Essener Bundesliga-Spielerin blickt auf Frauen-WM

Deutschland unter den Favoriten

Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland hat begonnen. Die Essener Bundesliga-Spielerin Ramona Maier spricht über die Chancen für Deutschland, die Entwicklung im Frauenfußball und Rekordprämien der FIFA.

Nationalspielerin Lena Petermann (l) aus Deutschland im Zweikampf / © Ludvig Thunman (dpa)
Nationalspielerin Lena Petermann (l) aus Deutschland im Zweikampf / © Ludvig Thunman ( dpa )

DOMRADIO.DE: Es gab kurz vor Eröffnung der Frauenfußball WM eine traurige Nachricht. Es fielen Schüsse in der neuseeländischen Metropole Auckland. Mehrere Menschen und auch der Schütze sind gestorben. Kann man solche Nachrichten ausblenden, wenn man auf dem Platz steht?

Ramona Maier (m.) im Trikot der SGS Essen / © Oliver Kaelke (dpa)
Ramona Maier (m.) im Trikot der SGS Essen / © Oliver Kaelke ( dpa )

Ramona Maier (Stürmerin beim SGS Essen, der Verein ist Mitglied im katholischen Sportverband DJK): Ich glaube, dass das insbesondere vor dem Spiel schon eine gewisse Unsicherheit und Ungewissheit mit sich bringt. Ich denke auch nicht, dass man das die ganze Zeit ausblenden kann. Zwischendurch, während den Aktionen, hat man das wahrscheinlich nicht im Kopf, aber wenn der Ball mal kurz ins Aus rollt, hat man so was gleich wieder in den Gedanken.

DOMRADIO.DE: Haben Sie denn schon reingeguckt in die Eröffnungsfeier und in das erste Spiel?

Maier: Ja. Das erste Spiel war spannend und sehr umkämpft, muss ich sagen.

DOMRADIO.DE: Man hat noch gar keine Deutschlandfahnen an den Häusern oder Wimpel an Autos gesehen. Wie schätzen Sie das Interesse hierzulande am Frauenfußball ein?

Maier: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass sich nach der EM letztes Jahr ein gewisser Boom entwickelt hat. Das merkt man auch bei uns in den Stadien, dass mehr Zuschauer da sind, Berichten zufolge auch mehr Mädchen in Vereinen angefangen haben, Fußball zu spielen.

Aber es ist schon richtig, dass hier nicht an jedem Haus eine Deutschlandflagge hängt. Da ist auf jeden Fall noch sehr viel Luft nach oben, was die Euphorie bei der Frauenfußball-WM angeht.

Ramona Maier

"Da ist auf jeden Fall noch sehr viel Luft nach oben, was die Euphorie bei der Frauenfußball-WM angeht."

DOMRADIO.DE: Wo und wie werden Sie denn in den nächsten Wochen WM gucken?

Maier: Ich werde zu Hause und auch mit den Mädels meiner Mannschaft zusammen die Spiele verfolgen, je nachdem wie weit wir dann kommen. Ich weiß gar nicht, ob es in Essen zum Beispiel Public Viewing gibt, was bei den Männern ja Standard ist.

DOMRADIO.DE: Am Montag geht es für die deutsche Mannschaft los. Die Gegner in der Gruppenphase A sind Marokko, Kolumbien und Südkorea. Ist das zu schaffen?

Ramona Maier

"Die Testspiele vor dem WM-Start sind für die deutsche Mannschaft nicht so prickelnd gelaufen."

Maier: Auf jeden Fall. Die Testspiele vor dem WM-Start sind für die deutsche Mannschaft nicht so prickelnd gelaufen. Aber das war letztes Jahr vor der EM in gewisser Weise auch so, dass sie die Testspiele nicht für sich entscheiden konnten bezeihungsweise nicht so glänzen konnten.

In oder während der EM gab es dann nochmal einen richtigen Schub. Mit jedem Spiel mehr, das man in der Gruppenphase gewonnen hat, kam ein bisschen mehr. Die Mannschaft ist gewachsen und ich hoffe, dass es dieses Jahr auch so sein wird.

DOMRADIO.DE: Der letzte WM-Titel der deutschen Nationalmannschaft der Frauen liegt 16 Jahre zurück. Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Mannschaft dieses Jahr ein?

Maier: Ich würde schon behaupten, dass die Deutschen unter den Favoritinnen sind, natürlich neben den USA als Titelverteidiger oder auch England, die letztes Jahr die EM gewonnen haben, Spanien vielleicht noch. Ich glaube, unter den vier Ländern wird es sich entscheiden.

DOMRADIO.DE: Auf welche Begegnung freuen Sie sich am meisten?

Maier: Man muss die drei Gruppenspiele erst mal abwarten und dann gucken, welche Gegner nach der Gruppenphase in der K.O.-Runde auf einen warten. Die Frage würde ich mir gerne noch mal aufheben.

DOMRADIO.DE: Die FIFA schüttet bei der WM der Frauen Rekordprämien aus. Dass die Gelder auch bei den Spielerinnen ankommen, will FIFA-Präsident Gianni Infantino nicht garantieren. Was sagen Sie dazu?

Maier: Es ist auf der einen Seite schön, dass noch mehr Prämien ausgeschüttet werden und die Höhe im Vergleich zu vor ein paar Jahren gestiegen ist. Aber es wäre sehr schade, wenn es nicht bei den Spielerinnen ankommt.

Das Interview führte Heike Sicconi.

DJK-Sportverband

Der DJK-Sportverband ist ein katholischer Sportverband in Deutschland mit Sitz im rheinischen Langenfeld. Er versteht sich als christlich wertorientierter Sportverband unter katholischem Dach und nimmt laut eigenen Angaben jede Person auf, der diese Orientierung mitträgt. Etwa 500.000 Sportlerinnen und Sportler betreiben in rund 1.100 DJK-Vereinen über 100 Sportarten. Präsidentin ist seit 2015 Elsbeth Beha. Geistliche Bundesbeirätin ist seit 2018 Elisabeth Keilmann, die zugleich Olympia- und Sportseelsorgerin der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Das Logo des DJK-Sportverbandes (DJK)
Das Logo des DJK-Sportverbandes / ( DJK )
Quelle:
DR