Faire Woche in Berlin eröffnet

Doppelt gut!

Faire Produkte sind im Kommen und tragen bereits zu 70 Prozent ein Biosiegel. Das erfolgreiche Duo ist daher in diesem Jahr zugleich das Motto der fairen Woche: "Doppelt gut! Bio im Fairen Handel". Die Schirmherrin und Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) verwies zum Auftakt auf die Bedeutung des fairen Handel im Kampf gegen Armut und für eine gerechtere Gestaltung der Globalisierung. Und die Deutschen haben Nachholbedarf: In der Schweiz wird pro Kopf zehn mal so viel für faire Produkte ausgegeben.

 (DR)

Die Zertifizierung «Fairer Handel» will die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards bei Herstellung und Handel garantieren. Bundesweit wollen Aktivisten mit rund 1.000 Initiativen in Weltläden, Kirchengemeinden, Supermärkten, Kantinen, Schulen, Verbänden und auf öffentlichen Plätzen für die Produkte werben.

Bereits seit Anfang der 1970er Jahre gibt es den fairen Handel mit den «Ländern des Südens». Er hat seine Wurzeln in den deutschlandweit etwa 800 Weltläden. Heute sind fair gehandelte Produkte in vielen Discountläden erhältlich. Wie eine Sprecherin der Siegel-Initiative «Transfair» mitteilte, war 2007 der Umsatz mit 142 Millionen Euro um etwa ein Drittel höher als im Jahr zuvor.

GEPA als Vorreiter
GEPA-Geschäftsführer Thomas Speck wies darauf hin, dass inzwischen rund 62 Prozent der GEPA-Produkte aus biologischem Anbau stammen. Es sei «ein langer, schwieriger und teurer Weg», konventionellen auf biologischen Anbau umzustellen. Die Bauern in den Ländern des Südens brauchten auch weiterhin finanzielle Hilfen, um diesen Weg erfolgreich zu bestehen.

Speck appellierte an Bund, Länder und Kommunen, bei öffentlichen Aufträgen deutlicher als bisher die Einhaltung von Sozialstandards zu berücksichtigen. Bundesweit gibt es in der Fairen Woche über 2.700 Veranstaltungen, bei denen Verbraucher die Qualität und Vielfalt fair gehandelter Bio-Produkte kennen lernen können.

Langfristige Hilfe zur Selbsthilfe
Wieczorek-Zeul betonte, dass die langfristigen und direkten Handelsbeziehungen im Rahmen des «fairen Handels» inzwischen über eine Million Menschen - vor allem Kleinbauern - in Afrika, Asien und Lateinamerika eine Chance geben, ihre wirtschaftliche und soziale Existenz zu sichern. Mit dem Erwerb fair gehandelter Produkte könne der Käufer einerseits qualitativ hochwertige Produkte erwerben, die nicht pestizidbelastet seien und zugleich etwas für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und Umweltschutz tun, so die SPD-Politikerin.

Laut «Forum fairer Handel» kauften deutsche Verbraucher Waren mit dem Fairtrade-Siegel im Wert von 193 Millionen Euro. Dazu gehören Produkte wie Kaffe, Tee, Bananen, Reis oder Wein; neu sind Textilien aus zertifizierter Baumwolle. Die Produktpalette in den rund 800 Weltläden umfasst aber auch Geschirr, Schmuck oder Musikinstrumente.

Die parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, Karin Kortmann (SPD), sieht weitere Expansionsmöglichkeiten. So gäben jeder Schweizer im Jahr durchschnittlich 20,80 Euro für fair gehandelte Produkte aus, der Deutsche hingegen im Schnitt erst 1,80 Euro.