Franziskus' drittes Amtsjahr

Vatikan-Reform und Klimawandel

Seine Popularität in der Bevölkerung ist enorm, aber es gibt auch internen Widerspruch. Jetzt geht Papst Franziskus in sein drittes Amtsjahr - mit einer Reihe von Herausforderungen. Dazu zählt unter anderem die Vatikan-Reform.

Autor/in:
Nicole Winfield
Papst Franziskus (KNA)
Papst Franziskus / ( KNA )

Papst Franziskus' drittes Amtsjahr hat begonnen - getragen von einer Popularitätswelle, die eine Neubelebung der Katholischen Kirche bewirkt hat. Aber auf den Pontifex kommt ein neues Jahr mit vielen Herausforderungen zu, mit internen Meinungsverschiedenheiten über alles Mögliche, von finanziellen Reformen bis hin zu Familienfragen. Sind die rosigen Zeiten vorbei?

Bei weitem nicht, jedenfalls was die normalen Gläubigen betrifft, wie die Meinungsforscher vom Forschungszentrum Pew sagen. Demnach haben neun von zehn Katholiken in den USA eine gute Meinung über Franziskus, sechs von zehn sogar eine sehr gute. Das sind Noten, die es zuletzt in den Rockstar-Tagen des inzwischen heiliggesprochenen Johannes Paul II. gegeben hat.

"Zwei Jahre nach seiner Wahl hat Franziskus das Gesicht des Pontifikats unumkehrbar gemacht", schrieb der italienische Vatikan-Experte Marco Politi kürzlich. Eine Rückkehr zu einem doktrinären, absolut monarchistischen Papst werde niemals "ohne dramatischen Verlust an Kontakt zur zeitgenössischen Gesellschaft, Gläubigen wie Nichtgläubigen, möglich sein".

Ein Überblick über fünf wichtige Punkte im dritten Amtsjahr, das Franziskus unter anderem nach Ecuador, Paraguay, Bolivien und in die USA führen wird:

Vatikan-Reform

Franziskus wurde mit der Erwartung gewählt, dass er nach Jahren von Misswirtschaft und Skandalen Ordnung und finanzielle Transparenz in die Vatikan-Verwaltung bringt. Es hat bereits spürbare Resultate gegeben, und weitere zeichnen sich ab.

So richtete der Papst ein neues Wirtschaftssekretariat mit Kardinal George Pell an der Spitze ein. Er gab dem Australier weitgehende Befugnisse zur "wirtschaftlichen Kontrolle" über alle Vatikan-Abteilungen. Pell machte davon Gebrauch und versuchte angeblich, auch das Management einiger vatikanischer Vermögenswerte - so etwa der enormen Immobilienbesitztümer - unter seine Fittiche zu nehmen. Das aber verärgerte die alte Garde im Vatikan, und es wurden auch von rechtlicher Seite Besorgnisse wegen mangelnder "Gewaltenteilung" laut.

Es hat den Anschein, dass Franziskus Pells Flügel etwas gestutzt hat: Die vom Papst im vergangenen Monat gebilligten Statuten für das Sekretariat machen klar, dass es Vermögenswerte beaufsichtigt, aber nicht verwaltet.

Jeder Reformplan hat seine Opposition - in diesem Fall von Prälaten, die volle Offenlegung scheuen und einen Machtverlust fürchten. Franziskus schockierte zudem viele Kurienmitglieder, als er "15 Krankheiten" auflistete, an denen sie litten, darunter "spirituellen Alzheimer".

Es werden wahrscheinlich keine Köpfe rollen, aber es könnte einige Umbesetzungen geben, wenn Franziskus' erste Verwaltungsreformen Gestalt annehmen. So wird es zwei neue Kongregationen - eine für den Laienstand, die andere für Gerechtigkeit und Wohltätigkeit - geben, in denen ein halbes Dutzend kleinerer pontifikaler Räte aufgehen werden.

Klimawandel

Möglicherweise hat kein unveröffentlichtes päpstliches Dokument mehr Kontroversen, frohen Erwartungen oder auch Besorgnis ausgelöst wie Franziskus' bevorstehende Umwelt-Enzyklika. Der erste lateinamerikanische Papst meint, dass der Treibhauseffekt hauptsächlich vom Menschen gemacht ist, und er hat die Hoffnung geäußert, dass das Dokument zu "mutigen Schritten" gegen den Klimawandel anspornt.

Das hat religiöse Konservative alarmiert: Eine Reihe von ihnen stellt den Klimawandel in Abrede und hält den theologischen Ansatz des Papstes für schlichtweg schrecklich. Die Enzyklika wird im Juni oder Juli erwartet.

Sexueller Missbrauch

Franziskus' vieldiskutierte Kommission zum Thema sexueller Missbrauch durch Priester hatte einen langsamen Start und verfügt bisher über keine Statuten zur Anleitung ihrer Arbeit. Aber Mitglieder arbeiten an Vorschlägen zum Schutz von Kindern, zur Aufklärung von Kirchenpersonal und zu Schritten gegen Bischöfe, die Missbrauch durch Geistliche zu vertuschen versuchen.

Im letzten Punkt hat es Franziskus mit einem heißen Eisen zu tun. Im Januar ernannte er Bischof Juan Barros Madrid zum Leiter der Diözese Osorno in Chile. In den folgenden Wochen riefen 1300 örtliche Gläubige, 51 nationale Parlamentarier und viele der 35 Priester in der Diözese den Papst auf, die Berufung zurückzunehmen: Sie beschuldigten Barros, die Taten des berüchtigten pädophilen Reverend Fernando Karadima verschleiert zu haben. Will Franziskus die Ernennung zurücknehmen, muss er das vor dem 21. März tun, dem Tag des geplanten Amtsantritts.

Die Opposition

Franziskus hat den Umgang mit geschiedenen und neu verheirateten Katholiken zum Thema gemacht und damit traditionelle Gläubige und konservative Prälaten auf den Plan gebracht. Sie wollen jeden etwaigen Versuch des Papstes verhindern, an der gegenwärtigen Praxis zu rütteln, nach der wiederverheiratete Geschiedene keine Kommunion empfangen dürfen. Eine konzertierte Aktion gegen jegliche Änderung wird auf einer Familiensynode im Oktober erwartet.

Außenpolitik

Die Hilfestellung des Vatikan bei der Wiederannäherung zwischen den USA und Kuba ist das bisher klarste Zeichen dafür, dass der Pontifex eine größere internationale Rolle für den Heiligen Stuhl anstrebt als es unter Benedikt XIV. der Fall war. Aber ganz reibungslos verlief das bisher nicht. So verärgerte Franziskus Mexiko, indem er in einer privaten Email an einen Freund im Zusammenhang mit dem Drogenhandel von der Gefahr einer "Mexikanisierung" Argentiniens sprach.

Die große Frage für Franziskus ist China. Dort praktiziert die Hälfte der schätzungsweise acht bis 12 Millionen Katholiken ihre Religion in Untergrund-Gemeinden. Gottesdienste sind offiziell nur in staatlich genehmigten Kirchen außerhalb der Autorität des Papstes erlaubt. Der Topdiplomat des Vatikan, Kardinal Pietro Parolin, schlug kürzlich optimistische Töne an. Die Dinge befänden sich in einer "positiven Phase", beide Seiten seien gesprächsbereit und die Aussichten "vielversprechend".