"Faires Süßes" ist immer noch Mangelware

Hasen mit bitterem Nachgeschmack

Bunte Eier und schmunzelnde Schokoladenhasen lugen in diesen Tagen überall aus ihren Verstecken hervor. Schoko-Leckereien sind aus deutschen Osternestern nicht mehr wegzudenken. Dass dafür hunderttausdende afrikanische Kinder unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen, wissen immer noch zu wenige.

Autor/in:
Inga Kilian
 (DR)

Mit der Erzeugung von rund 40 Prozent des weltweit gehandelten Kakaos ist die westafrikanische Elfenbeinküste der größte Kakaoexporteur der Welt. Insgesamt etwa 1,2 Millionen Tonnen des begehrten Rohstoffs werden hier jährlich produziert. Trotz der Spitzenposition im Kakaoexport gehört die Elfenbeinküste zu den 20 ärmsten Ländern der Welt und hat mit einem erschreckenden Problem zu kämpfen: der Kinderarbeit. Nach Angaben der Organisation Transfair arbeiten rund 600.000 Minderjährige unter sklavenähnlichen Bedingungen auf den Plantagen des Landes, etwa 12.000 davon kommen aus den Nachbarstaaten Mali, Togo und Burkina Faso.

Angesichts dieser Situation rief die im Jahr 2000 gegründete Weltkakaostiftung vor wenigen Wochen das Programm "Lebensgrundlage Kakao" ins Leben. Finanziert von der Bill & Melinda Gates Stiftung und 14 Schokoladenunternehmen, will die Initiative die Lebensverhältnisse von rund 75.000 ivorischen Kleinbauern bis 2014 verbessern - etwa durch landwirtschaftliche Schulungen. "Sollen echte Fortschritte im Kampf gegen Hunger und Armut erreicht werden, muss bei den Kleinbauern angesetzt werden", erklärt der zuständige Programmleiter der Gates-Stiftung, Richard Rogers.

Zu den Mitgliedern der Weltkakaostiftung gehören auch Nahrungsmittelriesen wie Lindt, Nestle oder Kraft Foods. Dass sich die Unternehmen im Rahmen ihrer Mitgliedschaft gegen Kinderarbeit und für eine nachhaltige Produktion einsetzen, ist eine Seite. Doch das bedeutet andererseits nicht, dass sie bei der Produktion ihrer Schokolade tatsächlich auf fair gehandelten Kakao zurückgreifen. Obwohl Deutschland zu den größten Kakaokonsumenten der Welt zählt, sind nur wenige namhafte Hersteller Vertragspartner der Organisation Transfair.

"Da ist noch viel Luft nach oben"
In Deutschland haben beispielsweise Gepa, Tchibo und Krüger Produkte im Sortiment, die den strengen Standards der Organisation entsprechen. "Unsere Partner verpflichten sich unter anderem, den Kakaoproduzenten einen fixen Mindestpreis zu zahlen, der unabhängig vom aktuellen Weltmarkpreis ein regelmäßiges Einkommen garantiert", erklärt Pressesprecherin Maren Richter eine Grundregel. Die scheint viele Hersteller abzuschrecken. "Der Anteil der Fairtrade-Schokolade am jährlichen Verbrauch liegt weit unter einem Prozent", so Richter. "Da ist noch viel Luft nach oben."

Während der deutsche Markt noch auf ein Umdenken der großen Schokoladenhersteller wartet, sind andere Länder bereits einen Schritt voraus. So stellte Nestle in Großbritannien kürzlich die Produktion seines KitKat-Riegels auf Fairtrade-Vorgaben um. Bereits im vergangenen Jahr hatte der britische Schokoladenhersteller Cadbury zusammen mit der Organisation Transfair angekündigt, seine in Australien verkaufte Schokolade "Cadbury Dairy Milk" bis 2010 nur noch aus fair gehandeltem Kakao herzustellen.

Trotzdem: Auch Verbraucher in Deutschland, die mit gutem Gewissen naschen wollen, müssen nicht auf Schokolade verzichten. Wer sucht, findet auch hierzulande Naschwerk aus fair gehandelter Schokolade.