Französische Politikerin Simone Veil gestorben

Würdigungen aus Politik und Religion

Die französische Politikerin und Holocaust-Überlebende Simone Veil ist tot. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Veil in einem Kondolenzschreiben an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine große Europäerin.

Trauer um Simone Veil / © Julian Stratenschulte (dpa)
Trauer um Simone Veil / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Veil starb am Freitag im Alter von 89 Jahren, wie französische Medien berichteten. Die im Jahr 1927 in Nizza geborene Jüdin hatte sich zeitlebens für die Rechte von Frauen und ein geeintes Europa eingesetzt. In Frankreich setzte sie als Gesundheitsministerin ein umstrittenes Gesetz zur Legalisierung von Abtreibungen durch. Von 1979 bis 1982 stand sie als erste Frau dem Europäischen Parlament als Präsidentin vor.

Politiker würdigen Veil

Der aktuelle Präsident des Europaparlaments Antonio Tajani bezeichnete die Verstorbene als "Bewusstsein Europas". Man werde ihrem Vorbild weiter folgen. Auch deutsche Politiker und Religionsvertreter würdigten die Lebensleistung Veils.

"Simone Veil war eine Bastion der deutsch-französischen Freundschaft", sagte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD). "Ihr Leben war ein Sinnbild für die Versöhnung zwischen Franzosen und Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg und ein Beispiel für uns alle." Trotz ihrer Erlebnisse während des Holocaust habe sie den Deutschen verziehen und für die europäische Einigung gekämpft. Auch für die Frauenrechte in Frankreich habe Veil "Bahnbrechendes" geleistet, so Gabriel.

Überzeugte Europäerin

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, würdigte Veil als überzeugte Europäerin. "Sie war ihrer Zeit immer voraus - als Versöhnerin, als Ministerin und vor allem als überzeugte Europäerin", betonte Knobloch in München. Die Welt verliere eine "herausragende" Persönlichkeit und eine "beeindruckende" Zeitzeugin, die die "Hölle" von Auschwitz überlebt habe. Veil habe das Ideal der europäischen Idee bereits gelebt, als diese Visionen nur wenige teilten.

Veil war 1944 als damals Sechzehnjährige nach Auschwitz und später nach Bergen-Belsen deportiert worden. Sie erlebte, wie ihre Mutter in Auschwitz an Typhus starb. Auch ihr Vater, der Architekt Andre Jacob, und ihr Bruder starben während des Holocaust. Veil engagierte sich in der Stiftung für die Erinnerung an die Schoah und erhielt zahlreiche Preise; unter anderem 1981 den Aachener Karlspreis für ihre Verdienste um die europäische Einigung.


Quelle:
KNA