Fall Mixa: Kein Missbrauch, aber Prügelvorwürfe erhärtet

Mit Faust, Stock und Gürtel

Im Unterschied zu Prügel- und Untreuevorwürfen ist der Missbrauchsverdacht gegen den zurückgetretenen Augsburger Bischof Walter Mixa (69) hinfällig. Die Ingolstädter Staatsanwaltschaft stellte am Freitag Ermittlungen aufgrund einer Anzeige mangels Tatverdacht ein. Die Vorwürfe gegen den früheren Bischof in Sachen brutaler Prügel haben sich anscheinend bewahrheitet.

 (DR)

Der Missbrauchsverdacht gegen Walter Mixa ist vom Tisch. Die Prügelvorwürfe haben sich dagegen erhärtet - und sie fallen in Details noch drastischer aus als bisher bekannt. Freilich, die Vorfälle liegen mehr als 20 Jahre zurück und lassen eine Strafverfolgung nicht mehr zu. Dies ist seit Freitag der Zwischenstand in der Debatte um die Vergangenheit des zurückgetretenen Bischofs.

Der 39 Seiten starke «vorläufige Abschlussbericht» des Ingolstädter Rechtsanwalts Sebastian Knott listet ausführlich die Leiden auf, die der damalige Stadtpfarrer von Schrobenhausen Kindern des Josefsheims zugefügt haben soll. Fast zwei Stunden lang trägt der von der Heimstiftung vor sechs Wochen eingesetzte Sonderermittler bei einem Pressegespräch vor, was ihm acht ehemalige Heimkinder und eine ihrer späteren Vertrauenspersonen geschildert haben. Und erntet Kopfschütteln unter den Journalisten.

Die Betroffenen wären teilweise Bettnässer gewesen, hätten unter Alpträumen gelitten oder versucht, das Erlebte mit Alkohol zu verdrängen. «Pfarrer Mixa war nicht kinderlieb», sagt eine der Betroffenen in dem Bericht. «In dir ist der Satan, den werde ich dir schon austreiben», soll der spätere Bischof von Eichstätt und Augsburg zu einem Jungen immer wieder gesagt haben.

Den Schilderungen zufolge schlug er mit der flachen Hand und mit dem Stock auf das nackte Gesäß, manchmal ohrfeigte er auch ins Gesicht, wie Knott aus einer Erklärung zitiert, die er per E-Mail bekam. «Kind Gottes, nimm diese Strafe und tue Buße», diese Worte hätten seine Züchtigung begleitet. Danach musste der Junge die Hand des Pfarrers küssen.

Boxhiebe auf die Brust, so dass die Kinder gegen die Wand geschleudert wurden, Schläge mit Stöcken, und - als dieser einmal zerbrach, auch mit dem Gürtel - die dichten Erzählungen der Heimkinder kontrastieren mit dem bisher geringen Erinnerungsvermögen des Bischofs, der wochenlang jegliche Gewalt abstritt. Eine Verschwörung hinter den Anschuldigungen, über die anfangs von der Bischöflichen Augsburger Pressestelle gemutmaßt wurde, schließt der Sonderermittler aus. Knott hält die mutmaßlichen Opfer für glaubwürdig. Diese hätten auch keinerlei Presseberater oder Rechtsanwälte hinter sich, merkt er an.

Dass der zugesagten Kooperationsbereitschaft Mixas bei der Aufklärung schon Taten gefolgt wären, kann Knott nicht bestätigen. So bleibt es bei der bisherigen Darstellung des Bischofs, er habe eventuell die eine oder andere «Watsch'n» verteilt. Dagegen steht die Aussage eines Heimkinds, im Alter zwischen 6 und 15 Jahren immer wieder vom Stadtpfarrer geschlagen worden zu sein.

Deutlich weniger aufregend in Bezug auf die Rolle Mixas fallen die Passagen aus, in denen es um finanzielle Unregelmäßigkeiten in der Waisenhausstiftung geht. Im Zuge der Ermittlungen ist nun stärker als beim ersten Bericht des Sonderermittlers vor einem Monat der 1999 verstorbene Heimleiter H. im Visier. Diesem wirft Knott nun unrechtmäßige Bereicherung auf Kosten des Heims vor. Dabei sei ein Schaden von mehr als 30.000 Euro entstanden.

Bleibt die Frage, wie es nach dem «vorläufigen Abschlussbericht» weitergeht. Mixa weilt dem Vernehmen nach weiter in der Schweiz. Das Bistum Augsburg lasst wissen: «Wir nehmen den Bericht von Sonderermittler Dr. Knott zu den erhärteten Vorwürfen in Sachen Prügelstrafe und finanziellen Fragen zur Kenntnis.»