Fluminense Rio geht mit Papst ins Klub-WM-Halbfinale

Zwölfter Mann Johannes Paul II.

Am Dienstag trifft der Traditionsverein Fluminense aus Rio de Janeiro im Halbfinale der Fußball-Klub-WM auf den FC Chelsea. Die Brasilianer setzen dabei auf himmlischen Beistand. Das hat schon mehr als einmal funktioniert.

Autor/in:
Tobias Käufer
Spielbälle "Fußballliebe" / © Christian Charisius (shutterstock)
Spielbälle "Fußballliebe" / © Christian Charisius ( shutterstock )

Während in Deutschland die Fußballfans mit der Klub-WM in den USA nach dem Ausscheiden von Bayern München und Borussia Dortmund hadern, ist die Euphorie im Land des Rekordweltmeisters Brasilien umso größer. Das liegt auch am guten Abschneiden der vier brasilianischen Klubs, die allesamt die Vorrunde überstanden. Einer aus dem Quartett schaffte es sogar ins Halbfinale und wird dort am Dienstag auf den FC Chelsea aus London treffen: Fluminense aus Rio de Janeiro. Die Sender melden die höchsten Einschaltquoten für Vereinsspiele seit 2023; am Copacabana-Strand finden sich Tausende zum Public Viewing ein. Der Stellenwert des Turniers ist in Südamerika ungleich größer als in Europa.

Sowohl an der Copacabana als auch in der Fan-Kurve des Met-Life-Stadions könnte dann auch wieder ein ganz bestimmtes Lied zu hören sein, das Papst Johannes Paul II. (1978-2005) gewidmet ist. Für dessen Brasilien-Besuch 1980 wurde eigens ein Lied komponiert, das es irgendwie zwei Jahre später bei einem Elfmeterschießen gegen den Lokalrivalen Vasco auch in die Kurve von Fluminense schaffte. Fluminense gewann das Drama - fortan war diese Papsthymne ein Glücksbringer der Fans.

Heiliger Helfer aus Polen

Als der Papst am Vorabend des Finales 2005 um die Staatsmeisterschaft starb, sangen die Fans die Hymne erneut. Es folgte ein 4:1-Sieg über Flamengo und ein weiterer Titel für den Trophäenschrank. So dürfte das Lied für den inzwischen heiliggesprochenen Johannes Paul II. auch am Dienstag gegen Chelsea zu hören sein: "A bencão João de Deus, nosso povo te abraça", zu deutsch: "Johannes von Gottes Segen, unser Volk umarmt dich". Im Großraum New York und im benachbarten Boston leben rund 500.000 Menschen mit brasilianischen Wurzeln. Das Halbfinale könnte sozusagen ein Heimspiel werden.

Der zweite kirchliche Helfer fällt allerdings diesmal aus. Pfarrer Omar, der in Rio de Janeiro vor wichtigen Spielen Fluminense-Gottesdienste feiert, hat sich bei einem Unfall bei einem Besuch eines Wallfahrtsortes in Venezuela in dieser Woche acht Rippen gebrochen. Einige Fans werten das als schlechtes Omen.

Unter den Armen des Christus von Rio

Vor gut 15 Jahren stand Fluminense mit dem Rücken zur Wand im Abstiegskampf der brasilianischen Serie A. Die Fans des Vereins baten Pfarrer Omar, der nebenbei auch Rektor der Christus-Statue in Rio de Janeiro ist, um einen Gottesdienst für den Klassenerhalt. Die wundersame Rettung gelang, Fluminense gewann tatsächlich alle verbleibenden Spiele und blieb in der Liga. Ähnliches wiederholte sich im November 2023. Vor dem Finale der südamerikanischen Champions League, der Copa Libertadores, gegen die Boca Juniors, betete Padre Omar mit Fans erneut für einen glücklichen Ausgang des Endspiels. 

Und tatsächlich sollte Fluminense gewinnen und qualifizierte sich mit diesem ersten Copa-Triumph für die laufende Klub-WM. Bei einem Treffen im Rom überreichte Pfarrer Omar dem damaligen Papst Franziskus aus Argentinien einen Wimpel von Fluminense. Dass er nun in Venezuela mit gebrochenen Rippen im Krankenhaus liegt, dürfte ihm erschweren, die Partie zu verfolgen. Die Zeitung "O Globo" schrieb am Wochenende: "Pater Omar ist seit 2009 Rektor des Heiligtums 'Cristo Redentor' und reist um die Welt, um die Statue bekannt zu machen - und nicht nur ihren Wert als Touristenattraktion, sondern vor allem ihre Kraft als religiöses und humanitäres Symbol hervorzuheben." Doch zumindest am Dienstag dürfte sein Herz auch im Met-Life-Stadion bei seinem Fluminense FC sein.

Statue Cristo Redentor in Rio de Janeiro

Christus der Erlöser, portugiesisch Cristo Redentor, heißt eine kolossale Statue von Jesus Christus auf dem Gipfel des Berges Corcovado in Rio de Janeiro, im Südosten Brasiliens. Die Statue von Christus dem Erlöser wurde 1931 fertiggestellt und ist 30 Meter hoch, ihre horizontal ausgestreckten Arme erstrecken sich über 28 Meter. Die Statue ist zum Wahrzeichen der Stadt Rio de Janeiro und der ganzen Nation Brasilien geworden.

Cristo Redentor in Rio de Janeiro / © Fernando Souza (dpa)
Cristo Redentor in Rio de Janeiro / © Fernando Souza ( dpa )
Quelle:
KNA