Wie die Zeitumstellung am Kölner Dom abläuft

Feingefühl und Kondition gefragt

Es ist wieder einmal so weit: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird die Uhr vorgestellt. Während das bei Handys oder Funkweckern vielfach automatisch erfolgt, steckt hinter der Umstellung der Kölner Domuhr richtig Arbeit.

Das Innenleben der Kölner Domuhr / © Melanie Trimborn (DR)
Das Innenleben der Kölner Domuhr / © Melanie Trimborn ( DR )

DOMRADIO.DE: Bei der Uhr im Kölner Dom läuft alles noch mechanisch und nicht elektronisch. Sie persönlich werden in der Nacht der Zeitumstellung von Samstag auf Sonntag an der Uhr drehen. Wie läuft das dann ab?

Jörg Sperner (Assistent des Kölner Dombaumeisters): Wir sind zu zweit. Mit dabei ist auch der Uhrmachermeister, der die Uhr im Jahr 2018 restauriert hat. Er ist Fachmann und Restaurator für Uhren. Ich werde ihm zur Seite stehen. Natürlich lässt er sich nicht nehmen, das in diesem Fall noch einmal selber zu machen.

DOMRADIO.DE: Bei der Umstellung auf die Winterzeit im Herbst ist der Vorgang einfacher. Da wird die Uhr einfach angehalten, oder?

Sperner: Ja. Das Pendel wird im Herbst bei der Zeitumstellung angehalten. Jetzt im Frühjahr müssen wir die Stunde "klauen". Das heißt, wir müssen Hand anlegen und die Domuhr dazu bringen, nicht zwei Uhr, sondern drei Uhr zu schlagen.

DOMRADIO.DE: Und wie machen Sie das?

Sperner: Es gibt auf der Rückseite eine Mechanik, in der man den Stundenschlag einstellen kann. Diese wird nach vorne gedreht. Das ist theoretisch eine sehr einfache Sache, vor allem für den Uhrenrestaurator und Uhrenfachmann. Für mich ist das immer noch eine aufregende Sache.

DOMRADIO.DE: Sie steigen dann die 100 Stufen zum ersten Obergeschoss rauf. Da befindet sich das mechanische Uhrwerk von 1880. Und dann steigt die Anspannung?

Sperner: Man macht es ja nicht so häufig. Deswegen ist die Anspannung schon da. Man braucht natürlich auch eine gewisse Konzentration, um zu wissen, was man tut. Man möchte ja auch nicht, dass ganz Köln einen falschen Uhrschlag bekommt.

DOMRADIO.DE: Kann denn da etwas schiefgehen?

Sperner: Man kann sie verstellen. Sie kann weiter rutschen. Das heißt, die Uhrzeit stimmt nicht. Im Moment ist sie ja fast sekundengenau. Wenn man an ihr dreht, ist es schon möglich, dass die Uhr falsch eingestellt wird.

DOMRADIO.DE: Und dann müssen Sie natürlich an Ort und Stelle überprüfen, ob das jetzt auch wirklich funktioniert hat. Das heißt, Sie bleiben dann auch erst mal oben bei der Uhr?

Sperner: Richtig. Es wird eine Kontrolle durchgeführt. Alle Viertelstunde erfolgt ja ein Glockenschlag. Die Uhr ist mit den Glocken verbunden und das Zusammenspiel mit dem Klang können wir dann kontrollieren. Wir werden sicherlich bis drei Uhr warten, bis dann der Schlag zur vollen Stunde erfolgt.

DOMRADIO.DE: Jetzt gibt es die Zeitumstellung schon seit etlichen Jahren. Ist da auch mal irgendwann etwas passiert, so dass die Umstellung nicht funktionierte?

Sperner: Grundlegendes ist nicht passiert. Es ist aber schon mal vorgekommen, dass die Zeitumstellung nicht sekundengenau funktioniert hat. Aber das wird in der Nacht noch korrigiert. Man muss dann so lange daran arbeiten, bis die Uhrzeit wirklich stimmt.

DOMRADIO.DE: Haben Sie schon mal Rückmeldung von den Kölnern bekommen, wenn irgendetwas doch nicht ganz in Ordnung war?

Sperner: Wir werden sicherlich darauf aufmerksam gemacht, wenn der Dom nicht die richtige Uhrzeit schlägt. Dann gibt es Anrufe, entweder vor oder nach der vollen Stunde mit dem Tenor: "Das geht so nicht."

DOMRADIO.DE: Jetzt ist die Zeitumstellung bald Geschichte. Wird Ihnen etwas fehlen?

Sperner: Im Moment noch nicht. Ich freue mich dann auf eine Nacht, die ich durchschlafen kann. Wenn es dann mal so weit ist, wird mir sicherlich etwas fehlen. Aber ich kann die Domuhr ja auch so besuchen.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Quelle:
DR