Experte: Katholiken und Juden sollten Streit über Williamson austragen

Nicht ad acta legen

Der Publizist Günther Bernd Ginzel hat die katholische Kirche und die Juden aufgefordert, den Konflikt über die Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Richard Williamson auszudiskutieren. Der Streit dürfe nach der Widerrufsforderung durch den Vatikan nicht sofort ad acta gelegt werden, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag am Donnerstag.

 (DR)

Er gehe davon aus, dass es in der katholischen Kirche kleine Gruppierungen gebe, die das Rad zurückdrehen wollen. Durch den Islamismus seien diese Gruppen tief verunsichert. Der Pius-Bruderschaft, der die vier umstrittenen vom Vatikan rehabilitierten Traditionalisten-Bischöfe angehören, warf Ginzel vor, rückwärtsgewandt und eigensüchtig zu sein. Er herrsche dort eine «Theologie der Feindschaft und des Hasses» vor. Diese Haltung habe in der Vergangenheit zu den Judenverfolgungen und «all den vielen Scheiterhaufen» geführt, auf denen Hunderttausende Menschen ermordet worden seien, sagte Ginzel.

Der Vatikan hatte am Mittwoch Bischof Williamson aufgefordert, seine Holocaust-Leugnung zurückzunehmen. Eine solcher öffentlicher Widerruf sei die Bedingung, dass Williamson zum Bischofsamt in der katholischen Kirche zugelassen werden könne, erklärte das vatikanische Staatssekretariat. Jüdische Organisationen und die katholische Deutsche Bischofskonferenz begrüßten die Widerrufsforderung des Vatikan.