Familien stellen hohe Erwartungen an sich selbst - Mütter oft überlastet

Deutschen Vätern fehlt Zeit für Kinder

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen preist sie oft: Die neuen deutschen Väter, die in Elternzeit gehen und sich um ihren Nachwuchs kümmern. Doch die am Montag veröffentlichten "Vorwerk Familienstudie 2008" des Allensbach-Instituts beweist: Allzu viel hat sich noch nicht getan.

Autor/in:
Kerstin Münstermann
 (DR)

Demnach haben berufstätige deutsche Väter im Schnitt werktags nur zwei Stunden pro Tag Zeit für ihre Kinder. Ein Viertel aller Väter hat noch weniger Zeit, Schuld daran ist die Arbeit. Die Hälfte der Väter würde sich freuen, wenn sie mehr Zeit für den Nachwuchs zur Verfügung hätte. Allensbach interviewte mehr als 1800 Eltern ab 16 Jahren.

Und auch die Mütter haben nicht nur Freude an ihrem Familienjob. 57 Prozent der deutschen Mütter mit Kindern unter 16 Jahren empfinden ihren Anteil an der Familienarbeit als "etwas belastend", ein Viertel der Frauen sogar als "sehr belastend". Auffallend ist, dass Frauen, die von ihrem Partner Anerkennung für ihre Aufgabe erhalten, ihre Arbeit nur zu 17 Prozent als sehr belastend empfinden.

Mehr als zwei Drittel aller jungen Frauen (16 bis 29 Jahre) finden es der Studie nach ganz besonders wichtig, dass eine berufstätige Mutter nicht nur für die Familie da ist, sondern auch eigene Wünsche und Interessen durchsetzt. Gleichaltrige Männer schauen jedoch mit Argwohn auf diese Ansprüche. Nur jeder dritte junge Mann gesteht einer jungen Mutter solche Freiheiten zu. "Hierin könnte eine wesentliche Ursache für die Bindungsscheu und Kinderlosigkeit vieler in der jüngeren Generation liegen", lautet das Fazit der Demoskopen.

Gewünscht sind mehr staatliche finanzielle Hilfen
Entlastungen versprechen sich Eltern vor allem vom Staat und der Wirtschaft. Gewünscht sind mehr staatliche finanzielle Hilfen, geringere berufliche Belastungen und familienfreundlichere Arbeitszeiten. Die Ganztagsbetreuung in der Schule, betreute Freizeitangebote für Kinder am Nachmittag und flexiblere Verweil-Zeiten in Kitas und Schulen würden aus Sicht der Eltern ihr gemeinsames Leben ebenfalls erleichtern.

Die Studie kommt weiter zu dem Ergebnis, dass noch immer die Mütter die Hauptlast der Familienarbeit tragen, nur in etwa jedem vierten Haushalt beteiligen sich die Partner erkennbar daran. Insgesamt 68 Prozent der Väter bekennen, dass sie den "kleineren Teil" (61 Prozent) oder praktisch "gar nichts" (7 Prozent) dazu beitragen.

Die persönliche Wertschätzung der überwiegend von den Müttern geleisteten Familienarbeit durch den eigenen Partner ist 2008 jedoch gestiegen. Und auch in der Gesellschaft wächst die soziale Wertschätzung von Familienarbeit: 2005 hatten erst 15 Prozent der Bevölkerung den Eindruck, dass das, was Frauen im Haushalt und für die Familie leisten, in Deutschland ausreichend anerkannt wird, heute sagen dies immerhin 24 Prozent. Allerdings: 62 Prozent und damit die große Mehrheit findet dies nicht.