Kardinal Hollerich fordert humanitäre Korridore

Fremdenfeindlichkeit in "Fremdenfreundlichkeit" umwandeln

Mit klaren Worten hat Luxemburgs Kardinal Jean-Claude Hollerich die Schaffung sogenannter humanitärer Korridore in die EU gefordert. "Das Flüchtlingsdrama spielt sich direkt vor unseren Augen ab".

Flüchtlinge in einem Schlauchboot im Mittelmeer / © Olmo Calvo (dpa)
Flüchtlinge in einem Schlauchboot im Mittelmeer / © Olmo Calvo ( dpa )

Das sagte der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE am Freitag in Bari. Die Lage auf den griechischen Inseln sowie in Libyen sei "eine Schande für Europa". Es müssten dringend Möglichkeiten geschaffen werden, um Betroffene legal in die EU einreisen zu lassen. "Wir reden viel über europäische Werte, aber wir vergessen sie völlig, wenn Hilfe nötig ist", so Hollerich.

Fremdenfeindlichkeit in "Fremdenfreundlichkeit" umgewandeln

Der Kardinal äußerte sich bei einer Konferenz im süditalienischen Bari, wo hochrangige Kirchenvertreter aus 20 europäischen, afrikanischen und nahöstlichen Anrainerstaaten des Mittelmeeres tagen. Bis Sonntag beraten sie unter dem Motto "Mittelmeer - Grenze des Friedens" über Entwicklungs- und Friedensfragen. Bei der Konferenz wird eine Erklärung erarbeitet, die am Ende Papst Franziskus übergeben werden soll.

Maltas Erzbischof Charles Scicluna mahnte am Freitag, Fremdenfeindlichkeit müsse in "Fremdenfreundlichkeit" umgewandelt werden. Für diesen Kurs sollten die Kirchen der Mittelmeerregion werben, um das Migrationsproblem zu lösen. Offenheit gegenüber Fremden sei "ein sehr alter Wert", der auch in der Bibel bezeugt werde, so Scicluna. Man könne den Politikern nicht vorschreiben, was zu tun sei. Aber die Botschaft des Bari-Treffens könne Behörden ermutigen, das Richtige zu tun. 

Jean-Claude Hollerich

Jean-Claude Hollerich (66), Erzbischof von Luxemburg, gehört unter den Kardinälen zu den bekanntesten Teilnehmern des Konklaves. Das verdankt der polyglotte Jesuit vor allem zwei wichtigen internationalen kirchlichen Ämtern, die er während des Franziskus-Pontifikates innehatte.

Von 2018 bis 2023 war Hollerich als Nachfolger des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE). In dieser Funktion vertrat er die Interessen der Kirche bei der EU und kam mit fast allen wichtigen Kardinälen in Europa zusammen.

Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Sven Becker (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Sven Becker ( KNA )
Quelle:
KNA