Frankreichs dienstältester Bischof wird 80

Seit 1976 im Amt

Gilbert Aubry, seit 46 Jahren katholischer Bischof der ostafrikanischen Insel La Reunion, wird an diesem Dienstag 80 Jahre alt. Er ist damit der bei weitem dienstälteste amtierende Bischof Frankreichs.

Gilbert Aubry, Bischof von Saint-Denis de La Reunion / © Stephane Ouzounoff (KNA)
Gilbert Aubry, Bischof von Saint-Denis de La Reunion / © Stephane Ouzounoff ( KNA )

Über ein Jahrzehnt war er zudem Vorsitzender der Bischofskonferenz der Inseln des Indischen Ozeans. Aubry wurde Ende 1975 von Papst Paul VI. ernannt und im Mai 1976 geweiht. Mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren hat der Bischof von Saint-Denis de La Reunion dem Papst gemäß dem Kirchenrecht seinen Amtsverzicht angeboten. Franziskus hat Aubry jedoch seither im Amt belassen.

Kirche Notre-Dame de la Delivrance in Saint Denis in La Reunion / © Ruben M Ramos (shutterstock)
Kirche Notre-Dame de la Delivrance in Saint Denis in La Reunion / © Ruben M Ramos ( shutterstock )

La Reunion gehört als Übersee-Departement zu Frankreich und damit auch zur EU. Auf der kleinen, bis zum 17. Jahrhundert unbewohnten Insel im Indischen Ozean sind durch Sklaverei und Arbeitsmigration alle Weltreligionen auf engstem Raum vereint. Friedliches Zusammenleben prägt den Alltag. Bis 1912 war der Katholizismus auf La Reunion Staats- und Pflichtreligion. Seitdem gilt auch hier Frankreichs laizistische Trennung von Staat und Kirche.

Religiösität und Wundergläubigkeit

Gleichwohl spielt Religion eine allgegenwärtige Rolle auf La Reunion, dem südlichsten Flecken der EU. Das nur 70 Kilometer lange und 50 Kilometer breite Eiland, rund 10.000 Kilometer von Paris entfernt, ist ein bunter Mikrokosmos. Zum Leidwesen des Bischofs übersteigt jedoch nicht nur die Religiosität, sondern auch die Wundergläubigkeit das EU-übliche Maß um ein Vielfaches. Okkulte Praktiken und Phänomene sind weit verbreitet. Wiederholt sandte Aubry umstrittene Gegenstände der Verehrung zur Untersuchung ins Mutterland Frankreich.

"In unserer gemeinsamen Psychologie ist der erste Impuls immer ein religiöser, kein rationaler", sagt Aubry. In seinen Adern fließt nach eigenen Worten französisches, portugiesisches und madagassisches Blut. Auch einen Deutschen zählt er zu seinen Vorfahren aus dem frühen 20. Jahrhundert: einen Kölner Händler namens Leischnig.

Kirche in Frankreich

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)
Quelle:
KNA