Zunehmend Meldungen von Missbrauchsopfern in westfälischer Kirche

"Es werden immer mehr"

In der evangelischen westfälischen Landeskirche melden sich nach der Einrichtung einer Beauftragtenstelle für Opfer durch Missbrauch zunehmend Betroffene. Offenbar trauten sie sich nun, ihre Geschichte zu erzählen, so Präses Kurschus.

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Clearviewstock (shutterstock)
Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Clearviewstock ( shutterstock )

Die Zahl liege derzeit bei 20 bis 30, sagte Annette Kurschus am Montagabend in Hamm. "Es werden immer mehr." Die Kirchenleitung hatte vor einem halben Jahr Kirchenrätin Daniela Fricke als Beauftragte für Opfer von Missbrauch und Gewalt berufen. Zudem baue die Landeskirche ihr System der Intervention und Prävention aus, erklärte Kuschus.

Bei einem Missbrauchsverdacht werden Beschuldigte nach Angaben der leitenden Theologin sofort vom Dienst freigestellt. Bei hinreichendem Verdacht werde Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Die bisher bekanntgewordenen Fälle seien jedoch verjährt. Solche Übergriffe seien ein Hohn auf das Evangelium, unterstrich die Präses: "Wir müssen alles tun, um das zu verhindern."

Kirchengesetz wird vorbereitet

Um ein verlässliches Präventionssystem zu etablieren, wird nach den Worten des Theologischen Vizepräsidenten Ulf Schlüter derzeit ein Kirchengesetz vorbereitet. Auf allen Ebenen müsse sichergestellt werden, dass Missbrauch verhindert werde. Es könne nicht nach dem Belieben oder nach der Kassenlage von Kirchengemeinden und Kirchenkreisen entschieden werden, ob und wie man sich mit der Frage beschäftige.

Nötig ist nach Schlüters Worten insbesondere ein System von hauptamtlichen Ansprechpartnern. Eine gründliche Aufarbeitung der Akten und Archive beginne derzeit in den Landeskirchen. Im Bereich der Diakonie sei schon viel geleistet worden, "das haben wir als verfasste Kirche noch weitgehend vor uns".


Präses Annette Kurschus / © Cristian Gennari (KNA)
Präses Annette Kurschus / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
epd