Wie der Heilige Nikolaus die Religionen verbindet

"Der Nikolaus funktioniert überall"

Der Nikolaustag ist ein großer Feiertag, nicht nur für Kinder. Warum er einer der wichtigsten Heiligen ist und zwischen den Religionen verbindet, erklärt Dominik Meiering, Kölner Domkapitular und erfahrener Nikolaus-Darsteller. 

Ein Mann, als Sankt Nikolaus verkleidet, mit Bischofsstab und goldenem Buch / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Mann, als Sankt Nikolaus verkleidet, mit Bischofsstab und goldenem Buch / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie kann ich den Nikolaus vom Weihnachtsmann unterscheiden?

Domkapitular Dominik Meiering (KiK)
Domkapitular Dominik Meiering / ( KiK )

Dominik Meiering (Kölner Domkapitular): Der Nikolaus ist ein ordentlicher Bischof. Er trägt eine Bischofsmütze, die Mitra, einen Bischofsring, die Pektorale, also das Bischofskreuz auf der Brust. Er trägt also all das, was ein Bischof trägt. Eine Albe, ein weißes Gewand, darüber einen meist roten Chormantel.

Der Weihnachtsmann hat eine Schlumpfmütze auf und läuft mit einem Bademantel durch die Gegend. Der Nikolaus begegnet den Menschen und schreitet mit seinem Bischofsstab zwischen Menschen umher. Der Weihnachtsmann klettert an Fassaden der Geschäfte hoch, um zu mehr Kommerz einzuladen.

DOMRADIO.DE: Heiligenfeste gibt es ja gefühlt fast jeden Tag, was macht denn den Heiligen Nikolaus so besonders?

Meiering: Einerseits weil das Nikolausfest früher das Fest war, an dem die Geschenke gebracht wurden. Das ist später erst zum Weihnachtsfest "rübergewandert", nicht zuletzt durch Martin Luther, der mit den Heiligen nicht so einverstanden war. Christus solle das eigentliche Geschenk sein. Das ist ja auch nicht falsch.

Aber trotzdem: Wir brauchen Identifikationsfiguren. Der Heilige Martin steht für das Teilen. Der Heilige Nikolaus steht für das Schenken. Die Kinder im Kindergarten, in der Grundschule, in den Familien, müssen lernen, dass das etwas Wichtiges ist. Das brauchen wir. Teilen und Schenken sind Grundelemente des menschlichen Daseins, deshalb haben wir diese beiden als besonders große und volkstümliche Heilige. Dazu kommt natürlich, dass sie in vielen Ländern Europas eine unglaubliche Verbreitung gehabt haben und zu den berühmtesten Heiligen schlechthin gehören.

DOMRADIO.DE: Ist der Nikolaus nur etwas für Katholiken?

Meiering: Der Nikolaus funktioniert überall - sogar interreligiös. Wir haben auch schon Nikolaus in einer Grundschule gefeiert, in dem auch muslimische Kinder sind. Die waren auch begeistert, denn der historische Nikolaus kommt aus Myra. Das ist eine Stadt in Kleinasien, der heutigen Türkei. Muslime haben auch ein Interesse, diese Tradition mit zu leben und das Schenken als etwas Wertvolles hochzuhalten, das den Menschen ausmacht.

DOMRADIO.DE: Worauf muss man achten, wenn man den Nikolaus spielt?

Meiering: Ich sage nie, "den Nikolaus spielen". Ich sage immer, "den Nikolaus darstellen". In dem Augenblick, wo man das Gewand trägt und den Kindern begegnet, ist man der Nikolaus. Da ist wichtig, dass man nicht der verlängerte Arm der Erziehungsberechtigten ist, sondern das Gegenteil. Es ist wichtig, dem Kind die Perspektive Gottes zu vermitteln: Ich schaue auf dich, liebes Kind, so wie der Liebe Gott auf dich schaut. Ich bin dankbar, dass es dich gibt. Du bist kostbar und wertvoll so wie du bist.

Das ist etwas ganz, ganz Wichtiges, was Kinder zugesprochen bekommen müssen, damit sie in ihrem Selbstbewusstsein wachsen, und damit sie Mut haben, ihr Leben anzugehen und mit Vertrauen auf Gott ihr Leben wagen.

DOMRADIO.DE: Der Nikolaus flößt vielen Kindern auch Angst ein. Wie geht man damit um?

Meiering: Ich find das ganz doof, wenn der Nikolaus von Knecht Ruprecht mit der Rute begleitet wird. Das macht den Kindern Angst. Die Tradition ist eigentlich ganz anders. Ursprünglich hatte der Nikolaus einen schwarzen Mann an die Kette gelegt. Der war eine Symbolfigur für das Böse. Das Böse hat keine Macht mehr, sondern ist an die Kette gelegt.

Wenn mit den Ketten gerasselt wurde, sollte das zeigen, dass die Kinder vor dem Bösen keine Angst mehr haben müssen. Das Böse hat keine Chance mehr für den, der sich zu Christus bekennt und auf ihn hofft. Ich trete deshalb nie mit Knecht Ruprecht auf. Immer nur als Nikolaus, der den positiven Blick Gottes auf die Kinder wirft.

DOMRADIO.DE: Woher kommt denn die Rute vom Nikolaus?

Meiering: In der Tradition ist das der Barbarazweig. Eigentlich muss der Knecht Ruprecht den Barbarazweig für den Nikolaus festhalten. Am Barbaratag, dem 4. Dezember, wird der Zeig eingepflanzt und fängt am Weihnachtstag an zu blühen. Es ist also kein Schlagstock oder Drohmittel, sondern ein Hoffnungszeichen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.

Heiliger Nikolaus

Nikolaus ist einer der am meisten verehrten Heiligen der Christenheit. In der katholischen Kirche wird er häufig als "Nothelfer" angerufen; die orthodoxen Christen bezeichnen ihn als "Wundertäter". Von der historischen Person gilt nur als sicher, dass Nikolaus im vierten Jahrhundert Bischof von Myra an der heutigen türkischen Mittelmeerküste war. Seine Reliquien werden in der süditalienischen Hafenstadt Bari verehrt.

Nikolaus im Kindergarten / © Harald Oppitz (KNA)
Nikolaus im Kindergarten / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR