Eva Herman diskutiert auf katholischem Kongress über Familienpolitik

Bei der Still-Beratung bekehrt

In dieser Runde muss Eva Herman keine Kritik befürchten. Mit Kirchenvertretern und prominenten Gästen diskutiert Ex-"Tageschau"-Sprecherin am Freitag beim dritten Internationalen Kongress Treffpunkt Weltkirche in Augsburg über Familienpolitik. Der Augsburger Bischof Walter Mixa taucht entgegen den Ankündigungen nicht in der Runde auf. Der "Vater der Diözese" lasse sich wegen Verpflichtungen in selbiger entschuldigen, verkündet die Moderatorin. Mixas Fernbleiben fällt kaum auf: Die Ansichten der Podiumsgäste decken sich weitgehend mit den seinen.

 (DR)

Die als "Mahnerin und Warnerin" im Dienste der Familie angekündigte Kinderpsychologin und Autorin Christa Meves zum Beispiel tritt auch als solche auf. In einer leidenschaftlichen Rede warnt sie vor einem "losgelassenen Heuschreckenschwarm von Ideologen", der die Familie als "scheinbar veraltet" abschaffen und durch staatliche Betreuung ersetzen wolle. "Das ist Plan", klagt sie an. Meves kennt den Grund allen Übels: Ein Leben ohne Gott werde "als Mainstream" verkündet.

"Wir brauchen eine christliche Kulturrevolution", ruft die 83-Jährige in den Raum. Sie wettert gegen den Feminismus und gegen den "bösen Geist", der junge Frauen in die Kinderlosigkeit treibe. Herman applaudiert, Meves fordert eine "Renaissance der Mütter" und gibt unter begeistertem Beifall die Parole aus: "Mutter als Beruf", Rentenanspruch inklusive.

Dann wird Herman vorgestellt, mit der Beschreibung "viermal verheiratet, ein Kind". Als erstes gesteht sie: "Aus heutiger Sicht hätte ich es gerne umgekehrt." Dann erfahren die Gäste aus erster Hand, wie es dazu kam, dass die ehemals "leidenschaftliche Karrierefrau" die Thesen von Meves heute "uneinholbar zutreffend" findet. Schlüsselerlebnis war eine Still-Beraterin, einer "alten Indianerin" ähnlich, die während ihrer Schwangerschaft zu ihr ins Haus gekommen sei. Bei dem Gespräch "begann eine Melodie zu erklingen", schildert Herman: "Ein Geheimnis wurde offenbart, nämlich das Geheimnis der Schöpfung." Die Werte, für die sie heute einstehe, sehe sie nur noch vom Christentum verteidigt, gibt sie an.

Und wieder wehrt sich Herman
Textilunternehmer Wolfgang Grupp findet lobende Worte für die Selbstbekehrung der Moderatorin. Es ehre sie und mache sie zu einer "Vorzeigedame", befindet der Fabrikant. Das Schauspieler-Ehepaar Barbara Wussow und Albert Fortell geben sich ebenfalls als Herman-Fans zu erkennen und berichten kurz von 25 Jahren Beziehung.

Noch kürzer kommt in dieser Runde die turbulente Zeit um Herman zur Sprache, als die Moderatorin wegen ihrer umstrittenen Äußerungen zu Familienwerten in der NS-Zeit in Kritik geriet und ihren Job beim NDR verlor. Herman verteidigt sich. Ihr Buch "Das Eva-Prinzip" sei von der linksfeministischen Szene zum "Eva-Braun-Prinzip" gemacht worden. Die Moderatorin beklagt einen "Vorsatz zum Missverständnis" und beteuert: "Aus tiefster Seele verabscheue ich rechtsextremes Gedankengut." Die Meinungsfreiheit werde in diesem Land "etwas löchrig und bröckelig", merkt sie an. Sie wolle dagegen ankämpfen, dass Begriffe wie "Mutterschaft" heute nicht mehr erlaubt seien.

Die Teilnehmer der Runde stehen einig zusammen im Engagement für die Familie. Kurz vor Ende darf noch der Student Benedikt Lika zu Wort kommen, der darunter gelitten haben will, als Kind "abgeschoben" zu werden, weil seine Mutter "auf dem Trip war, sich selbst verwirklichen zu müssen". Der nigerianische Prälat Obiora Ike befindet: "Afrika muss Europa noch mal beibringen, was Familie heißt und bedeutet."

Von ddp-Korrespondentin Diana Wild