrationskommission.

Flüchtlinge liegen dem Geistlichen am Herzen: "Wer sich zum Glauben bekennt, kann nicht am Schicksal von Flüchtlingen und Migranten vorbeisehen", sagte Trelle einmal. Das Mittelmeer nannte er "das größte Massengrab Europas", und eine Obergrenze für Zuwanderer hielt er für "nicht mit dem Grundgesetz vereinbar".

Aufarbeitungsstudie gegen Vorgänger Janssen

Im Bistum Hildesheim, das vom Harz bis zur Nordsee reicht und in dem die Katholiken eine Minderheit in der Gesellschaft bilden, setzte Trelle angesichts knapper Kassen schmerzhafte Reformen durch. In einem Prozess der "lokalen Kirchenentwicklung" wurde die Zahl der Pfarreien von 313 auf 119 reduziert. 56 Kirchen wurden in seiner Amtszeit geschlossen.

Gottesdienst mit Bischof Norbert Trelle zu seinem 25-jährigen Bischofsjubiläum / © Michael Althaus (KNA)
Gottesdienst mit Bischof Norbert Trelle zu seinem 25-jährigen Bischofsjubiläum / © Michael Althaus ( KNA )

Ein Höhepunkt seines Wirkens war die 1.200-Jahrfeier des Bistums 2015. Im Vorfeld hatte der Bischof eine Sanierung des Doms und den Neubau des benachbarten Dommuseums für insgesamt rund 43 Millionen Euro angestoßen. Ganz nach Trelles Art wurde das Jubiläum nicht nur fröhlich gefeiert: Bei einem Bußgottesdienst bat er um Vergebung für die Verfehlungen der katholischen Kirche und schloss sowohl die mittelalterlichen Kreuzzüge als auch die neuzeitlichen Missbrauchsfälle mit ein.

In Trelles Amtszeit fiel das Jahr 2010, in dem der Missbrauchsskandal in der Kirche in Deutschland öffentlich wurde. 2015 geriet er in die Kritik, weil das Bistum den Missbrauchsvorwürfen eines Mädchens gegen einen ehemaligen Pfarrer nicht konsequent genug nachgegangen war. Der Bischof wies die Vorwürfe zunächst zurück, räumte danach aber ein, die Diözese habe Fehler gemacht.

2016 gab er eine Aufarbeitungsstudie zum Umgang mit diesem Fall sowie zu weiteren Missbrauchsvorwürfen gegen einen seiner Amtsvorgänger, Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988), in Auftrag. Die Ergebnisse – die Autoren werfen dem Bistum schwere Versäumnisse vor – wurden erst vorgestellt, als sich Trelle bereits in den Ruhestand verabschiedet hatte.

Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Bischof Trelle an / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Bischof Trelle an / © Romano Siciliani ( KNA )

Lesen, Wandern, Fahrrad fahren

Trelles persönliche Rolle im Umgang mit Missbrauch wurde in dieser sowie in einer zweiten Studie aus dem vergangenen Jahr nur am Rande beleuchtet. Sein Nachfolger, Bischof Heiner Wilmer (61), hat ein weiteres Gutachten angekündigt, das bis in die gegenwärtige Zeit reichen und damit auch Trelles Amtszeit näher unter die Lupe nehmen soll.

Ein Statement zur aktuellen Krise der katholischen Kirche will Trelle auch auf Anfrage nicht abgeben. Dennoch dürfte er das Geschehen von seinem Ruhestandssitz in der Nähe des Hildesheimer Domhofs aufmerksam beobachten. In einem seiner letzten Interviews vor seiner Emeritierung verriet er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er wolle viel lesen, wandern und mit dem Fahrrad die ihm bisher unbekannt gebliebenen Orte und Regionen des Bistums ansteuern. 

Bistum Hildesheim

Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar (KNA)
Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar ( KNA )

Zur Diözese Hildesheim zählen rund 538.000 Katholiken im östlichen Niedersachsen und im Norden Bremens. Das rund 30.000 Quadratkilometer große Bistum reicht von der Nordseeküste bis zu den südlichen Ausläufern des Harzes bei Göttingen und Duderstadt. Die Katholiken bilden im Bistum in fast allen Regionen der Diözese eine Minderheit (Diaspora).

Es zählt 119 Kirchengemeinden in 17 Dekanaten. Heiner Wilmer ist der 71. Bischof des Bistums. Er folgt auf Bischof Norbert Trelle, dessen altersbedingten Rücktritt Papst Franziskus am 9. September 2017 annahm.

Quelle:
KNA