Kölner Oberbürgemeristerin kritisiert verschwenderischen Lebensstil

"Es ist unsere Pflicht"

Bei uns sterben Menschen an Übergewicht, in anderen Ländern an Mangelernährung. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker fordert, jeder müsse einen Beitrag gegen den Hunger auf der Welt leisten. Eine Möglichkeit: der "Zero Hunger Run".

Symbolbild Verschwendung von Lebensmitteln / © Nimur (shutterstock)
Symbolbild Verschwendung von Lebensmitteln / © Nimur ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das "Kölsche Jeföhl" soll helfen die nächsten Tage im Kampf gegen den Hunger und beim Sammeln der Spenden. Das kann funktionieren, oder?

Reker: Das kölsche Gefühl hilft immer. Es ist einfach geprägt von Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt. Und nachdem wir ja wissen, dass in weiten Teilen der Welt immer noch viele, viele Menschen unter Hunger leiden - alleine rund 150 Millionen Kinder sind aufgrund chronischer Unterernährung wachstumsverzögert, das muss man sich mal vorstellen - da können wir doch helfen, indem wir wirklich mitlaufen und die Teilnehmergebühr bezahlen.

Das tut uns allen nicht so weh und wir zeigen, was Köln kann und welches freundliche Gesicht Köln auch in die Welt tragen kann, dadurch, dass hier eine große Spende zusammenkommt.

DOMRADIO.DE: Welches Signal erhoffen Sie sich aber auch von diesem "Zero Hunger Run" der Welthungerhilfe? Welches Zeichen will Köln setzen?

Reker: Es ist für uns wichtig, einen Beitrag im Kampf gegen den globalen Hunger zu leisten. Es ist sozusagen unsere Pflicht, das zu tun. Und hier in unserer Gesellschaft sterben Menschen an Übergewicht, mehr als an Mangelernährung. Und deswegen denke ich, weil bei uns so viele der erzeugten Lebensmittel im Abfall landen, gehört es sich auch, dass wir da einen relevanten Beitrag dazu leisten, dass niemand auf der Welt Hunger leiden muss.

Wir leben hier im Überfluss. Durch Corona hat sich ja schon ein bisschen getan, es gibt nicht mehr jede Brotsorte bis 20 Uhr. Darüber bin ich sehr froh. Da muss man sich eben mal ein bisschen umorientieren und einfach vernünftig mit den Lebensmitteln umgehen und auch Verantwortung für Menschen in anderen Teilen der Welt übernehmen, indem man jetzt mitläuft und spendet.

DOMRADIO.DE: Köln ist ja auch eine sportliche Stadt. Ihr Appell an alle Kölnerinnen und Kölner: Vorbei kommen und mitlaufen?

Reker: Mitlaufen, oder das wenigstens so fest planen, dass die Teilnehmergebühr bezahlt wird.

DOMRADIO.DE: Jetzt kehrt ja seit einigen Wochen hier das Leben wieder zurück in die Straßen dieser schönen Stadt. Und so eine wichtige Sache, wie so ein Spendenaufruf gegen den Hunger ist jetzt auch endlich wieder möglich. Wie geht Ihnen das denn eigentlich grundsätzlich gerade damit?

Reker: Ich freue mich natürlich sehr, dass die Straßen wieder belebt sind. Und wir müssen die Stadt nicht wiederbeleben. Die war vorher nicht tot. Aber die Menschen kommen halt einfach wieder und genießen das Draußen-Sein. Und die Stadt vibriert an solchen Tagen wie jetzt, wie es beim "Zero Hunger Run" am Donnersag sein wird. Darüber freue ich mich.

DOMRADIO.DE: Also großes Durchatmen gerade bei Ihnen?

Reker: Aber unbedingt.


Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln / © Marius Becker (dpa)
Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln / © Marius Becker ( dpa )
Quelle:
DR
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