Evangelische Kirche begrüßt möglichen zusätzlichen Feiertag

"Schönes Geschenk für Schüler"

Die Landesregierung in Thüringen will ihren Bürgern einen neuen Feiertag schenken. Dieser soll am 20. September zum Weltkindertag sein. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland sieht darin ein gutes Signal an die Gesellschaft.

Grundschulkinder / © Arne Dedert (dpa)
Grundschulkinder / © Arne Dedert ( dpa )

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat die Pläne der Thüringer Landesregierung begrüßt, den Weltkindertag am 20. September ab 2019 zum gesetzlichen Feiertag im Freistaat zu machen. Ein Feiertag, der Kinder- und Familien besonders achte, wäre ein gutes Signal an die Gesellschaft und ein schönes Geschenk für Schüler sowie alle Thüringer mit Arbeit, sagte Landesjugendpfarrer Peter Herrfurth am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst. Der Landtag will über das Vorhaben am Donnerstag in erster Lesung beraten.

Zweifel hegt die EKM indes an der Datierung des Feiertages. Der 20. September sei in der Gesellschaft - anders als der traditionell nach DDR-Vorbild begangene 1. Juni - nicht verankert, merkte Herrfurth an. Es stelle sich zudem die Frage, ob es klug sei, regional unterschiedliche Feiertagsregelungen zu haben. "Eine mobile Gesellschaft ist besser beraten, überregional zu denken. Sonst wird der Kinder-Feiertag doch nur zum Shoppingtag", so der Geistliche.

EKM: Über den Feiertag hinaus auf Kinderwohl achten

Das Land dürfe sich bei den Anstrengungen um mehr Kindeswohl nicht auf der Einrichtung eines Feiertags ausruhen. Er betrachte mit Sorge den ständig steigenden Stresslevel für Kinder und Jugendliche. "Sie brauchen weniger Leistungsdruck von Schulen und Eltern, dafür Entfaltungsmöglichkeiten", sagte der Pfarrer. Es sei nötig, die Träger von Kinder-, Familien- und Ferienangeboten besser zu unterstützen. Das fördere Bewegung, Kreativität und Musikalität bei den Kindern mehr, als Geld über Teilhabeförderung und Steuerentlastungen zu verteilen.

Noch kritischer äußerte sich der Geschäftsführer der Evangelischen Jugend Mitteldeutschland. "Ein Feiertag ändert nichts an den Zuständen und ist eher Symbolpolitik", sagte Gernot Quasebarth. Es sei wichtig, dass Bedürfnisse von Kindern wahrgenommen würden und diese in die konkrete Gestaltung der Gesellschaft eingingen.

Beitrag zur Steigerung der Kinder- und Familienfreundlichkeit

Während Rot-Rot-Grün den geplanten neuen Feiertag als einen Beitrag zur Steigerung der Kinder- und Familienfreundlichkeit "und damit auch zur Steigerung der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Thüringen" sieht, befürchtet die Opposition von CDU und AfD hingegen Nachteile für die Wirtschaft. Bei der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland hat man die Kosten für den zusätzlichen freien Tag durchgerechnet: Sie belaufen sich für die EKM-Mitarbeiter in Thüringen auf etwa 527.000 Euro. Der Verband der Wirtschaft Thüringens bezifferte die durch einen zusätzlichen Feiertag entgehende Wertschöpfung für das Land mit 72 Millionen Euro.


Quelle:
epd