Evangelische Akademie lädt Taliban-Vertreter aus

"Gezielte Provokation"

Die Evangelische Akademie Villigst hat einen Vertreter der Taliban von der 37. Afghanistan-Tagung ausgeladen. Aktuell lasse sich "kein angemessenes Forum für ein offenes und kritisches Gespräch schaffen", hieß es.

Anhänger der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan / © Gulabuddin Amiri (dpa)
Anhänger der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan / © Gulabuddin Amiri ( dpa )

Dies erklärten die Akademie und die Evangelische Kirche von Westfalen. Zuvor hatte es an der Einladung Kritik gegeben, unter anderem vom Unnaer Bundestagsabgeordneten Hubert Hüppe (CDU).

"Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Vertreter in unserem Land eine Bühne für ihre islamistische Ideologie bekommen", so Hüppe. Er verlangte von den Verantwortlichen, die Einladung zurückzuziehen und den Taliban-Vertreter namentlich zu nennen.

Der Schirmherr der Schwerter Tagung und frühere Staatsminister im Auswärtigen Amt, Christoph Zöpel (SPD), verteidigte am Montag die vor einigen Monaten erfolgte Einladung des Taliban-Vertreters in die Evangelische Akademie.

Afghanistan-Tagungen seit 1984 in Villigst

Nach dem Scheitern der westlichen Afghanisten-Politik seien in Deutschland geführte Gespräche zwischen Afghanen "eine der ganz wenigen deutschen Möglichkeiten, auf eine menschwürdige Entwicklung in Afghanistan hinzuwirken". Dazu zählten auch Gespräche mit Vertretern der Taliban.

Afghanistan-Tagungen finden den Angaben zufolge seit 1984 im Schwerter Ortsteil Villigst statt. Die diesjährige Tagung findet am 8. und 9. Dezember statt und steht unter dem Motto "Realitäten ernstnehmen - Verantwortung übernehmen - Verbindungen stärken". Zu den Gästen zählen die afghanische Frauenrechtlerin Mahabouba Seraj und der Paderborner Islamwissenschaftler Idris Nassery.

Taliban-Funktionär hat in Ditib Moschee Köln-Chorweiler gesprochen 

Am Donnerstag hatte der Leiter der Lebensmittel- und Arzneibehörde in Afghanistan, Abdul Bari Omar, vor Muslimen in der Ditib-Moschee in Köln-Chorweiler gesprochen.

Über seinen Auftritt waren weder die Bundesregierung noch örtliche Behörden informiert. Der Vorfall sorgte für große Kritik. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, der Auftritt des Taliban-Vertreters sei vollkommen inakzeptabel und scharf zu verurteilen.

Am Montag kritisierte auch der Chef der NRW-Staatskanzlei und Minister für Internationales, Nathanael Liminski (CDU), den Auftritt des Taliban-Funktionärs in Köln.

"Offenkundiger Versuch einer Machtdemonstration"

Liminski sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag): "Der offenkundige Versuch einer Machtdemonstration der Taliban durch den Auftritt ihres Vertreters in Köln ist eine gezielte Provokation. Diese Herausforderung unserer offenen Demokratie müssen wir auf allen Ebenen ernst nehmen und annehmen."

Die Bundesregierung dürfe es nicht bei Verurteilungen der Taliban belassen. "Es muss das Ziel sein, dass die Sicherheitsbehörden solche Auftritte von Vertretern islamistischer Terror-Regime unterbinden." Vor dem Hintergrund der Taliban-Propaganda müsse die Bundesregierung auch Hilfen für Afghanistan ernsthaft hinterfragen, so der CDU-Politiker.

Kritisch äußerte sich Liminski auch zur Ditib. "Wenn der Chef der Diyanet und auch der türkische Präsident Israel-Hass und Juden-Hetze verbreiten, können die Menschen in Deutschland erwarten, dass sich eine verbundene Organisation wie die Ditib klar und deutlich davon distanziert."

Für die Landesregierung stehe fest: "Eine weitere Mitwirkung an der Gestaltung des islamischen Religionsunterrichts ist nur möglich, wenn die Ditib sich zum Existenzrecht Israels und gegen Antisemitismus bekennt. Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen."

Quelle:
KNA