DOMRADIO.DE: Die faire Woche vom 12. bis 26. September ist gestartet. Woran erkennt man konkret, welche Kleidungsstücke fair und nachhaltig sind?
Andrea von der Heydt (Inhaberin eines fairen Modegeschäftes in Dortmund): Es gibt entsprechende Siegel. Oder man geht in einen Laden, der ausschließlich Bio- und faire Textilien anbietet. Das ist der einfachste Weg.
DOMRADIO.DE: Manche sagen, das sei bestimmt sehr kompliziert. Man müsse unzählige Labels kennen, sie kennen sich gar nicht aus, und sich damit zu beschäftigen, koste viel Zeit.
Von der Heydt: Nein. Wenn Sie ein Auto oder ein neues Smartphone kaufen, informieren Sie sich ja auch über Vor- und Nachteile. Genauso ist es hier. Es gibt sogenannte Labelfinder. Dort schauen Sie nach, welche Siegel es gibt, lesen sich das einmal durch und sind in einer halben Stunde im Thema.
Die Labels sind nach sozialen und ökologischen Kriterien sowie nach Glaubwürdigkeit geordnet, etwa bei der Christlichen Initiative Romero. So bekommt man schnell einen Überblick. Die wichtigsten sind GOTS, IVN Best, die Fair Wear Foundation und Fairtrade.
DOMRADIO.DE: Das Sortiment ist inzwischen breit gefächert. Anfangs war faire Mode wohl eher etwas für Frauen, inzwischen gibt es auch Angebote für Männer.
Von der Heydt: Ja, natürlich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Es gibt auch Unisex-Kleidung. Von Unterwäsche über Jeans, T-Shirts und Socken ist alles dabei.
DOMRADIO.DE: Auch Kinderkleidung?
Von der Heydt: Ja, aber eher wenig. Kindersachen werden meist weitergegeben. Außerdem sind sie im fairen Handel etwas teurer als herkömmliche Kleidung.
DOMRADIO.DE: Sie haben früher Schaufenster dekoriert, dann einen Lottoladen betrieben und verkaufen nun seit über 15 Jahren in Dortmund faire, nachhaltige Kleidung. Wie kam es zu diesem Wandel?
Von der Heydt: Ich war arbeitslos. Neben mir war ein Bioladen, und ich habe überlegt, wie es weitergehen soll. Dann besuchte ich eine Veranstaltung und stellte fest, dass faire Mode ganz anders ist, als viele denken. Ich hatte selbst Vorurteile: Bio und fair sei kratzig, altmodisch, etwas, das man nur anderen zuliebe trägt.
Aber das stimmt nicht. Ich habe gesehen, dass es modisch, schön und angenehm ist, und außerdem gut für die Umwelt. Deshalb habe ich meinen Lotto-Laden aufgegeben und ein Geschäft für faire Textilien eröffnet.
DOMRADIO.DE: Ein großer Schritt, zumal Sie zuvor nichts mit Mode zu tun hatten?
Von der Heydt: Genau. Ich habe ursprünglich Schaufensterdekorateurin gelernt und bin dann einfach ins kalte Wasser gesprungen.
DOMRADIO.DE: Sie beraten nicht nur in Ihrem Laden, sondern haben auch Workshops mit Schulklassen gemacht. Warum ist es Ihnen wichtig, andere aufzuklären?
Von der Heydt: Weil es noch immer viele Vorurteile gibt. Viele glauben, faire Mode sei kein Gewinn für sie selbst. Doch das Gegenteil ist der Fall. Meine Haut fühlt sich besser an, weil ich Bio-Baumwolle statt Plastik trage. Die Kleidung ist langlebiger, sie muss weniger gewaschen werden und lüftet sich oft von selbst. Man spart also auch Arbeit. Gleichzeitig tue ich etwas für die Umwelt und für bessere Arbeitsbedingungen. Es gibt viele Gründe, die weit über den fairen Handel hinausgehen.
DOMRADIO.DE: Wie kann man sich noch für faire Mode einsetzen, außer sie zu kaufen?
Von der Heydt: Man kann zum Beispiel Protestmails an Hersteller schicken oder in Geschäften nachfragen, warum sie keine faire Mode im Angebot haben. Auch damit lässt sich etwas bewegen.
Das Interview führte Dagmar Peters.