Orden bezieht Stellung zu Heimgewalt-Bericht

Es gab schon Geld und Entschuldigung

Die Ordensgemeinschaft der Dillinger Franziskanerinnen hat Stellung zum Schlussbericht über die Gewalt in zwei kirchlichen Kinderheimen im Bistum Augsburg bezogen. Einiges sei offenbar noch nicht in der Öffentlichkeit angekommen.

Mutterhaus der Dillinger Franziskanerinnen  / © Christopher Beschnitt (KNA)
Mutterhaus der Dillinger Franziskanerinnen / © Christopher Beschnitt ( KNA )

In dem am Donnerstag veröffentlichten Text wird den Ordensfrauen empfohlen, Geldzahlungen in Anerkennung des Leids sowie ein Schuldeingeständnis zu leisten.

Beides sei schon längst geschehen, sagte Schwester Elke Prochus am Wochenende dem Bayerischen Rundfunk (BR). Prochus leitet die Provinz Maria Medingen der Dillinger Franziskanerinnen, die bei Mödingen im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau ansässig ist.

Intensiv an Aufarbeitung beteiligt

Seit 2010 habe man mit vielen Betroffenen gesprochen und auch Entschädigungen direkt an sie geleistet, so Prochus. An der Aufarbeitung habe man sich "intensiv beteiligt". Prochus ergänzte, das Schuldeingeständnis von 2010 könne sie heute nur bekräftigen. Für Nachfragen war Prochus am Sonntag nicht zu erreichen.

Der am Donnerstag in Augsburg präsentierte Bericht behandelt das Josefsheim Reitenbuch und das Marienheim Baschenegg im Landkreis Augsburg, beide in Trägerschaft des katholischen Vereins Christliche

Kinder- und Jugendhilfe (CKJ). Von 1950 bis 2004 haben dort demnach unter anderen Geistliche und Dillinger Franziskanerinnen Untaten verübt. Es habe sexualisierte, körperliche und seelische Gewalt gegeben. Die genaue Opferzahl sei unklar, mindestens seien 15 Jungen und vier Mädchen betroffen gewesen.

Der Bericht stammt von einer größtenteils mit externen Juristen besetzten Projektgruppe. Eingesetzt hatte sie 2019 der damalige Diözesanadministrator und jetzige Augsburger Bischof Bertram Meier.

Neuerliche Schritte nötig

Die Leiterin der Gruppe, die frühere Präsidentin des Bayerischen Landessozialgerichts Elisabeth Mette, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag: Dass der Orden sich schon 2010 bewegt habe, sei bekannt, dies stehe auch im Bericht. Seither sei allerdings klar geworden, dass das Ausmaß der Gewalt viel größer gewesen sei als zunächst angenommen. Daher seien neuerliche Schritte nötig.

Prochus sagte dem BR außerdem, offenbar seien die Schwestern einst als günstige Arbeitskräfte eingesetzt worden. Nach ihrem Abzug sei das Personal in den Heimen verdoppelt oder verdreifacht worden. Die CKJ war dazu am Sonntag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.


Quelle:
KNA