Evangelische Kirche warnt vor neuem Krieg zwischen Nord- und Südsudan

Kämpfe nehmen weiter zu

Rund drei Wochen vor der Unabhängigkeit des Südsudans nehmen die Kämpfe im Grenzgebiet zum Nordsudan weiter zu. Die Evangelische Kirche warnt vor einem neuen Krieg. In Deutschland sei die Situation dort "praktisch kaum ein Thema - oder der Konflikt wird mitunter aus diplomatischen Gründen heruntergespielt", urteilt der Sudan-Beauftragte der evangelischen Kirche, Volker Faigle.

 (DR)

Die südsudanesische Armee habe sich in der umstrittenen Ölregion Abyei Gefechte mit Truppen aus dem Norden geliefert, wie der britische Rundfunksender BBC am Donnerstag unter Berufung auf Armeeinformationen meldete. Erst vor wenigen Tagen hatten die Regierung in Khartum und die Regierung des bisher teilautonomen Südsudan nach Gesprächen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein Abkommen zur Demilitarisierung Abyeis unterzeichnet. Demnach sollen Soldaten einer äthiopischen Militärmission nach dem Abzug aller sudanesischen Truppen dort für Ruhe sorgen. Einzelheiten des Abkommens wurden nicht bekannt.



Welternährungsprogramm zieht viele Mitarbeiter ab

Auch in dem nordsudanesischen Bundesstaat Süd-Kordofan nehmen die Spannungen weiter zu. Das Welternährungsprogramm zog bereits 34 seiner 39 Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen ab. Wegen der großen Risiken sei außerdem ein Lebensmittellager in der Stadt Kadugli nicht erreichbar. Dort lagern den Angaben zufolge derzeit 620 Tonnen Lebensmittel.



In Süd-Kordofan sind laut der UN-Organisation wegen der jüngsten Kämpfe mehr als 26.500 Menschen auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Süd-Kordofan liegt im Nordsudan, der Großteil seiner Bewohner fühlt sich aber dem Süden zugehörig. Das Gebiet ist wegen Erdölvorkommen für beide Seiten attraktiv.



60.000 Menschen sind laut UN auf der Flucht vor Kämpfen

Nach Schätzungen der UN sind 60.000 Menschen auf der Flucht vor den Kämpfen, die in der vergangenen Woche begannen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht den Frieden im Sudan massiv bedroht. Die militärischen Auseinandersetzungen in Süd-Kordofan und die Vertreibung der Menschen seien alarmierende Zeichen für eine mögliche Eskalation, erklärte der Sudanbeauftragte des EKD-Rates, Volker Faigle, in Berlin.



Am 9. Juli wird der Südsudan offiziell unabhängig. In einem Referendum im Januar hatten sich fast 99 Prozent der Südsudanesen für die staatliche Selbstständigkeit ausgesprochen. Der Nord- und der Südsudan hatten 23 Jahre lang Krieg gegeneinander geführt, der erst 2005 durch ein Friedensabkommen beendet wurde. Der Norden ist muslimisch-arabisch geprägt, im Süden leben vor allem Christen und Anhänger afrikanischer Religionen.