Franziskus-Unterstützer mobilisieren in der US-Kirche

Hilfe für den Papst

Neun Jahre nach seiner Wahl bleibt die Unterstützung für Papst Franziskus in der Führung der US-Kirche verhalten. Es gibt koordinierte Bemühungen, daran etwas zu ändern.

Autor/in:
Thomas Spang
Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa (Honduras), und Papst Franziskus (Archiv) / © Osservatore Romano/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa (Honduras), und Papst Franziskus (Archiv) / © Osservatore Romano/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga braucht keine Rücksicht zu nehmen, jemandem in der US-amerikanischen Bischofskonferenz auf die Füße zu treten. Deshalb sagt er unverblümt, was viele seiner US-Kollegen bisher nur hinter vorgehaltener Hand sagen. "Wir müssen die Opposition gegen den Papst benennen", sagt Maradiaga zu dem Verhalten führender US-Bischöfe.

Dann wechselt der 79-jährige Kardinal aus Honduras in einem Interview des "National Catholic Reporter" in die unbestimmte Form. "Es versucht Mauern zu bauen, rückwärtszugehen - sehnt sich nach der alten Liturgie oder Dingen aus der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil." Der enge Vertraute von Papst Franziskus, der dessen Kardinalsrat koordiniert, lässt keinen Zweifel, dass er über die Bremser und Kritiker in den USA spricht.

Unterminierung des Papstes?

Vollversammlung der US-Bischofskonferenz in Baltimore / © Bob Roller (KNA)
Vollversammlung der US-Bischofskonferenz in Baltimore / © Bob Roller ( KNA )

Die dominieren weiterhin die US-Bischofskonferenz, die von dem konservativen Erzbischof von Los Angeles, Jose Gomez, angeführt wird.
Unter dessen Leitung verfolgen die US-Bischöfe einen Kurs, der auch bei der Minderheit der Papst-Unterstützer als Unterminierung des Papstes verstanden wird. Zuletzt mit der Debatte über die Eucharistiewürdigkeit von US-Präsident Joe Biden wegen dessen Haltung in der Abtreibungsfrage.

Vor diesem Hintergrund ist es nach Ansicht von Beobachtern bemerkenswert, dass sich die Franziskus-Fraktion nun besser zu koordinieren versucht. Und dabei ganz offensichtlich Rückendeckung aus dem Vatikan erhält. Das erklärt, warum der einflussreiche Kardinal Maradiaga am 25. und 26. März nach Chicago reiste, wie auch der päpstliche Nuntius in den USA, Christophe Pierre und Schwester Nathalie Becquart, die im Vatikan die Bischofssynode koordiniert.

US-Konferenz zu Franziskus

Anlass war ein als vertraulich eingestufter Gedankenaustausch zwischen Kirchenführern und Theologen, der darauf abzielte, die Wurzeln des Widerstands gegen Franziskus freizulegen. Zu der Konferenz reisten laut dem katholischen Leitmedium "National Catholic Reporter" 70 Bischöfe, Kardinäle und Theologen aus den USA an. Zu den Teilnehmern zählten etwa die Kardinäle Blase Cupich, Sean Patrick O'Malley und Joseph Tobin, sowie die Erzbischöfe Mitchell Rozanski, John Wester, Charles Thompson und Roberto Gonzalez Nieves.

Die Gespräche unter dem Titel "Papst Franziskus, das Zweite Vatikanische Konzil und der Weg in die Zukunft" unterlagen laut dem Bericht der "Chatham House Rule". Diese gestattet es den Teilnehmern, über die Inhalte der Diskussionen zu sprechen, nicht aber bestimmte Kommentare namentlich zuzuordnen.

Die Hauptvorträge hielten der Theologe Massimo Faggioli von der Villanova University, die Theologin M. Therese Lysaught von der Loyola University Chicago und der peruanische Erzbischof Hector Miguel Cabrejos, der dem Lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM vorsteht.

Synodaler Prozess in vielen Diözesen halbherzig

Maradiaga wies darauf hin, dass ein Schlüssel zum Verständnis der Opposition der US-Kirche die Erkenntnis sei, dass viele der Reformvorhaben des Papstes im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) verankert sind. Dazu gehört auch der von Franziskus angestoßene synodale Prozess, an dem sich viele Diözesen in den USA bestenfalls halbherzig beteiligen.

Umso eifriger engagieren sich die US-Bischöfe bei gesellschaftlichen Spaltthemen wie der Abtreibung. Zufall oder nicht traf am Montag auch Erzbischof Vincenzo Paglia aus Rom kommend in New York ein. Der Leiter der vatikanischen Denkfabrik zu Lebensthemen kritisiert öffentlich die verengte Perspektive der kirchlichen Abtreibungsgegner in den USA.

"Es werden wichtige Aspekte des Lebens in einer ideologischen Weise angesprochen, die nicht von allem anderen abgetrennt werden können", sagte Paglia nach seinem Eintreffen dem "Religion News Service". Es sei wichtig, "den Schutt beiseite zu räumen", der die Kirche daran hindere, "von Auge zu Auge zu sehen oder statt bloßen Anklagen einen Dialog zu fördern".

Betonung der Unverletzlichkeit des Lebens

Dem Vordenker aus dem Vatikan geht es darum, auch in den USA der Idee vom "durchgehenden Gewand" zum Durchbruch zu verhelfen. Damit gemeint ist die konsequente Betonung der Unverletzlichkeit des Lebens von der Geburt bis zum Tod und vor allem dazwischen. Um glaubwürdig zu sein, müsse die Kirche sich auch "gegen die Todesstrafe, gegen Krieg, gegen das Abschieben und Wegwerfen der Älteren einsetzen".

In New York wollte Paglia mit Kardinal Timothy Dolan zusammentreffen, der das Lebensthema bei der Bischofskonferenz koordiniert. Vorgesehen sind auch Begegnungen mit Nuntius Pierre und dem von Franziskus berufenen ersten schwarzen Kardinal der USA, Wilton Gregory, in Washington.

Quelle:
KNA