Ex-Oberbürgermeister kritisiert Stadt wegen Logo ohne Dom

"Der Dom ist unsere Identität"

Die Stadtverwaltung in Köln möchte die weltberühmten Domspitzen ab Juli aus ihrem offiziellen Stadtlogo streichen. Die Domstadt ohne Dom? "Das geht gar nicht", empört sich der frühere Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma.

Die Türme des Kölner Doms / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Die Türme des Kölner Doms / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das Logo mit den Domtürmen sei altbacken, sperrig und emotionslos. Das habe eine Marktanalyse ergeben. So sagt es die Stadtverwaltung und streicht die Domtürme aus dem Logo. Warum regt Sie das auf?

Fritz Schramma (Früherer Oberbürgermeister der Stadt Köln): Mich regen ein paar Begriffe bei dieser Bewertung auf. Ich will jetzt nicht das neue Logo bewerten, dazu bin ich gar nicht in der Lage. Aber wenn jemand sagt, das sei emotionslos, dann kennt er die Arbeit nicht, die wir damals, vor fast 20 Jahren, da reingesteckt haben.

Es ging nämlich damals darum, eine Vereinheitlichung eines Wildwuchses aller möglichen Ämter, die alle möglichen Schrifttypen und Größen und Farben benutzen, zu schaffen. Wir hatten als Stadt Köln überhaupt keine Identität mehr. Das wollten wir im Sinne eines Corporate Designs herstellen.

Oberbürgermeister a.D. Fritz Schramma (DR)
Oberbürgermeister a.D. Fritz Schramma / ( DR )

Ich finde das Logo nach wie vor modern und auch gelungen. Übrigens ist es auch digital verwendbar. Deswegen haben wir es damals so gestaltet. Der Dom ist sehr dezent hier integriert, aber er ist ein ganz wichtiger Bestandteil dieser Stadt und deswegen auch unseres Markenauftritt. Da bin ich der Meinung, er darf nicht weggenommen werden.

Der nächste Schritt wäre ja der, dass wir aus unserem Wappen die drei Kronen entfernen und die Flammen. Dann sind wir so weit, dass wir uns ganz flach ohne irgendein Gesicht in der Welt präsentieren. Das geht natürlich nicht.

DOMRADIO.DE: Wie sehr prägt denn der Dom die Identität der Stadt Köln?

Schramma: Er ist erstmal das zentrale Gebäude, ein Weltkulturerbe. Er ist auch religiöses Zentrum, wenngleich wir sicherlich in dieser Stadt auch 20 andere große Weltreligionen unter einem Dach haben. Das weiß keiner besser als ich. Ich habe damals den Rat der Religionen begründet. Auch viele Andersgläubige besuchen den Dom durchaus und respektieren ihn.

Aber er ist für uns als Kölner sowieso das Herz der Stadt und das Identitätsstück. Das singen selbst viele Karnevals- oder Volksgruppen immer wieder, ohne Dom ist diese Stadt nicht die Stadt.

Ich denke, wir sollten nicht ohne Grund darauf verzichten. Ich sehe den Grund auch nicht, dass wir das jetzt ändern. Wir haben in der Stadt eigentlich andere Dinge zu tun im Moment, die auch viel Geld kosten und die wichtiger wären, glaube ich.

 (Stadt Köln)

DOMRADIO.DE: Die katholische Religiosität verschwindet immer mehr. Menschen treten aus der Kirche aus. Wird damit die Kirche und der Dom nicht auch vielleicht für die Stadt immer unwichtiger? Auch als Kölner Markenkern?

Schramma: Deswegen wäre ich auch nicht dafür, dass wir da jetzt ein christlich katholisches Zeichen einsetzen. Das ist sicher nicht richtig. Aber ich sagte eben schon, der Dom ist ja auch über die katholische Kirche hinaus für viele Andersgläubige ebenso ein zentraler Anlaufpunkt. Er wird auch von Muslimen besucht, die auch dort Kerzen aufstellen und die auch dort erscheinen. Das haben wir alles schon beobachtet und das soll auch so sein.

