Durchschnittliche Kinderzahl steigt erstmals seit Jahren wieder an - Von der Leyen freut sich

Ihr Kinderlein kommet!

Die Frauen im Osten und Westen Deutschlands haben erstmals seit der Wende bei der Zahl ihrer Kinder gleichgezogen. 2007 gab es in den alten und neuen Ländern laut Statistischem Bundesamt eine Geburtenrate je Frau von 1,37. Bundesweit wurden 685 000 Babys geboren, etwa 12 000 mehr als in den zwölf Monaten zuvor. Damit kamen nach jahrelangen Rückgang wieder mehr Säuglinge auf die Welt. 2006 hatte jede Frau 1,33 Kinder. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) bezeichnete diese positive Entwicklung vor dem Hintergrund des neuen Elterngeldes als großen Vertrauensvorschuss.

Drei Kinder: Keine Seltenheit mehr in Deutschland (DR)
Drei Kinder: Keine Seltenheit mehr in Deutschland / ( DR )

Der Deutsche Familienverband sieht zugleich bestätigt, dass Familie und Kinder alles andere als «Auslaufmodelle» sind.

Interessant sei, dass vor allem Frauen im Alter von 33 bis 37 Jahren wieder mehr Kinder zur Welt brächten, sagte die Ministerin am Mittwoch in Berlin. Dies scheine darauf hinzudeuten, dass sich die Perspektiven für diese Mütter, die schon mitten im Berufsleben stehen, verbesserten. In den alten Bundesländern ist den Angaben zufolge die Geburtenrate mit 1,37 erstmals wieder annähernd auf dem Niveau von 2001. In Ostdeutschland war sie zuletzt vor 18 Jahren höher als heute. Bis 2004 hatte auf dem Gebiet der DDR die durchschnittliche Kinderzahl nach dem Tief Anfang der 90er Jahre bereits deutlich zugenommen, wie die Wiesbadener Statistiker erläuterten.

Wie in den vergangenen Jahren ging auch 2007 jedoch die durchschnittliche Zahl der Geburten bei jüngeren Frauen zurück, während sie bei den Frauen ab Ende 20 zunahm. Andererseits sind Untersuchungen zufolge bundesweit 21 Prozent der 40- bis 50-Jährigen heute kinderlos, wobei deren Anteil im Westen bei 23 Prozent liegt, im Osten bei 11 Prozent.

Die jetzige Angleichung von Ost und West bei der Kinderzahl komme nicht überraschend, erläuterte eine Sprecherin der Statistikbehörde. In der DDR hätten die Frauen im Vergleich zur alten Bundesrepublik wesentlich früher Kinder bekommen. Nach der Wiedervereinigung habe es dann erstmal einen Knick gegeben. So lag im Osten 1994 die Quote mit 0,77 Kinder je Frau am tiefsten. Seitdem seien die Mütter auch in den neuen Ländern langsam älter geworden: Im vergangenen Jahr waren demnach die 29-Jährigen am geburtenfreudigsten. Von 1000 Frauen dieser Altersgruppe bekam jede Zehnte (102,4) Nachwuchs. Im Westen hingegen lagen die 31-Jährigen an der Spitze, von denen sich 97,6 über Kinder freuen konnten.

Im Ländervergleich steht Nordrhein-Westfalen mit 1,39 Kindern je Frau mit an der Spitze. Auch Niedersachsen und Schleswig-Holstein sollten wie 2006 erneut ganz vorn liegen, sagte die Bundesamtssprecherin. Die Übersicht über alle Bundesländer liegt noch nicht vor. Als Schlusslichter werden wiederum Berlin, das vor zwei Jahren einen Wert von 1,21 aufwies, Hamburg (1,22), das Saarland (1,22) und Bremen (1,26) erwartet.

Nach Auffassung von DFV-Bundesgeschäftsführer Siegfried Stresing belegen Studien schon seit längerem, dass es einen Trend zur Familie gibt. Er warnte aber davor, die Entscheidung für Kinder an kurzfristigen Entwicklungen festzumachen. «Menschen, die sich für Kinder entscheiden, stehen mindestens 20 Jahre lang in direkter Elternverantwortung und brauchen vor allem Verlässlichkeit und Stabilität», sagte Stresing und fügte hinzu: «Dass hier noch viel fehlt, zeigen die Zahlen eben leider auch, denn sie sind immer noch sehr weit von einer ausgeglichen demographischen Entwicklung entfernt.» So gehe nach wie vor die Zahl kinderreicher Familien zurück.

Bei der Berechnung der durchschnittlichen Kinderzahl je Frau werden alle Kinder berücksichtigt, die im Laufe eines Jahres geboren werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Eltern miteinander verheiratet sind oder nicht. Die Zahl dient der Beschreibung des aktuellen Geburtenverhaltens.