Evangelische Kirchen im Norden sprechen über Zusammenschluss

Protestanten: Kommt die Nordkirche?

Die evangelischen Landeskirchen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wollen über einen Zusammenschluss sprechen. Eine gemeinsame Kirche im Ostseeraum werde den Anforderungen an kirchliche Arbeit in den kommenden Jahrzehnten am ehesten gerecht, sagte der leitende Bischof der Nordelbischen Kirche, Hans Christian Knuth, am Dienstagabend in Kiel nach einer Unterredung mit seinen Amtsbrüdern aus Mecklenburg und Pommern. Eine mögliche Nordkirche hätte rund 2,44 Millionen Mitglieder.

 (DR)

Nach Zustimmung der drei Landessynoden könnten die Gespräche im Mai beginnen, wie es hieß. Zur Nordelbischen Kirche in Hamburg und Schleswig-Holstein zählen rund 2,13 Millionen Christen, die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs (ELLM) hat 211.000 und die Pommersche Evangelische Kirche (PEK) 103.000 Mitglieder. Im Juli 2006 hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) das Grundsatzpapier "Kirche der Freiheit"
vorgelegt. Darin wird die Verringerung der Zahl von gegenwärtig
23 Landeskirchen auf 8 bis 12 bis zum Jahr 2030 angeregt. Ihre Mindestgröße soll bei einer Million Mitglieder liegen.

Zusammenwachsen zwischen Ost und West
Der Pommersche Bischof Hans-Jürgen Abromeit bezeichnete eine mögliche Fusion als großen Schritt nach vorn. "Wir würden versuchen, die seit 1815 existierenden Grenzen der Landeskirchen zeitgemäß und modern auszurichten. Darüber hinaus wäre es eine große Chance zwischen einer westlichen und zwei östlichen Landeskirchen, weil es Deutschland zwischen Ost und West ein weiteres Stück zusammenwachsen lässt." Die Nordkirche wäre neben Berlin die einzige evangelische Landeskirche in der Bundesrepublik, die Teile in Ost und West umfasst.

Auch der mecklenburgische Landesbischof Hermann Beste betonte, es sei sinnvoll, die Kooperationen zu verstärken. Er verwies auf die gewachsenen Beziehungen zwischen den Landeskirchen. Es bedürfe jedoch in jedem Fall einer großen Freiheit für alle drei Partner, um ein gemeinsames "Gebäude" zu errichten, so Beste. Mecklenburg und Pommern verhandeln bereits seit mehreren Jahren über eine gemeinsame Kirche. Im Herbst 2006 hatte die PEK-Synode überraschend beschlossen, auch einen Zusammenschluss mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zu prüfen.