Festivalseelsorger kämpfen in Wacken mit dem Schlamm

"Die Leute sind mit gemischten Gefühlen unterwegs"

Eins der größten Heavy Metal Festivals der Welt versinkt im Schlamm. Wacken. Keiner kommt mehr auf das Festivalgelände. Nur die, die schon da sind, dürfen bleiben. Pastorin Annika Woydack ist als Seelsorgerin vor Ort.

Wacken: Ein Metal-Fan zeigt den Metal-Gruß / © Frank Molter (dpa)
Wacken: Ein Metal-Fan zeigt den Metal-Gruß / © Frank Molter ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie sieht es aus bei Ihnen auf dem Festivalgelände?

Annika Woydack (Pastorin der Jungen Nordkirche leitet die Seelsorgeteams): Man versinkt, wenn man über das Gelände geht. Das ist einfach so! Das sind ja Kuhwiesen und das ist schon echt hart. Aufgeweichte Campingplätze, Matsch und Pfützen.

DOMRADIO.DE: Wie ungemütlich ist die Lage gerade?

Annika Woydack

"Hier versuchen alle das Beste draus zu machen."

Woydack: Gerade schüttet es wieder. Heute Vormittag war es trocken, aber jetzt schüttet es. Und die Wettervorhersage sagt: Noch mindestens eine Stunde. Hier versuchen alle, das Beste daraus zu machen. Aber das ist echt schwer. Der Acker ist völlig zerfurcht und man kann nichts machen.

DOMRADIO.DE: Metal Fans haben den Ruf, dass sie vieles ertragen, um ihre Musik und ihre Stars hören und sehen zu können. Wie aufgebracht sind die, die jetzt, nach teilweise langem Warten, gar nicht aufs Gelände draufkommen?

Woydack: Nach dem, was ich gestern Abend und heute wahrgenommen habe, geht es noch. Natürlich gibt es Frust. Die Leute haben sich ein ganzes Jahr auf das Festival gefreut. Und dann ist es so, wie es jetzt ist. Gleichzeitig versuchen die Leute, das Bestmögliche daraus zu machen.

Metal-Fans warten an einem der Eingänge auf die Öffnung des Festivalgeländes. / © Christian Charisius (dpa)
Metal-Fans warten an einem der Eingänge auf die Öffnung des Festivalgeländes. / © Christian Charisius ( dpa )

DOMRADIO.DE: Ist Seelsorge jetzt besonders gefragt?

Annika Woydack

"Wir sind auf dem Feld unterwegs, warten gemeinsam und versuchen nicht umzukippen im Schlamm."

Woydack: Kurze Gespräche haben wir schon geführt. Aber es ist schwer, überhaupt zu unserem Seelsorgezelt zu kommen. Wir sind auf dem Feld unterwegs, warten gemeinsam und versuchen im Schlamm nicht umzukippen. Wenn man ein bisschen was getrunken hat, ist das wirklich eine Herausforderung. Und die Leute sind mit gemischten Gefühlen unterwegs. Es ist eine Mischung aus: Wir machen jetzt das Beste daraus, Humor und Genervtsein.

DOMRADIO.DE: Regnet es in Ihr Seelsorgezelt rein?

Woydack: Ja, aber die fehlende Regenrinne, ist echt das geringste Problem! Heute Nachmittag wird der Holy Ground eröffnet. Das ist jetzt gerade wichtig, dass wir das mit vorbereiten und das bisschen Regen ist da wirklich eine Kleinigkeit.

DOMRADIO.DE: Schaffen die Musiker es denn anzureisen?

Woydack: Ja, davon gehe ich aus.

DOMRADIO.DE: Was genau bietet die Metal Church vor Ort in Wacken an?

Annika Woydack

"Die macht den Gottesdienst in der Kirche und das ganz schön, weil es da geteert ist."

Woydack: Das macht meine Kollegin vor Ort. Die macht den Gottesdienst in der Kirche und das ganz schön, weil es da geteert ist. Da kommt man ziemlich gut hin. Und sie hat auch die Kirche offen, wo man sich noch mal an anderen Orten, in Räumen zurückziehen und Gespräche führen kann.

DOMRADIO.DE: Ein Heavy-Metal-Festival ist vielleicht nicht der beste Ort für Besinnung und Spiritualität?

Woydack: Die Sorgen hier sind die Sorgen, die die Menschen auch im Leben begleiten. Das, was mich zuhause bewegt, bewegt mich jetzt auch hier. Und das passiert hier gerade nochmal besonders unter diesen Extrembedingungen. Die eine Hälfte der Menschen hier ist noch richtig gut drauf, die wollen einfach das Leben feiern und andere sind hart genervt. Es gibt Menschen, die haben eine 20-stündige Anreise gehabt und stehen jetzt immer noch auf dem Parkplatz.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR