Familie nimmt ukrainische Flüchtlinge auf

"Herzen schnell erobert"

In Deutschland öffnen zurzeit viele Menschen ihre Privathäuser, um geflüchteten ukrainischen Familien eine Unterkunft zu bieten. Auch Dagmar Peters und ihre Familie lernen ihre neuen Mitbewohner gerade kennen.

T-shirt mit einem blau-gelben Herz / © Darek Delmanowicz (dpa)
T-shirt mit einem blau-gelben Herz / © Darek Delmanowicz ( dpa )

DOMRADIO.DE: Als Familie habt ihr euch auf die Geflüchteten vorbereitet und euren Dachboden freigeräumt. Wie sieht es da oben jetzt aus?

Dagmar Peters (Moderatorin und Redakteurin bei DOMRADIO.DE): Da steht nun ein Auszieh-Sofa, eine Matratze auf dem Boden und ein Kinderreisebett. Ich habe auch meinen Schreibtisch, der da normalerweise noch ist, freigeräumt. Da ist jetzt ein Wickeltisch draus geworden und daneben liegen jede Menge Klamotten, die alle innerhalb von 24 Stunden zu uns gekommen sind.

DOMRADIO.DE: Du hast schon erzählt, bei euch in der Nachbarschaft gibt es eine große Solidarität...

Dagmar Peters / © Dagmar Peters
Dagmar Peters / © Dagmar Peters

Peters: Ja, die einen haben das Babybett gebracht, die nächsten haben Hygieneartikel gekauft, die nächsten kamen einfach mal mit einem Paket Toilettenpapier vorbei. Aber auch DOMRADIO.DE-Kollegen haben Kleidung vorbeigebracht, die den eigenen Kindern zu klein geworden ist, aber genau von der Größe her den ukrainischen Kindern passt.

DOMRADIO.DE: Das heißt, der Dachboden bei euch zu Hause ist fertig, damit die Familie aus der Ukraine da einziehen konnte. Wie ging es dann weiter? Wer ist bei euch angekommen?

Peters: Dienstagabend relativ spät nach 22 Uhr haben erst mal zehn Personen in zwei Autos hier vor der Tür angehalten, wobei eine Familie hier zu uns kam. Der Rest der Familie, nämlich Schwester, Mann und Kinder plus die Großeltern sind in Duisburg auf einem Bauernhof untergebracht. Die vier, die jetzt hier sind, sind Vater, Mutter, zwei Kinder, ein und drei Jahre alt. Die Familie hat 2.200 Kilometer Fahrt hinter sich.

DOMRADIO.DE: Ihr habt selbst zwei Söhne. Ihr habt euch gemeinsam darauf vorbereitet, diesen Menschen aus der Ukraine eine Bleibe zu geben. Wie läuft da die Verständigung?

Peters: Da hatten wir tatsächlich Glück, weil uns noch einfiel, dass hier in der Nachbarschaft eine Frau wohnt, die Russisch spricht. Die hat uns zum Start wirklich sehr geholfen, damit wir auch ein bisschen mitkriegen konnten, woher sie kommen und wie deren Situation ist.

Zum Glück ist die Suppe, die mein Mann gekocht hat, super angekommen. Sie scheint so ähnlich geschmeckt zu haben wie die russisch-ukrainische Suppe Borschtsch. Das war, glaub ich, ein dickes Kompliment.

Ansonsten waren wir gestern schon draußen zu einem ersten Rundgang und da haben wir versucht, uns mit ein paar Brocken Englisch zu verständigen. Der Mann kann wirklich nur ein paar Brocken, da kann mein Sohn, der gerade ein Jahr Englisch hat, tatsächlich ein bisschen mehr. Den Rest der Verständigung macht der Übersetzer auf dem Handy, das ist wirklich sehr, sehr hilfreich.

DOMRADIO.DE: Du sprichst gerade schon von deinen Jungs, die auch ein bisschen mit Englisch helfen können. Wie reagieren sie darauf, dass diese Familie jetzt bei euch ist?

Peters: Die waren natürlich bei der Ankunft der Familie schon im Bett und am Morgen in der Schule. Die nehmen jetzt in den Tagen zum ersten Mal Kontakt mit der Kleinen der Familie auf. Die strahlt ohne Ende und sorgt hier schon ordentlichfür Wirbel. Sie hat die Herzen der Jungs schnell erobert.

DOMRADIO.DE: Wisst ihr denn, wie es weitergeht? Wie lange werdet ihr zusammen unter einem Dach leben?

Peters: Ganz konkret weiß ich das noch nicht. Aber ich weiß, dass die Familie konkret Ziele vor Augen hat. Sie sagen, es sieht nicht so aus, als könnten sie zurück. Sie wollen wissen, wo man hier einen Sprachkurs machen kann und fangen auch schon jetzt fleißig damit an, sich deutsche Worte zu merken.

Das Interview führte Julia Reck.

Spenden für Opfer des Krieges in der Ukraine

Viele Menschen möchten den Opfern des Krieges in der Ukraine möglichst konkret helfen. Fachleute halten Geldspenden beinahe immer für den besseren Weg als Sachspenden. DOMRADIO.DE hat eine Liste mit Spendenmöglichkeiten erstellt.

Wer einen Geldbetrag spenden möchte, sollte diesen am besten einer oder maximal zwei Organisationen zukommen lassen. Das mindert den Werbe- und Verwaltungsaufwand der Organisationen.

DOMRADIO.DE empfiehlt Spenden an folgende Hilfsorganisationen:

 

Caritas International

Hilfsbereitschaft für die Ukraine / © Halfpoint (shutterstock)
Hilfsbereitschaft für die Ukraine / © Halfpoint ( shutterstock )
Quelle:
DR