Ex-Pfarrer und Bundestagsvizepräsident Peter Hintze gestorben

Streitbarer Theologe und Politiker

Er war Theologe, Pfarrer und ein leidenschaftlicher Streiter für die Freiheit des Christenmenschen. Auch wenn ihn das schon mal in Opposition zu den Kirchen brachte. In der Nacht zum Sonntag starb Bundestagsvizepräsident Peter Hintze.

Autor/in:
Gottfried Bohl
Peter Hintze / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Peter Hintze / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

Hintze wurde 66 Jahre alt. Er starb an den Folgen eines längeren Krebsleidens. In einer ersten Reaktion erwähnte auch Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel Hintzes christliche Überzeugungen: "Der studierte Theologe zog aus seinem Glauben die Kraft für seine politische Arbeit und machte ihn zum Fundament seines Handelns."

Evangelischer Theologe

Hintze wurde am 25. April 1950 in Bad Honnef bei Bonn geboren und studierte nach dem Abitur in Bonn und Wuppertal evangelische Theologie. Nach dem Vikariat war er von 1980 bis 1983 Pfarrer in Königswinter bei Bonn, danach bis 1990 Bundesbeauftragter für den Zivildienst.

Seit 1990 war Hintze Abgeordneter im Bundestag, von 1990 bis 1992 auch Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der Union. Von 1992 bis 1998 war er Generalsekretär der CDU, im Oktober 2013 wurde er zu einem von sechs Vizepräsidenten des Bundestags gewählt.

Streit mit Vertretern der Kirchen

In politischen und ethischen Debatten der letzten Jahre focht Hintze als Theologe manchen Streit mit Vertretern der Kirchen aus. In der Sterbehilfedebatte etwa legte er zusammen mit Karl Lauterbach (SPD) einen Gesetzentwurf vor, der Ärzten unter bestimmten Bedingungen die Beihilfe zum Suizid ausdrücklich erlauben wollte.

Im Hinblick auf die Argumentation der Kirchen, die sich mehrheitlich gegen die ärztliche Suizidbeihilfe aussprechen, sagte Hintze damals, von jeder Norm gebe es Ausnahmen. Die Hilfe zu Selbsttötung sei "absolut" mit der christlichen Ethik vereinbar. Niemand könne von einem schwer leidenden Menschen verlangen, das Leid auszuhalten, weil Christus es am Kreuz genauso gemacht habe: "Wir sind nämlich nicht Christus." Die Kirchen träten zwar zu Recht für den Lebensschutz ein, so Hintze, aber in einer "besonders leidensbehafteten Situation" könne auch die "Hilfe zum Sterben etwas sein, das dem Gebot der christlichen Nächstenliebe folgt". Hier - und "nur hier", wie er damals betonte - liege er nicht auf der Linie der Kirchen.

Befürworter einer begrenzten Zulassung der PID

Aber auch im Streit um die Präimplantationsdiagnostik (PID) und den Schutz menschlicher Embryonen hatte sich Hintze zuvor schon deutlich liberaler positioniert als die Kirchen und auch als die Mehrheit seiner Partei. Er war einer der Mitinitiatoren des Gesetzes für eine begrenzte Zulassung der PID, das 2011 beschlossen wurde. Die PID ermöglicht es Medizinern, künstlich erzeugte Embryonen im Reagenzglas auf Erbkrankheiten zu prüfen und gegebenenfalls zu vernichten.

Hintze begründete seine Haltung mit einer "Ethik des Heilens" und sprach auch hier von einem Gebot der Nächstenliebe, den Betroffenen alle Wege zu einem gesunden Kind zu eröffnen. Er argumentierte damals auch, die Vernichtung eines geschädigten Embryos im Reagenzglas könne das Leid einer späteren Abtreibung vermeiden. Dabei argumentierte er, dass der Embryo kein menschliches Leben im umfassenden Sinne sei.

Zur Debatte um die AfD und ihre religionspolitischen Vorstellungen sagte Hitze im Mai 2016, die AfD sei eine Angstmacherpartei. Ihre Aussagen zum Islam seien brandgefährlich. Eine Aussage, die vermutlich viele evangelische und katholische Bischöfe unterschreiben würden.


Quelle:
KNA