Kann der Kölner Dom Opfer eines Hackerangriffs werden?

Wenn nachts plötzlich die Glocken läuten

In der Nacht zu Mittwoch sind mehrere Glocken des Wiener Stephansdoms von Hackern in Gang gesetzt worden. Wäre ein solches Szenario auch am Kölner Dom oder anderen Kathedralen denkbar? Nachgefragt beim Kölner Dombaumeister.

Autor/in:
Hannah Krewer
Die Sankt Petersglocke, "Der dicke Pitter", im Kölner Dom  / © Andreas Kuehlken (KNA)
Die Sankt Petersglocke, "Der dicke Pitter", im Kölner Dom / © Andreas Kuehlken ( KNA )

Wiens Dompfarrer Toni Faber, Kardinal Christoph Schönborn und viele Wiener waren nicht wenig verwundert, als sie in der Nacht zu Mittwoch von lautem Glockengeläut aus dem Schlaf gerissen wurden.

Denn unbekannte Hacker hatten die Firewall überwunden und das Geläut gegen zwei Uhr nachts aus der Ferne angestellt. Ganze zwanzig Minuten dauerte es, bis Toni Faber die Glocken wieder ausstellen konnte. Mittlerweile sind sie vom normalen Internetzugang genommen und eine VPN-Leitung installiert worden.

Viele unterschiedliche Läuteanlagen in Kirchen verbaut

Könnten nun auch andere Kathedralen Ziele eines solchen Angriffs werden? Könnte vielleicht der "dicke Pitter", die große Petersglocke, im Kölner Dom demnächst mitten in der Nacht anfangen zu läuten?

Die sogenannten Läuteanlagen in verschiedenen Kirchen sind sehr unterschiedlich konzipiert, erklärt der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich gegenüber DOMRADIO.DE auf Nachfrage. "Manche Glocken und Läuteanlagen sind noch ganz historisch aufgebaut, wo man noch händisch die Glocken anstellen muss."

Dombaumeister Füssenich (DR)
Dombaumeister Füssenich / ( DR )

In Wien hingegen haben die Hacker anscheinend eine offene Internetverbindung zwischen der Kathedrale und einer Glockenwartungsfirma aus Innsbruck ausgenutzt, um sich Zugriff zu den Glocken zu verschaffen.

Und im Kölner Dom?

Und was ist jetzt mit dem Kölner Dom? Da kann Peter Füssenich Entwarnung geben. "Am Kölner Dom läuten die Glocken zu verschiedenen Gelegenheiten. Sie werden üblicherweise von den Küstern gesteuert und das passiert am Kölner Dom über eine elektronische Läuteanlage. Die ist aber nicht mit dem Internet verbunden, das wird alles händisch einprogrammiert. Das heißt, es kann keine Möglichkeit geben, den Dom oder die Läuteanlage zu hacken."

Dombaumeister Peter Füssenich

"Das wird alles händisch programmiert."

Das gelte nicht nur für die Glocken, sondern auch für den Rest des Doms: "Keine wichtigen Anlagen sind hier mit dem Internet verbunden. Insofern können aus meiner Sicht auch die wesentlichen Anlagen im Dom nicht gehackt werden." Dass sie mitten in der Nacht ungeplant vom "dicken Pitter" aus dem Schlaf gerissen werden, wird den Kölnern also wohl erspart bleiben.

Bleibt noch die Frage, warum sich jemand die Mühe macht, eine Kirche beziehungsweise deren Kirchenglocken zu hacken. In dem Fall kann Peter Füssenich nur spekulieren: "Ich glaube, weil man es kann, macht man es. Da steckt, glaube ich, keine böse Absicht drin."

Kölner Dombau

Für alle Arten von Baumaßnahmen und den Erhalt des Bauwerkes sind die Mitarbeiter der Dombauhütte zuständig. Damit setzen sie die Tradition der mittelalterlichen Bauhütten fort.

Heutzutage sind viele verschiedene Gewerke an dieser Arbeit beteiligt. Die größte Gruppe der ca. 60 Mitarbeiter bilden die Steinmetzen und Bildhauer, denn die Erneuerung des verwitterten Steinwerks ist die Hauptaufgabe der Dombauhütte. Hinzu kommen Dachdecker, Gerüstbauer, Schreiner, Maler, Elektriker sowie ein Schlosser und ein Schmied.

Steinmetzarbeit an der Dombauhütte / © Harald Oppitz (KNA)
Steinmetzarbeit an der Dombauhütte / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR