Fleischskandal: Vorwürfe gegen Regierung werden lauter

Seehofer in der Kritik

Gammelfleisch-Täter sollen härter bestraft werden. Das fordern zahlreiche Politiker nach den jüngsten Fleischskandalen in Bayern. Die Grünen sprachen sich dafür aus, die Verantwortlichen mit Gefängnis zu bestrafen. Vize-Fraktionschefin Höhn sagte, die schwarzen Schafe der Fleisch-Branche gehörten hinter Gitter.

 (DR)

Gammelfleisch-Täter sollen härter bestraft werden. Das fordern zahlreiche Politiker nach den jüngsten Fleischskandalen in Bayern. Die Grünen sprachen sich dafür aus, die Verantwortlichen mit Gefängnis zu bestrafen. Vize-Fraktionschefin Höhn sagte, die schwarzen Schafe der Fleisch-Branche gehörten hinter Gitter. Thilo Bode, Sprecher der Verbraucherorganisation Foodwatch, fordert ein neues Lebensmittelrecht und harte Strafen für die Täter. Hören Sie im domradio-Interview Thilo Bode zum jüngsten Fleischskandal.

"Wenn die Landesminister den nötigen Mut haben, versagen sie Bundesminister Seehofer Ende September die Zustimmung. Sein geplantes Gesetz, das dann verabscheidet werden soll, ist absolut wirkungslos", fordert Bode im domradio.

Regierung attakiert Bayern
Schwere Vorwürfe muss sich auch Verbraucherschutzminister Seehofer auch von den Grünen anhören. Vize-Fraktionschefin Höhn sagte wörtlich: "Herr Seehofer hat versagt. Angeblich ist vor zehn Monaten jedes einzelne Kühlhaus untersucht worden - und jetzt wird vier Jahre altes Fleisch gefunden. Da wurde nicht gründlich hingesehen." Der Deutsche Bauernverband plädiert dafür Gammelfleisch-Händler mit einem lebenslangen Berufsverbot zu belegen.

Im jüngsten Skandal um Gammelfleisch hat das Bundesverbraucherschutzministerium der bayerischen Staatsregierung Nachlässigkeit vorgeworfen. Staatssekretär Lindemann sagte in einem Zeitungsinterview, erst nachdem sein Ministerium bohrende Fragen gestellt habe, seien aus Bayern die Informationen gekommen, die dringend nach Brüssel geschickt werden sollten. Es sei wichtig, so Lindemann weiter, dass in solchen Fallen die Informationen schnell fließen. Der bayerische Verbraucherschutzminister Schnappauf wies die Vorwürfe inzwischen zurück.

- Inzwischen wurde bekannt, dass das ranzige Fleisch eines Großhändlers in München auch an sieben Firmen in NRW geliefert wurde. Damit sind bislang fünf Bundesländer von dem jüngsten Skandal betroffen. Ermittler hatten am Freitag erneut bei dem verdächtigen Großhändler in München bis zu 40 Tonnen Entenfleisch entdeckt. Außerdem wurden in Niederbayern weitere Kühlhäuser durchsucht. Der Großhändler in München hat nicht nur bundesweit an Imbissbuden, Gaststätten und Asia-Shops geliefert, sondern auch ins europäische Ausland. Der Landesvorsitzender der bayerischen Grünen, Sepp Daxenberger, fordert im domradio-Interview strenge Sanktionen.

17 von 20 Proben alt und ranzig
Neben dem Entenfleisch, bei dem das Haltbarkeitsdatum auch um Jahre überschritten war, waren dort bereits am Vortag mehrere Tonnen Döner-Spieße sowie Wild- und Geflügelfleisch sichergestellt worden. 17 von 20 Proben seien ranzig, muffig, alt und fremdartig gewesen, Ekel erregend. Zur Gesundheitsgefährdung liegen noch keine Angaben vor, sagt der Sprecher des Kreisverwaltungsreferats, Horst Reif. "Wir hoffen, dass wir die Laborergebnisse Anfang nächster Woche haben." so Reif. Im Zusammenhang mit dem Skandal untersuchen Ermittler seit Freitag auch Kühlhäuser in Niederbayern.

Es handelt sich dabei um Betriebe in Metten im Landkreis Deggendorf, in Ruderting im Landkreis Passau und in Regensburg. Unterdessen forderte die Berliner Opposition ein konsequenteres Durchgreifen. Die Bundestagsfraktionen von FDP und Grünen riefen die bayerische Landesregierung heute dazu auf, den Fall im Interesse der Verbraucher rasch lückenlos aufzuklären und Schlussfolgerungen zu ziehen.

Bayerns Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf: "Moralisch verwerfliche Handlung"
Gegen aufgedeckten Verstöße gegen das Lebensmittelrecht werde mit aller Konsequenz und Härte der Gesetze vorgegangen, erklärte Bayerns Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf. Im übrigen zeige der respektlose Umgang mit Lebensmitteln eine moralisch verwerfliche Grundhaltung der Beteiligten. In diesem Zusammenhang sprach sich Schnappauf nochmals für eine schnellstmögliche Verabschiedung des Verbraucherinformationsgesetzes auf Bundesebene aus, um alle Beteiligten gleichsam an einen "öffentlichen Pranger" stellen zu können.

Auch in den appetitlich dekorierten Lebensmitteln, die den Konsumenten in den Supermarktregalen „entgegegenlächeln", verstecken sich häufig dubiose Inhaltsstoffe, Genfood-Produkte und nicht selten sind sie bestrahlt. Die Lebensmittelindustrie hat viele Tricks parat, um ihre Kunden ins Netz zu locken. Vlad D. Georgescu, Schadstoffchemiker und Wissenschaftsjournalist, hat zusammen mit seiner Kollegin Marita Vollborn den unappetitlichen Geschäften der Lebensmittelindustrie nachgespürt. Im domradio-Interview berichtet er über unschöne Praktiken.