Franziskus ruft anlässlich des Heiligen Jahres zu Pilgerfahrten nach Rom auf

Das Gewissen wachrütteln

Franziskus hat mit einer Verkündigungsbulle das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen. Es beginnt am 8. Dezember - ein nicht zufällig gewählter Termin, wie der Papst erklärte: Dann vor genau 50 Jahren endete das Zweite Vatikanische Konzil.

Gläubige auf dem Petersplatz in Rom (KNA)
Gläubige auf dem Petersplatz in Rom / ( KNA )

Papst Franziskus hat offiziell ein Heiliges Jahr der katholischen Kirche ausgerufen. Vor der Heiligen Pforte des Petersdoms überreichte er am Samstag den Erzpriestern der vier großen Päpstlichen Basiliken Roms sowie ausgewählten Kardinälen und Erzbischöfen aus dem Vatikan die sogenannte Verkündigungsbulle, eine besonders feierliche Urkunde. Das "außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit" beginnt am 8. Dezember und endet am 20. November 2016. Angekündigt hatte Franziskus diese Initiative überraschend bereits am 13. März.

Das Heilige Jahr solle "eine Zeit der Gnade für die Kirche sein und helfen, das Zeugnis der Gläubigen stärker und wirkungsvoller zu machen", heißt es in der Bulle, aus der ein Mitarbeiter des Papstes in der Eingangshalle des Petersdoms Passagen verlas. Zugleich ruft Franziskus darin zu Pilgerfahrten nach Rom und zu anderen Wallfahrtsorte auf.

"Das Gewissen wachrütteln"

Ein Heiliges Jahr soll die Erneuerung des Glaubens fördern und ist mit einem besonderen Ablass verbunden. Traditionell findet es alle 25 Jahre statt. Zuletzt hatte Johannes Paul II. im Jahr 2000 ein ordentliches Heiliges Jahr ausgerufen. Das bevorstehende Heilige Jahr ist das dritte außerordentliche Heilige Jahr seit der Einführung dieses Brauchs durch Papst Bonifaz VIII. im Jahr 1300.

Im Mittelpunkt der Verkündigungsbulle mit dem Titel "Antlitz der Barmherzigkeit", deren deutsche Übersetzung 13 Seiten umfasst, steht die Barmherzigkeit. Die Gläubigen sollten in dieser Zeit verstärkt darüber nachdenken, wie sie diese konkret leben könnten. Sie müssten ihr Gewissen, "das gegenüber dem Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachrütteln", fordert der Papst.

Er habe den 8. Dezember als Eröffnungstermin gewählt, weil genau 50 Jahre zuvor das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) zu Ende gegangen sei, erklärt Franziskus darin weiter. Damals seien Mauern eingerissen worden, "die die Kirche allzu lange in einer privilegierten Festung eingeschlossen hatten". Der Vatikan-Experte Ulrich Nersinger sagte gegenüber domradio.de, das Heilige Jahr sei "eine Fortführung des Konzils". Der Papst verbinde in der Verkündigungsbulle das Thema Barmherzigkeit aber nicht nur mit dem Konzil, sondern auch mit der Person der Gottesmutter und wichtigen päpstlichen Anstößen wie der Barmherzigkeitsenzyklika von Johannes Paul II.

Aufforderung, in allen Bistümern "Pforten der Barmherzigkeit" zu öffnen

In dem Schreiben äußert der Papst zudem die Hoffnung auf einen vertieften Dialog der Religionen. Auch für Judentum und Islam stelle die Barmherzigkeit eine der wichtigsten Eigenschaften Gottes dar.

Die Bischöfe der Weltkirche fordert der Papst in der Bulle dazu auf, für die Dauer des Heiligen Jahres in ihrer Bischofskirche oder einer anderen Kirche eine "Pforte der Barmherzigkeit" zu öffnen, nach dem Vorbild des Petersdoms und der drei weiteren päpstlichen Basiliken Roms. Zu Beginn eines Heiligen Jahres werden traditionell die Heilige Pforte des Petersdoms sowie jene der Lateran-Basilika, von Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore geöffnet.

Zugleich kündigte der Papst die Aussendung von sogenannten Missionaren der Barmherzigkeit in die Ortskirchen an. Es handele sich hierbei um Priester, denen er die Vollmacht gegeben habe, auch von solchen Sünden loszusprechen, die normalerweise dem zuständigen vatikanischen Gerichtshof vorbehalten sind, der Apostolischen Pönitentiarie.


Quelle:
KNA , DR