Früherer Abt der deutschsprachigen Benediktiner in Jerusalem gestorben

Experte für die Orthodoxie

Er war Ehrenbürger von Jerusalem und hat die Mönchstradition auf der Insel Reichenau wieder neu belebt. Jetzt ist der Benediktiner Nikolaus Egender im Alter von 101 Jahren gestorben. Sein Nachfolger Nikodemus Schnabel würdigt ihn.

Altabt Nikolaus Egender OSB / © Schnabel (privat)
Altabt Nikolaus Egender OSB / © Schnabel ( privat )

Nikolaus Egender, früherer Abt der deutschsprachigen Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem, ist im Alter von 101 Jahren gestorben. Der gebürtige Elsässer stand dem Kloster auf dem Zionsberg nahe der Jerusalemer Altstadt von 1979 bis 1995 vor. Seit 1997 lebte er wieder in der belgischen Abtei Chevetogne, in der sein Benediktinerleben begann. Von 1963 bis 1971 war Egender Prior in dem ökumenisch engagierten Ardennenkloster.

Versöhner der Religionen

Bereits 1982 wurde Egender, der als Experte für die Orthodoxie gilt, mit dem "Armenischen Kreuz" ausgezeichnet; das ist die höchste Ehrung, die die armenische Kirche einem Außenstehenden verleiht. 1992 ernannte die Stadt Jerusalem den Benediktiner zum Ehrenbürger und würdigte damit seinen Beitrag zur Versöhnung und Begegnung von Juden, Christen und Muslimen. Nach seiner Amtszeit als Abt in Jerusalem machte Egender sich die Neubelebung der jahrhundertealten Mönchstradition auf der Bodensee-Insel Reichenau zur Aufgabe. 2001 entstand dort wieder eine Benediktinergemeinschaft.

Nikodemus Schnabel, derzeitiger Abt der Dormitio in Jerusalem, würdigte das Wirken seines Vorgängers. "Als Elsässer, dem in seiner Kindheit und Jugend zunächst die deutsche Sprache und später die französische Sprache verboten wurde und als Mönch des belgischen Klosters Chevetogne, was bis heute in zwei liturgischen Traditionen parallel lebt, nämlich der lateinischen und der byzantinischen, ist er ein Grenzgänger und Brückenbauer von Anfang an gewesen", sagte Abt Nikodemus gegenüber DOMRADIO.DE.

Erneuerer der Liturgie

"Er hatte drei große Leidenschaften, die ihn bis kurz vor seinem Tode beschäftigten: das Mönchtum, die Ökumene und die Liturgie." Diese dreifache Leidenschaft hätten auch seine Zeit als Abt im Heiligen Land gezeichnet. Er habe das Wurzelwerk in der Mönchstradition des Heiligen Landes vertieft, die Perspektive für die anderen Glaubensgeschwister geweitet und die Liturgie der Mönche erneuert, führt Nikodemus weiter aus. Von diesem dreifachen Erbe zehre man bis heute und dürfe darauf weiter bauen. "Er ist für mich einer der ganz Großen, dem ich auch persönlich sehr vieles zu verdanken habe! Möge er nun im Himmlischen Jerusalem auf uns, seine Mitbrüder hier im Heiligen Land schauen und für uns Fürsprecher sein."

Benediktinerorden

Die Benediktiner sind die älteste heute noch bestehende klösterliche Bewegung der katholischen Kirche im Westen. Der Orden geht zurück auf die Regel des heiligen Benedikt von Nursia (480-547). In seiner heutigen Form wurde er 1893 von Papst Leo XIII. (1878-1903) gebildet. Als benediktinisch im weiteren Sinne gelten alle Ordensgemeinschaften, die nach der Regel Benedikts leben, etwa Zisterzienser und Trappisten.

Ein Benediktiner geht durch einen Klosterflur / © Simon Koy (KNA)
Ein Benediktiner geht durch einen Klosterflur / © Simon Koy ( KNA )
Quelle:
DR , KNA

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