Wiener Kardinal erreicht Altersgrenze von 75 Jahren

Franziskus verschiebt Schönborns Ruhestand

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn wird am Mittwoch 75 Jahre alt. Als Theologe, Ökumeniker und internationaler Vermittler gehört er zu den profiliertesten Vertretern der katholischen Weltkirche. Und er soll weiter in Wien bleiben.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Papst Franziskus (l.) mit Kardinal Christoph Schönborn / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus (l.) mit Kardinal Christoph Schönborn / © Paul Haring ( KNA )

Schönborn erreicht nun jene Altersgrenze, mit der Bischöfe dem Papst gemäß dem Kirchenrecht ihren Amtsverzicht anbieten müssen. Doch Papst Franziskus hat entschieden, dass Kardinal Schönborn auch nach seinem 75. Geburtstag weiterhin im Amt bleibt. Vorläufig und auf unbestimmte Zeit soll er als Erzbischof von Wien tätig sein.

Schönborn leitet Österreichs Hauptstadterzbistum seit 1995; er übernahm es auf dem Höhepunkt eines Missbrauchsskandals um seinen Vorgänger Kardinal Hans Hermann Groer (1919-2003). Auch als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz warb und wirbt Schönborn in Dialogprozessen auf verschiedenen Ebenen um neues Vertrauen für die Kirche.

Selbst ein Papst-Kandidat?

Im Vatikan gehört Schönborn zu den Vertrauten von Papst Franziskus. Bei den Papstwahlen von 2005 und 2013 wurde er selbst als möglicher Kandidat genannt. Der am 22. Januar 1945, kurz vor Kriegsende, im böhmischen Skalka (Skalken bei Leitmeritz) geborene Adelsspross ist für seine Freundlichkeit, Eloquenz und Konzilianz bekannt. Diese wurde ihm von Kritikern mitunter auch als Schwäche ausgelegt.

Zu Schönborns Schwerpunkten zählt die moderne Großstadtseelsorge. Die Erosion der Katholikenzahl in Österreich konnte er verlangsamen. Die internationale Drehscheibe Wien nutzt der Dominikaner, der 1998 zum Kardinal erhoben wurde, zu Kontakten mit den Ostkirchen. Schönborn zählt zu den Mitarbeitern am Weltkatechismus und war Initiator des Jugendkatechismus "YouCat".

Schönborn ist seit einiger Zeit gesundheitlich angeschlagen. Im Mai 2019 musste er sich einer Prostata-Operation unterziehen. Im Dezember erlitt er einen Lungeninfarkt als Folge einer Lungenembolie. Bis Mitte Januar nahm er keine Termine wahr.

Laut einem jüngsten Medienbericht soll Schönborn im März nach 22 Jahren den Vorsitz der Österreichischen Bischofskonferenz an seinen bisherigen Stellvertreter abgeben, den Salzburger Erzbischof Franz Lackner (63).

Glückwünsche übermitteln

Zu seinem 75. Geburtstag gibt es eine Reihe von Veranstaltungen und medialen Angeboten. So können auf der eigens eingerichteten Website www.kardinalschoenborn.at/geburtstag sowie auf den Social-Media-Kanälen unter dem Hashtag "#GlückwunschKardinal" Grüße gepostet werden.

Eine Sonderausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Sonntag" enthält Gratulationen unter anderen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sowie Beiträge enger Mitarbeiter und Wegbegleiter des Kardinals. Die Erzdiözese Wien veranstaltet am Freitag (24. Januar) im Stephansdom ein Benefizkonzert mit der Großen Messe von Mozart, das live von "radio klassik" übertragen wird.


Quelle:
KNA