Essener Generalvikar lobt Großpfarreien für Verbundenheit

"XXL-Pfarreien" haben auch Vorteile

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer sieht in Großpfarreien auch Chancen. Sie könnten in einem größeren Territorium sehr vielfältige Kirchenwege ermöglichen und zugleich eine bleibende Verbundenheit sichern. 

Gläubige im Gottesdienst / © Harald Oppitz (KNA)
Gläubige im Gottesdienst / © Harald Oppitz ( KNA )

Vorteile der "XXL-Pfarreien" gegenüber kleinräumigen Organisationseinheiten lägen darin, inhaltliche Schwerpunkte setzen und sich als Katholiken in größerer Gemeinschaft erleben zu können. Das schreibt er in einem Beitrag für die Monatszeitschrift "Herder Korrespondenz" (November). "Wenn sich von unseren derzeitigen Kirchenstrukturen immer weniger Menschen angesprochen fühlen, dann besteht dringender Veränderungsbedarf", so der Generalvikar.

Zahl der Gottesdienstbesucher sinkt kontinuierlich weiter

Das kirchlich verfasste Christentum verliere "dramatisch an gesellschaftlicher Relevanz und Anschlussfähigkeit". So sinke die Zahl der Gottesdienstbesucher kontinuierlich. Viele Angebote stießen auf sinkendes Interesse. Innerkirchlich gebundene Menschen würden älter. Selbst ehemals aktive Christen zögen sich zurück. "Inhalte, Erscheinungsbild und Atmosphäre unserer Kirche werden nicht nur den jüngeren Generationen fremd", führt der Geistliche aus.

Die Debatten darüber, welche Gebäude und Gewohnheiten kirchlichen Lebens aufgegeben werden müssten, werden laut Pfeffer teils mit Ängsten, Widerständen und unter erbitterten Verteilungskämpfen geführt. Unverständnis äußert der Generalvikar gegenüber der Haltung, so stark an Gewohntem zu hängen, dass man seine Glaubenspraxis und sogar seine Kirchenzugehörigkeit aufgebe, wenn es nicht so weitergehe wie bisher. Demgegenüber verweist der Generalvikar darauf, dass 80 bis 90 Prozent der Kirchensteuerzahler selten bis gar nicht am Gemeindeleben teilnähmen, aber dennoch die Kirche finanziell unterstützten. Es lohne sich herauszufinden, was diese Menschen von ihrer Kirchengemeinde erwarteten. Das Ruhrbistum arbeite derzeit an 20 innovativen Projekten, um diese Distanzierten zu erreichen.

2006 gab das Bistum Essen 100 Kirchen auf 

Das Bistum Essen hatte 2006 aus wirtschaftlichen Gründen 259 eigenständige Kirchengemeinden in 43 neue Großpfarreien zusammengelegt. 100 Kirchen wurden aufgegeben. Angesichts weiter rückläufiger Zahlen bei Mitgliedern und Kirchensteuereinnahmen sollen die Pfarreien ihr Seelsorgeangebot für die kommenden Jahre planen. Im Schnitt müssen die Pfarreien bis 2020 knapp ein Drittel ihrer Ausgaben einsparen, bis 2030 rund die Hälfte. Mit dem "Pfarreientwicklungsprozess" verbunden ist die Frage, welche Kirchen und Gemeindegebäude erhalten oder aufgegeben werden. Bis Jahresende müssen die Pfarreien dem Bischof Vorschläge unterbreiten.

 

Klaus Pfeffer / © J.Schröer (DR)
Klaus Pfeffer / © J.Schröer ( DR )
Quelle:
KNA