Millionen Menschen kommen deswegen auch nach Köln. Das erste, was sie sehen, wenn sie aus dem Bahnhof gehen, ist dieser Dom, der so zentral da steht. Wir müssen den nicht verstecken und müssen ihn auch nicht ausradieren. Da kann ich einfach nur klar sagen, das ist ein No-Go.

DOMRADIO.DE: Jetzt könnte man natürlich sagen, es ist klar, dass Sie protestieren. Sie haben damals als Oberbürgermeister an dem Logo, dass wir jetzt noch bis Juli haben, mitgewirkt. Jetzt verteidigen Sie eben nur dieses Logo. Was sagen Sie diesen Kritikern?

Fritz Schramma (Früherer Oberbürgermeister der Stadt Köln)

"Deswegen habe ich gedacht, dass ich jetzt mal den Mund aufmachen muss."

Schramma: Denen sage ich, dass ich drei Tage gewartet und erst mal mit vielen Menschen gesprochen habe. Es ist nämlich so, dass ich seit Freitag mit ganz vielen Menschen gesprochen habe, die ich selber auf das Thema angesprochen habe, aber ich auch von vielen angesprochen worden bin. Da habe ich den Eindruck gehabt, dass das ganz viele Kölner interessiert, eigentlich fast alle. Deswegen habe ich gedacht, dass ich jetzt mal den Mund aufmachen muss.

Natürlich ist es auch ein bisschen Eigeninteresse. Aber darum geht es ja nicht. Es ist nicht so, dass das ein Logo für Fritz Schramma ist, sondern es ist ein Logo, das für die Stadt steht, von vielen gemeinsam erarbeitet. Klar habe ich ein paar Finessen nachher auch noch selbst mitgestaltet. Aber es ist doch, glaube ich, sehr gelungen, weil es die zentralen Dinge der Stadt beinhaltet hat, die rot weißen Farben, die ja übrigens auch eine Replik an die alte Hansestadt Köln sind. Es hat den Reichsadler, dass ist die kreisfreie Stadt, die Reichsstadt, die auch als Amtsstempel gilt. Und natürlich der Schriftzug Stadt Köln. Und dann ganz dezent die zwei kleinen ausgeschnittenen Domtürme.

DOMRADIO.DE: Sie fordern jetzt die Kölner auf, sich gegen die Änderung der Stadt Logos zu wehren. Wie kann das denn passieren?

Schramma: Ich möchte in die Diskussion kommen. Ich hoffe, dass sich ganz viele Leute melden und dass sie mir und auch der Stadtspitze sagen, dass sie das nicht wollen. Wenn sie allerdings anders denken, dann habe ich das auch zu respektieren. Das ist auch völlig klar. Ich glaube aber aus meinen bisherigen Gesprächen, dass es dafür keine Mehrheit gibt. Ganz im Gegenteil. Ich habe eigentlich fast nur andere Interpretationen und andere Wünsche gehört, nämlich die, die in meine Richtung gingen. Deswegen fühlte ich mich bestärkt.

Das Interview führte Heike Sicconi.

Stationen der Kölner Domgeschichte

1248 Grundsteinlegung für den gotischen Neubau unter Erzbischof Konrad von Hochstaden.

1322 Chorweihe; allmählich entstehen die unteren Teile von Mittelschiff, Querhäusern und Seitenschiffen sowie der Südturm bis zu einer Höhe von 59 Metern.

1560 Einstellung des Baubetriebs.

1794 Nach dem französischen Einmarsch dient der Torso des Doms als Futtermagazin und Gefangenenlager.

1815 Nach den napoleonischen Befreiungskriegen wird der Kölner Dom für die Romantiker zu einem Symbol der deutschen Nationalbewegung.

Blick auf den Kölner Dom / © Wondervisuals (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Wondervisuals ( shutterstock )
Quelle:
DR