Forschungsprojekt zu Missbrauch im Erzbistum Paderborn dauert an

Mehr Quellen als erwartet

Ursprünglich war das Forschungsprojekt zu Missbrauchsfällen im Erzbistum Paderborn auf fünf Jahre angesetzt. Die Auswertung und juristische Abklärung dauert an, es gebe mehr Quellen als erwartet. Vermutlich liegt das Ergebnis 2026 vor.

Archivkartons mit Unterlagen, Ordner und Mappen in den Regalen eines Bistumsarchivs / © Julia Steinbrecht (KNA)
Archivkartons mit Unterlagen, Ordner und Mappen in den Regalen eines Bistumsarchivs / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das auf ursprünglich fünf Jahre angesetzte Forschungsprojekt der Uni Paderborn zu sexuellem Missbrauch von Minderjährigen im Erzbistum Paderborn dauert länger als geplant. Nach aktuellem Stand soll das Ergebnis zu den Amtszeiten der Kardinäle Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt von 1941 bis 2002 im Frühjahr 2026 vorgestellt werden, teilte die Uni am Freitag mit.

Sichtung und Verarbeitung des Materials habe länger gedauert als ursprünglich angenommen. Das liege an der Corona-Pandemie in den Anfangsjahren nach Start der Arbeit. Es gebe aber auch mehr Quellen
als erwartet, teilte die Uni mit. 

"Das versetzt uns aber auch in die Lage, das Handeln des Paderborner Leitungspersonals und die Situation von Betroffenen vor dem Hintergrund gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen zu betrachten, was auch diözesanübergreifend von Relevanz ist", so die Wissenschaftlerin und Professorin Nicole Priesching.

Informationen aus Zwischenbericht 

In einem Zwischenbericht hatten die Autorinnen Priesching und Christine Hartigen im Dezember 2021 berichtet, dass die Kardinäle Jaeger (1892-1975) und Degenhardt (1926-2002) Täter geschützt und keine Fürsorge für die Opfer gezeigt haben. 

Kirche als auch Gesellschaft habe systematisch weggesehen und Straftaten gebilligt oder hingenommen. In einer zweiten Studie untersucht Priebing die Zeit Hans-Josef Beckers. Der noch lebende Erzbischof war von 2002 bis 2022 im Amt.

Gebiet des Erzbistums

Geografisch erstreckt sich das Erzbistum mit 1,4 Millionen Katholiken in Nordrhein-Westfalen von Minden im Norden bis nach Siegen im Süden und von Herne im Westen bis nach Höxter im Osten. Zusätzlich zu den Gebieten in Westfalen zählen Teile des Kreises Waldeck-Frankenberg (Hessen) und die Stadt Bad Pyrmont (Niedersachsen) zum Erzbistum. Paderborn ist eins von bundesweit sieben Erzbistümern und nimmt damit eine der zentralen Führungspositionen in der katholischen Kirche in Deutschland ein.

Studie der Bischofskonferenz

2018 hatte eine Studie im Auftrag der Bischofskonferenz ergeben, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 1.670 katholische Kleriker 3.677 meist männliche Minderjährige missbraucht haben sollen. Kritiker hatten an der Studie aber bemängelt, dass die Autoren keinen Zugang zu Originaldokumenten in den Kirchenarchiven bekommen hatten.

Erzbistum Paderborn

Rund 4,8 Millionen Menschen leben im Erzbistum Paderborn, davon sind gut 1,3 Millionen katholisch. Das Erzbistum gliedert sich in 19 Dekanate mit 603 Pfarrgemeinden in 107 Seelsorgeeinheiten (Pastorale Räume / Pastoralverbünde / Gesamtpfarreien). 

Erzbistum Paderborn / © Bernd Thissen (dpa)
Erzbistum Paderborn / © Bernd Thissen ( dpa )
Quelle:
dpa