Experte Zollner verteidigt Äußerungen des Papstes zu Missbrauch

"Kirche meint es ernst mit einem Kurswechsel"

In seinem ersten langen Interview hat sich Papst Leo XIV. auch zum sexuellen Missbrauch in der Kirche geäußert. Was er dort sagte, sehen manche kritisch. Nun verteidigt ihn der Kinderschutzexperte und Priester Hans Zollner.

 © Francesco Pistilli (KNA)
© Francesco Pistilli ( KNA )

Hans Zollner, international bekannter Experte für den Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche, hat die jüngsten Äußerungen des Papstes zu dem Thema verteidigt. 

Dem US-amerikanischen Portal "Crux" sagte Zollner in einem am Montag veröffentlichten Interview, Leo XIV. wisse um das ganze Ausmaß des Skandals und tue "alles in seiner Macht Stehende, um sicherzustellen dass die vielfältigen Formen von Missbrauch untersucht, angegangen und in der Vorbeugung wirksam verhindert werden".

Pater Hans Zollner SJ (privat)
Pater Hans Zollner SJ / ( privat )

So habe Zollner ihn bereits in seinen früheren Ämtern im Augustinerorden und als Bischof in Peru kenngelernt. Leo XIV. wolle, dass all dies in einer "angemessenen, professionellen, differenzierten und sorgfältigen Weise" geschehe, betonte er.

Auch Rechte der Beschuldigten sehen

Ausdrücklich verteidigte Zollner in diesem Zusammenhang die Äußerung des Papstes über Geistliche, die zu Unrecht des Missbrauchs beschuldigt werden. Der Papst hatte in seinem unlängst veröffentlichten ersten langen Interview mit "Crux" darauf hingewiesen, dass bei Missbrauchsverfahren auch die Rechte der beschuldigten Priester zu wahren seien und ein fairer Prozess garantiert werden müsse. Ferner hatte Leo XIV. betont, die Kirche solle sich nicht ausschließlich auf das Thema Missbrauch konzentrieren, sie habe auch andere Aufgaben für die Welt.

Die Äußerungen des Papstes hatte unter anderem die aus den USA stammende internationale Opfervereinigung "SNAP" scharf kritisiert.

Die Abkürzung steht für "Survivors' Network of those Abused by Priests" (Netzwerk der Überlebenden des Missbrauchs durch Priester).

Kirche meint es ernst mit Kurswechsel

Dazu bemerkte Zollner, der weltweit als einer der konsequentesten und kompetentesten kirchlichen Vorkämpfer gegen Missbrauch gilt: "Trotz aller Rückschläge hat die Kirche inzwischen durch ihre vielen Untersuchungen und ihren Umgang mit den Fällen immer wieder bewiesen, dass sie es ernst meint mit einem Kurswechsel. Sie erkennt die Opfer an und sorgt für Gerechtigkeit. Da die Sache sich in dieser Weise weiter entwickelt hat, ist es jetzt auch möglich und nötig, darüber nachzudenken, wie sich die Rechte der Opfer und die der Beschuldigten zueinander verhalten und wie sie ausbalanciert werden können."

Der aus Regensburg stammende Jesuit Zollner ist Theologe und Psychologe. In Rom leitet er das "Institut für Anthropologie - Interdisziplinäre Studien zur Menschenwürde und zur Sorge für Schutzbefohlene" (IADC) an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Er hat kirchliche Mitarbeiter und Führungskräfte in zahlreichen Ländern in Verfolgung und Vorbeugung von sexuellem Missbrauch geschult.

Quelle:
KNA