Erzbistum München reagiert auf Pfarrer-Rücktritt

Bedauern und Unterstützung

Das Erzbistum München und Freising hat die Entscheidung des Zornedinger Pfarrers Olivier Ndjimbi-Tshiende bedauert, die bayerische Gemeinde Sankt Martin zum 1. April zu verlassen. Sie trage diesen Schritt aber mit und stehe an seiner Seite.

Erzbistum München bedauert Pfarrer-Rücktritt / © Angelika Warmuth (dpa)
Erzbistum München bedauert Pfarrer-Rücktritt / © Angelika Warmuth ( dpa )

So heißt es in einer am Montag veröffentlichten Pressemitteilung. Der aus dem Kongo stammende katholische Geistliche war seit vergangenem Herbst rassistischen Beschimpfungen von örtlichen CSU-Politikern ausgesetzt und hatte mehrere Morddrohungen erhalten.

Der Pressesprecher des Erzbistums, Bernhard Kellner, sagte auf Anfrage, ihm sei kein weiterer solcher Fall bekannt. Ausländische Priester würden im Erzbistum München und Freising in der Regel sehr gut aufgenommen und schlössen auch Freundschaften mit Einheimischen.

Fall wird zum Politikum

Der Rücktritt Olivier Ndjimbi-Tshiendes wird zudem zum Politikum. Am Montag kritisierten die Landtagsgrünen das Schweigen der CSU zu dem Vorgang. Fraktionschefin Margarete Bause forderte Parteichef Horst Seehofer (CSU) auf, dem Pfarrer durch einen Besuch vor Ort öffentlich beizustehen. Schließlich sei der Auslöser der Affäre eine "abstoßende, rassistisch motivierte Privatfehde von CSU-Funktionären mit dem Geistlichen gewesen". Die CSU-Spitze müsse sich nun klar gegen fremdenfeindliche Hetze und unhaltbare Drohungen positionieren.

Pfarrer selbst erleichtert

Ndjimbi-Tshiende sagte, er fühle sich nunmehr erleichtert. Der Pfarrer hatte seine Gemeinde am Wochenende über seinen Abschied informiert. Die Situation sei für ihn sehr belastend gewesen, gleichwohl blicke er ohne Verbitterung auf seine Zeit in Zorneding zurück. Er sei 2012 freundlich aufgenommen worden und habe viele Freunde gewonnen. Er wisse auch, dass viele seinen Weggang bedauerten. Zugleich hofft der Geistliche auf Verständnis für seine Entscheidung. Sein künftiger Einsatzort steht noch nicht fest.

Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sagte dem Bayerischen Rundfunk, er bedauere die Vorgänge zutiefst. Es tue ihm wirklich leid um die Person des Pfarrers. Er sei aber der Überzeugung, dass es eine ablehnende Grundstimmung im Ort nicht gebe.

Morddrohungen und Beleidigungen

Der 66-jährige Geistliche leitet die Pfarrei seit vier Jahren. Zuvor war er Pfarradministrator in München-Milbertshofen und in Buch am Erlbach. Der 1979 zum Priester geweihte, promovierte und habilitierte Philosoph studierte Anfang der 1990er Jahre unter anderem in München und arbeitete als Kaplan. 2001 kehrte er in seine afrikanische Heimat zurück. Seit 2005 ist er wieder in der Erzdiözese als Priester tätig. 2008 wurde er zum Pfarrer ernannt und im folgenden Jahr in den Diözesanklerus aufgenommen. Inzwischen ist er auch deutscher Staatsbürger.

Im vergangenen Herbst gab es eine Kontroverse zwischen dem Seelsorger, seiner Gemeinde und der örtlichen CSU. Dabei ging es unter anderem um die Flüchtlingspolitik. Außerdem kam es zu rassistischen Äußerungen von Ortspolitikern über den afrikanischen Geistlichen, die vom Erzbistum scharf zurückgewiesen wurden. In der Folge kam es zu Rücktritten, nachdem sich auch die oberbayerische CSU-Bezirkschefin Ilse Aigner eingeschaltet hatte.


Quelle:
KNA