Feiern zu 600 Jahre Konstanzer Konzil haben offiziell begonnen

Ökumenischer Festgottesdienst

Mit einem ökumenischen Festgottesdienst haben am Sonntag die Jubiläumsfeiern 600 Jahre Konstanzer Konzil begonnen. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch erinnerte im Konstanzer Münster an das Kirchentreffen von 1414 bis 1418.

Die Sankt Stephanskirche ist die älteste Pfarrkirche von Konstanz (KNA)
Die Sankt Stephanskirche ist die älteste Pfarrkirche von Konstanz / ( KNA )

Zollitsch nannte das Konzil einen wichtigen "Markstein" für die Kirche, weil damals versucht worden sei, im Dialog aller Beteiligten über wichtige Weichenstellungen für Kirchenreformen zu verhandeln. Der badische Landesbischof Ulrich Fischer sagte, die christlichen Kirchen verbinde heute mehr als sie trenne. "Die Erinnerung an 600 Jahre Konstanzer Konzil ist auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Gedenken an 500 Jahre Reformation im Jahr 2017."

An dem Gottesdienst im Konstanzer Münster, dem Tagungsort des Konzils vor sechs Jahrhunderten, nahmen auch die Bischöfe Gebhard Fürst (Rottenburg) und Kardinal Karl Lehmann (Mainz) sowie Vertreter der Hussitischen Kirche aus Tschechien teil. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sowie sein Amtsvorgänger Erwin Teufel (CDU) waren ebenfalls gekommen. Zollitsch sagte, die aktuellen Ausführungen von Papst Franziskus zur Frage von Kollegialität in der Kirche klängen wie eine Antwort auf den Konzilsbeschluss vor 600 Jahren, Reformfragen bei regelmäßigen Bischofsversammlungen zu diskutieren.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Anschluss des Gottesdienstes auf einem Festakt die Feiern offiziell eröffnet. "Es lohnt sich, heute an das Treffen von Theologen und Fürsten zu erinnern, das damals inmitten von kriegerischen Zeiten der Gewalt den Dialog gegenübersetzte", sagte Kretschmann beim Festakt im Konstanzer Münster, dem Originalschauplatz des Kirchentreffens von 1414 bis 1416. Das Jubiläum erinnere und mahne, dass Krieg niemals ein Mittel der Konfliktlösung sein dürfe. "Wir sehen heute ganz aktuell wieder, dass dieses Ziel leider noch immer nicht erreicht ist."

Der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) rief dazu auf, das Konzilsjubiläum zu nutzen, um für mehr europäisches Engagement zu werben. "Die Verbrennung des tschechischen Kirchenkritikers Jan Hus durch das Konzil ist uns Mahnung, für Frieden und Gerechtigkeit in Europa einzutreten."

Baden-Württemberg, Konstanz und die beiden großen Kirchen wollen bis 2018 - entsprechend der Sitzungsdauer des Konzils - mit Ausstellungen, Konzerten, Theateraufführungen, Gottesdiensten und wissenschaftlichen Tagungen an das Kirchentreffen vor 600 Jahren erinnern. Zum Jubiläum erscheinen zudem eine 10-Euro-Gedenkmünze sowie eine 60-Cent-Sonderbriefmarke.

Vor dem Gottesdienst kritisierten einige Demonstranten die hohen Kosten des Jubiläumsfeier. Ein Teil des Festetats von rund 13 Millionen Euro wäre besser in Sozialwohnungen für Konstanz investiert worden, so der Konstanzer Linken-Politiker Holger Reile.

Eine der größten Versammlungen des gesamten Mittelalters

Zum Konstanzer Konzil kamen zwischen 1414 und 1418 Tausende Gesandte, Bischöfe, Gelehrte und Fürsten in der Bodensee-Stadt zusammen. Ziel der Versammlung war es, die damalige Kirchenspaltung zu überwinden. Seit 1378 war die abendländische Christenheit gespalten, zeitweise bekämpften sich drei Päpste und deren jeweilige Unterstützer gegenseitig.

Vor allem auf Druck und durch den Einfluss des deutschen Königs Sigismund (1368-1437) gelang in Konstanz mit der Wahl von Papst Martin V. (1417-1431) ein Neuanfang. Zudem vereinbarten die Delegierten, kirchliche Reformfragen künftig in regelmäßigen Abständen bei einem Konzil zu beraten - eine Idee, die sich jedoch gegen wiedererstarkende Päpste nicht durchsetzte. Viele Probleme und Konflikte schwelten daher weiter und mündeten schließlich in Reformation und Kirchenspaltung.

Inhaltlich beschäftigte sich die Konzilsversammlung am Bodensee auch mit reformatorischen Strömungen. Am folgenreichsten war die Auseinandersetzung mit dem böhmischen Theologen Jan Hus: Der Prager Magister wurde als Ketzer verurteilt und am 6. Juli 1415 in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Das Konzil war eine der größten Versammlungen des gesamten Mittelalters mit kaum zu überschätzender Bedeutung im Blick auf den grenzenüberschreitenden kulturellen und intellektuellen Austausch.

Letztmals dominierte mit Sigismund ein weltlicher Herrscher ein Konzil. In Konstanz wurde nicht nur Kirchen-, sondern auch weltliche Machtpolitik gemacht.

Zum Konzilsgeschehen sind viele historische Quellen erhalten, darunter Konzilsakten und die bunte und anekdotenreiche Chronik des Ulrich von Richental. Ab Sonntag und bis 2018 erinnern die Stadt Konstanz, das Land Baden-Württemberg und die Kirchen mit einem umfangreichen Jubiläumsprogramm an das Konzil und seine Wirkungen bis heute.


Quelle:
KNA