Chronik der Fleischskandale in Deutschland

Grünlich und Ekel erregend

Seit Frühjahr 2005 nehmen die Fleischskandale in Deutschland kein Ende: Schlachtabfälle im Essen, überlagertes und aufgespritztes Fleisch im Handel. Die Politik versucht gegen die Lebensmittelkriminalität vorzugehen: Sofortprogramme werden erlassen und schnelles Handeln versprochen.

 (DR)

Seit Frühjahr 2005 nehmen die Fleischskandale in Deutschland kein Ende: Schlachtabfälle im Essen, überlagertes und aufgespritztes Fleisch im Handel. Die Politik versucht gegen die Lebensmittelkriminalität vorzugehen: Sofortprogramme werden erlassen und schnelles Handeln versprochen. Eine kleine Chronik der deutschen Gammelfleisch-Skandale.

1. März 2005: In einem Fernsehbeitrag werden Mitarbeiter der Supermarktkette „real" im nordrhein-westfälischen Minden gezeigt. Sie sollen Fleisch-Waren umgepackt und umettiketiert haben. Im Zuge der Ermittlungen wird auch die "Real"-Zentrale im rheinischen Mönchengladbach durchsucht. Schon früher gab es Ermittlungen gegen „real": 1996 in Pirmasens (Rheinland-Pfalz), 2000 in Bobenheim-Roxheim (Rheinland-Pfalz) und 2003 in Paderborn (NRW).

3. November 2005: Bei der Durchsuchung eines Betriebes im niedersächsischen Lastrup werden mehrere Tonnen Fleisch sowie Unterlagen und Computer beschlagnahmt. Der Betrieb soll tiefgefrorenes Hühnerfleisch unsachgemäß aufgetaut und verkauft haben. Außerdem habe er Geflügelfleisch mit Wasser aufgespritzt und damit schwerer gemacht, so der Vorwurf. Durch das "Aufspritzen" könnten auch Keime in das Fleisch gelangt sein.

20. November 2005: Kontrolleure finden laut Verbraucherschutz-Organisation „foodwatch" über 60.000 Kilogramm im Haltbarkeitsdatum verlängertes Roastbeef und Putenhackfleisch in einem Kühlhaus in Gelsenkirchen. Wenig später beschlagnahmen Kontrolleure auch in Troisdorf, Düsseldorf, Neuss und Hattingen mehr als 20 Tonnen Fleisch.

30. November 2005: Auch in Bonn und im Kreis Gütersloh wird verdächtiges Fleisch gefunden. Die Ermittler stellen in Bonn rund eine Tonne Gyros-Spieße und Schweinefleisch sicher. Das Fleisch soll bis zu zwei Jahre alt und damit erheblich überlagert sein.

1. Dezember 2005: Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) stellt ein Zehn-Punkte-Sofortprogramm vor, das unter anderem die Bildung von Schwerpunkt-Ermittlungsbehörden vorsieht.

2. Januar 2006: Die Passauer Firma "Berger-Wild" verkauft in großem Stil aufgetautes Wildfleisch als Frischware. Bei der Firma wurde nach Ansicht des Verbraucherschutzministeriums über Jahre hinweg Kunden über Qualität und Herstellungsmethoden der Waren getäuscht.

31. August 2006: In München werden mehr als zehn Tonnen Fleisch beschlagnahmt, bei dem die Haltbarkeitsdaten teilweise um vier Jahre überschritten sind. Dazu gehören auch mehrere Tonnen Döner- Spieße.

1. September 2006: Im Kühlhaus eines Münchner Großhändlers werden nochmals 30 bis 40 Tonnen verdächtiges Entenfleisch entdeckt. Die Ermittlungen dauern an.

6. September 2006: I
Der 74-jährige Georg Bruner habe sich erhängt, teilten die Beamten am Mittwoch mit. Der Mann wurde tot in seiner Wohnung gefunden. Nähere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Der Händler stand in Verdacht, große Fleischmengen trotz abgelaufener Haltbarkeit in Verkehr gebracht zu haben. Er selbst hatte zu den Vorwürfen geschwiegen. In Bruners Tiefkühlhallen hatten Kontrolleure nach einem anonymen Hinweis mehr als 40 Tonnen verdorbenes Döner- und Entenfleisch entdeckt. Der Großhändler hatte sein Fleisch bundesweit vertrieben und auch in mehrere EU-Staaten geliefert.