Evangelische Kirche und Kirchentag stellen Programm für 2017 vor

Ökumenisch und europäisch

In 175 Tagen ist es soweit: Am 31. Oktober 2016 wird das Reformationsjubiläum 2017 eröffnet. Nun stellten die Verantwortlichen das Programm vor - mit einem klaren Schwerpunkt.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Lutherdekade (KNA)
Lutherdekade / ( KNA )

Ein europäisches und ökumenisches Fest kündigte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, an. "Europäisch muss dieses Jubiläumsjahr sein, schlicht weil die Reformation nicht nur eine deutsche Angelegenheit war", so Bedford-Strohm am Montag in Berlin.

Er erinnerte an Reformatoren wie Johannes Calvin, Huldreich Zwingli oder Martin Bucer: Die Aktivitäten der EKD und der Landeskirchen wollten diese europäische Dimension in vieler Hinsicht aufnehmen.

Wiedereröffnung der Schlosskirche in Wittenberg

So werde bereits am 2. Oktober die restaurierte Schlosskirche in Wittenberg in Anwesenheit von Bundespräsident Joachim Gauck und der dänischen Königin Margrethe II. eröffnet. Am 31. Oktober werde der Eröffnungsgottesdienst in der Marienkirche in Berlin stattfinden, "wo wir voller Freude nach Lund blicken, wo der Papst zusammen mit dem Lutherischen Weltbund das Reformationsjubiläum in ökumenischer Perspektive eröffnet".

Bedford-Strohm erklärte auf Nachfrage, dass er nicht wisse, welche Dynamik das Treffen in Schweden hervorbringen werde. Einen Papstbesuch zum Reformationsgedenken in Deutschland schließe er deshalb nicht ausdrücklich aus.

Pilgerfahrt mit katholischen Bischöfen

Ohnehin solle das Jubiläum ein "großes Christusfest in ökumenischer Perspektive sein". Luther habe neu auf Christus hinweisen wollen, betonte Bedford-Strohm. Deshalb sei die einzig angemessene Form, das Jubiläum zu begehen, heute dasselbe zu tun - und "neu auf Christus hinzuweisen". "Wir werden alles dafür tun, um jegliche Form von Konfessionalismus zu überwinden", sagte Bedford-Strohm. Konfessionen seien nur dazu da, um gemeinsam auf Christus hinzuweisen. Deswegen solle es eine gemeinsame Pilgerfahrt von EKD und Deutscher Bischofskonferenz ins Heilige Land geben. Geplant seien ferner ein ökumenischer Bibelkongress und ein gemeinsamer Bußgottesdienst in Hildesheim.

Es sei nicht zu unterschätzen, was die historischen Verwerfungen heute noch an Belastungen hervorriefen, meinte der bayerische Landesbischof. Dies zeige sich etwa an den kritischen Reaktionen auf den 2014 erschienenen EKD-Grundlagentext "Rechtfertigung und Freiheit". "Deswegen ist es wichtig, dass wir uns auch noch einmal in einer feierlichen Form einander sagen: Es tut uns Leid", fügte er hinzu. Alle ökumenischen Veranstaltungen 2017 gingen davon aus, dass "die Botschaft der Reformation, die Kernbotschaft, uns heute nicht mehr trennt".

Kirchentag trifft auf Wahlkampf

Kirchentagspräsidentin Christina aus der Au erklärte, Reformation bedeute "Abkehr von alten Gewohnheiten, die lebensfeindlich geworden seien". Der Deutsche Evangelische Kirchentag, der vom 24. bis 28. Mai 2017 in Berlin und Wittenberg stattfinde, sei ein Versammlungsort von lebendiger Zivilgesellschaft. Man wolle wenige Monate vor der Bundestagswahl ein starkes Zeichen für Willkommen, Respekt und Miteinander setzen.

Zudem sollten der christlich-muslimische Dialog sowie das Gespräch mit Nichtgläubigen intensiviert werden, sagte aus der Au. Ein großer Abschlussgottesdienst wird am 28. Mai auf den Elbwiesen in Wittenberg stattfinden. Um die erwarteten mehrere hunderttausend Besucher dorthin zu bringen, sollen ab vier Uhr morgens Züge im Zehn-Minuten-Takt von Berlin nach Wittenberg fahren. Während des Kirchentags werde es am Himmelfahrtstag zudem einen ökumenischen Abendgottesdienst in Berlin und in den Städten des "Kirchentags auf dem Weg" geben.

Der Vorsitzende des Leitungskreises für das Reformationsjubiläum, der rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers, betonte, 2017 gehe es auch um die Zukunft der Christen in Deutschland. Deshalb finde ein großes Jugend- und Konfirmandencamp in Wittenberg statt, zu dem mehr als 20.000 junge Menschen erwartet würden. Zudem soll es "Summer schools" für Studierende in Wittenberg geben, an denen alle

13 Begabtenförderungswerke Deutschlands beteiligt seien. Sie sollen unter dem Motto "Genug - enough - es reicht" stattfinden. Eine ökumenische Bilanz des Reformationsjubiläums soll schließlich auf einem ökumenischen Fest in Bochum gefeiert werden.


Quelle:
KNA