Festival für Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd gestartet

Besondere Konzertmomente

Bis August sind in Schwäbisch Gmünd Musikhighlights zu erleben. Das Festival für Kirchenmusik bietet außergewöhnliche Konzerterlebnisse in Kirchen. Stargeiger Daniel Hope beeindruckte mit Nahbarkeit bei
der Eröffnung.

Autor/in:
Anna Fries
Der Geiger Daniel Hope spielt Geige während des Konzertes am 15. Juli 2023 im Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd. / © Anna Fries (KNA)
Der Geiger Daniel Hope spielt Geige während des Konzertes am 15. Juli 2023 im Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd. / © Anna Fries ( KNA )

International wie regional bekannte Künstler kommen in diesen Tagen nach Schwäbisch Gmünd zum Festival Europäische Kirchenmusik. Bis zum 6. August geben unter anderem die Vokalensemble "Voces 8" und "New York Polyphony" und das Barockorchester "Il Gardellino" Konzerte in der 60.000-Einwohner-Stadt - und ziehen Besucher aus der ganzen Region an.

Geiger Hope fordert mehr politische Unterstützung für Musikförderung

Der irisch-deutsche Geiger Daniel Hope wünscht sich mehr Unterstützung für Musikförderung von der Politik. Er befürchte, dass Musik zu einem Luxusgut werden könne, sagte Hope der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Wir sollten nicht zulassen, dass etwa Musikunterricht oder der Zugang zu Instrumenten, zum Singen oder Tanzen gestrichen wird. Ich bin überzeugt, dass Musik ein Menschenrecht ist", betonte Hope.

Der Geiger Daniel Hope am 15. Juli 2023 in Schwäbisch Gmünd. / © Anna Fries (KNA)
Der Geiger Daniel Hope am 15. Juli 2023 in Schwäbisch Gmünd. / © Anna Fries ( KNA )

Die Eröffnung am Wochenende gestaltete Stargeiger Daniel Hope mit Ensemble im voll besetzten Heilig-Kreuz-Münster der Stadt. Zum Titel "Eine barocke Entdeckungsreise" spielte das Ensemble mit zwei Geigen, Barockgitarre, Cello, Cembalo und Schlagwerk neben einigen irischen Melodien Musik von der Spätrenaissance bis zum Spätbarock, darunter Werke kaum bekannter Komponisten.

Nicht nur ein virtuoser Geiger

Der Abend führte eine Besonderheit des Festivals vor Augen: Die Konzerte finden in Kirchen statt. Künstler und Besucher begegnen sich dort näher als oft in räumlich stärker getrennten Konzertsälen. Und auch das Künstlergespräch vor dem Konzert ließ den Interpreten nahbar wirken. Dazu zeigte Hope, dass er nicht nur ein virtuoser Geiger ist, sondern Musik gut erklären kann:

Er führte durch das Programm, erklärte Besonderheiten der Stücke, Bezüge zu anderen Werken, Anekdoten zu den Komponisten und der Entstehung der Werke. Die Musiker spielten mit dem Klangraum Kirche, zeigten sich hoch virtuos, mit überraschenden Momenten, Spaß und Leichtigkeit.

Ein Highlight

Beim Künstlergespräch gab Hope Einblicke in sein Familienleben als international tätiger Künstler, seine Familiengeschichte, die prägenden Jugendjahre mit Geiger Yehudi Menuhin, für den seine Mutter jahrelang arbeitete. Er äußerte sich auch politisch und erklärte, das Ensemble habe seit Februar 2022 ein Stück aus dem Programm genommen. "Es glorifiziert den Krieg. Das fanden wir in diesen Zeiten nicht in Ordnung. Man muss Kante zeigen", sagte Hope.

Bei den Zuhören erntet er dafür viel Applaus. Viele sind wegen Hope aus dem Umland angereist. Marie-Luise Raue (74) war knapp eine Stunde von Weilheim an der Teck zum Festival unterwegs. Den Abend nennt sie ein Highlight. Musik in der Kirche wirke anders als im Konzertsaal. "Konzertsaal ist Konzertsaal, aber jede Kirche klingt anders", meint sie.

Eröffnungsgottesdienst mit Uraufführung voll besetzt

Sie hat Karten für drei weitere Festival-Konzerte. Hedwig Maier-Unrath (60) aus der Nähe von Schwäbisch Gmünd besucht das Konzert mit ihrer Tochter. International bekannte Künstler seien "in der Provinz" ein herausragendes Ereignis, sagt sie. "Ich genieße die Atmosphäre und kann da ganz eintauchen."

Viele Besucher sind älter, aber auch einige Kinder und junge Menschen finden sich unter den Zuhörern. Intendant Klaus Stemmler ist mit der Eröffnung zufrieden. Neben dem Hope-Konzert sei der Eröffnungsgottesdienst mit Uraufführung voll besetzt gewesen und die Kunstinstallation abends gut angenommen worden, auch von jüngeren Menschen, sagte er. Das Festivals will kirchennahe und -ferne Musikliebhaber erreichen und anregen, über Lebensfragen nachzudenken - mit Hilfe von Musik. Im Zentrum stehe "die vielfältige Suche nach Spiritualität".

Thema "Das Wunderbare"

Bischof Gebhard Fürst / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Gebhard Fürst / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Musik sei "auf wunderbare Weise mit der Religion verwandt", sagte der katholische Rottenburger Bischof Gebhard Fürst zur Eröffnung. "In Musik und Gesang können wir in besonderen Momenten das erleben, was der Volksmund mit 'himmlisch' umschreibt", betonte Fürst, der im Kuratorium des Festivals ist.

Das Festival besteht seit 1989. Träger ist die Stadt. Besonders am Festival ist die große Bandbreite unterschiedlicher Angebote und Formate. Zum Thema "Das Wunderbare" stehen in diesem Jahr Konzerte von Solisten, Ensembles, Chören und Orchestern auf dem Programm, außerdem Vorträge, Gespräche mit Künstlern und Gottesdienste. Dazu gibt es einen Wettbewerb für Orgelimprovisation, einen Kompositionswettbewerb für zeitgenössische geistliche Musik und einen Meisterkurs Chordirigieren. Mit dem Oratorium "Todtenfeld. Ezechiel-Kanzel", komponiert vom Schweizer Ulrich Gasser, steht eine zweite Uraufführung auf dem Programm; mit der Aufführung "Babels weiße Tauben" mit Zirkuskünstlern eine außergewöhnliche Performance.

Quelle:
KNA