70 Jahre Altenberger Licht und 2020 völlig anders

"Es bleibt ein starkes Zeichen"

In diesem Jahr kann die Aussendung des Altenberger Lichts nicht wie gewohnt stattfinden. Doch die Alternative wurde schnell gefunden: Junge Leute können per Livestream an der Feier teilnehmen. Mit dabei: ein ganz besonderes Carepaket. 

Das Altenberger Licht 2018 / © www.capture-life.de (kja)
Das Altenberger Licht 2018 / © www.capture-life.de ( kja )

DOMRADIO.DE: Vielleicht muss man nochmal kurz klären, wie das Altenberger Licht entstanden ist. Die Aktion geht ja auf das Ende des Zweiten Weltkriegs zurück...

Pfarrer Tobias Schwaderlapp (Diözesanjugendseelsorger im Erzbistum Köln): Exakt. Im Jahr 1950 gab es zum ersten Mal das Altenberger Licht. Dass es dieses Jahr so nicht stattfinden kann, ist für uns besonders schmerzlich. Wir wollten 70-jähriges Jubiläum feiern und hatten das auch groß geplant.

1950 hat die katholische Jugend aus Altenberg heraus ein Zeichen für die Versöhnung in Europa setzen wollen. Sie entzündeten ein Licht an der Osterkerze unter der Madonna im Altenberger Dom, der schon zu dieser Zeit als "Dom der Katholischen Jugend" galt, und trugen es an die Grenzen Deutschlands und in andere europäische Länder.

In einer Lichtstafette haben sie es an die Grenze nach Frankreich und Polen getragen und dort der polnischen und französischen Jugend übergeben. Um zu sagen: Durch wen, wenn nicht durch uns, die Jugend, soll die Versöhnung in Europa wieder wachsen? Das war ein starkes Zeichen und bleibt auch ein starkes Zeichen. Denn wir wissen: Der Friede ist nach wie vor noch nicht eingekehrt - weder in Europa, noch in der Welt.

DOMRADIO.DE: Ein schönes Zeichen, bei dem es auch auf ganz viel Nähe ankommt.

Schwaderlapp: Ja, das ist in der Regel so. Wir verbinden das Altenberger Licht normalerweise auch mit einer großen Zeltwiese in Altenberg. Die Leute liegen in den Zelten und sitzen dicht gedrängt im Altenberger Dom. Bei 2.000 Leuten im Altenberger Dom heißt das, man sitzt praktisch nicht nur nebeneinander, sondern teilweise auch aufeinander. Und das ist natürlich in diesem Jahr virologisch nicht zu machen.

DOMRADIO.DE: Da kann man keine 1,5 Meter Abstand einhalten. Abgesagt ist die Feier aber nicht. Es gibt eine Alternative. Wie sieht die aus?

Schwaderlapp: Ja, wir haben gemeinsam mit dem Initiativkreis des Altenberger Lichts - also den jungen Leuten, die Jahr für Jahr das Altenberger Licht planen und durchführen - überlegt: Gerade dann, wenn die Zeiten schwierig sind, können wir nicht sagen: "Ach nee, dann fällt der Friede aus". Das wäre ja ein Antti-Zeichen. Sondern gerade jetzt ist es wichtig, dass wir ein Zeichen für den Frieden setzen und dann soll es eben anders stattfinden. Ich bin sehr stolz, dass das geklappt hat, und freue mich, wie wir es heute Abend machen werden.

DOMRADIO.DE: Es gibt Carepakete für heute Abend. Was hat es damit auf sich? 

Schwaderlapp: Ganz genau. Wir haben die Leute nach wie vor eingeladen, sich anzumelden. Erst hatten wir nach kurzfristigen Reaktionen schnell das Anmeldeformular von der Homepage genommen. Einen Tag später haben wir es aber wieder draufgesetzt. Und alle, die sich angemeldet haben, haben ein kleines Carepaket zugesendet bekommen. Da ist ein kleines Anschreiben drin, das Heft für die beiden Liturgien - also die Vigil heute Abend und die Feier morgen früh - und ein bisschen Kerzenwachs, damit man zuhause seine eigene Altenberger Licht-Kerze gestalten kann. Denn das Licht wird dieses Jahr nicht nur in Altenberg entzündet, sondern auch zuhause vor dem Bildschirm und vor dem Fernseher.

DOMRADIO.DE: Das heißt, man kann live von zuhause mitfeiern?

Schwaderlapp: Man ist ganz, ganz herzlich eingeladen mitzufeiern. Ich freue mich total: Wir haben 900 Anmeldungen zum Live-Stream bekommen! Das muss man sich einfach mal auf der Zunge zergehen lassen. Das zeigt, wie wichtig das tatsächlich für ganz, ganz viele junge Leute bei uns im Erzbistum und darüber hinaus ist. Mitfeiern kann man um 22 Uhr übers Radio oder die Webseite von DOMRADIO.DE.

Ich denke, wir werden eine sehr schöne Feier haben. Wir hatten gestern Abend eine Generalprobe und ich denke, man wird in den Bann gezogen. Ich bin da sehr, sehr zuversichtlich und möchte herzlich einladen. 

DOMRADIO.DE: Wie kann man sich das praktisch vorstellen - man sitzt dann mit einer Kerze vor den Bildschirm?

Schwaderlapp: Genau, mit einer Kerze vor den Bildschirm setzen und einfach genießen. Wir haben überlegt: Wie schaffen wir es, dass wir den Gottesdienst wirklich gemeinsam feiern, auch im digitalen Raum? Das soll nicht so sein, dass wir den Gottesdienst abfilmen und man dann dabei zugucken kann, wie andere Gottesdienst feiern, sondern wir beten gemeinsam. Das ist unser Anliegen heute Abend.

Dazu haben wir auch eingeladen und darum gebeten, uns Fürbitten einzusenden, die heute Abend in der Vigil vorkommen. Zudem haben wir ein digitales Chorprojekt gestartet und eingeladen, über eine App drei Lieder einzusingen.

DOMRADIO.DE: Welche Lieder sind das? 

Schwaderlapp: Das ist "In der Mitte der Nacht" - das wird heute Abend drankommen. Und morgen früh dann das "Altenberger Wallfahrtslied", weil das bei keinem Altenberger Licht fehlen darf sowie "Möge die Straße uns zusammenführen", der irische Segenswunsch, weil der traditionell am Ende des Altenberger Lichts gesungen wird. Diese drei Lieder wurden eingesandt.

DOMRADIO.DE: Auch "Möge die Straße" ist ja ein Lied der Hoffnung... 

Schwaderlapp: Absolut. Alles, was wir beim Altenberger Licht ausstrahlen wollen, sind Hoffnung und Frieden. 


Quelle:
DR