Diese Entwicklung sei vorhersehbar gewesen, da Sondereffekte, beispielsweise im Zusammenhang mit der überdiözesanen Kirchenlohnsteuerabrechnung (Clearing-Verfahren), das Ergebnis im Jahr 2021 positiv gestaltet hatten. Die Einnahmen aus der Kirchensteuereinnahmen stiegen zwar um 1,6 Prozent auf 689 Millionen Euro, wie es hieß. Aufgrund der hohen Inflation sei die Finanzkraft jedoch real gesunken.
Im vergangenen Jahr traten laut Sobbeck rund 51.300 Menschen im Erzbistum Köln aus der katholischen Kirche aus. Der Mitgliederschwund schlage sich finanziell nieder: In diesem Jahr habe das Erzbistum bislang deutlich weniger Kirchensteuer eingenommen als im Vorjahr; im August habe es ein Minus von 5,7 Prozent gegeben.
Großteil der Kirchensteuer fließt an die Pastoralen Einheiten
Der weitaus überwiegende Teil der Einnahmen aus der Kirchensteuer werde für die Arbeit in den Pastoralen Einheiten (Kirchengemeinden und Kirchengemeindeverbände sowie unmittelbare Dienstleistungen) verwendet. Über 253 Millionen Euro flossen dorthin als Zuschüsse für die Bereiche Seelsorge, Personalkosten, Instandhaltung und Bewirtschaftung der Gebäude sowie als Zuweisungen an Gemeindeverbände auf Stadt- und Kreisdekanatsebene, so das Erzbistum.
Weitere rund 100 Millionen Euro werden für Kindertagesstätten, Schulen und weitere Bildungsbereiche zur Verfügung gestellt. Besondere pastorale Aufgaben wie Jugend- und Erwachsenenpastoral sowie geistliche Begleitung und Internationale Katholische Seelsorge belaufen sich auf 72 Millionen Euro. Schließlich wurden in 2022 über 58 Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln für die Caritas zur Verfügung gestellt.
Sonderausgaben aus gesellschaftlicher Verantwortung
Neben diesen Schwerpunktbereichen ergaben sich in 2022 Sonderausgaben, wie zum Beispiel die Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine mit einem Volumen von über 1,4 Millionen Euro. Zusätzlich wurden im Herbst 2022 die Mehreinnahmen aus der Energiepreispauschale von mehr als 3 Millionen Euro vollständig dem Erzbischöflichen Hilfsfonds zugeführt. Daraus wurden Menschen unterstützt, die durch die gestiegenen Energiepreise und Lebenshaltungskosten in finanzielle Notlagen geraten sind. Im Frühjahr 2023 wurde dieser Fonds nochmals um 900.000 Euro aufgestockt.
Für 2023 Minus erwartet
Neben der anhaltend hohen Inflation, gepaart mit einer schwachen Konjunktur in 2023, berücksichtigen die Finanzprognosen des Erzbistums auch im laufenden Jahr einen deutlichen Mitgliederschwund der Katholischen Kirche. Diese ließen auf merklich sinkende Kirchensteuereinnahmen schließen, so dass der Wirtschaftsplan für das Jahr 2023 mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 25 Millionen Euro schließt. Diese Entwicklung werde sich in den kommenden Jahren noch verschärfen.
Um sich auf dauerhaft veränderte finanzielle Rahmenbedingungen vorzubereiten, reagiert das Erzbistum Köln daher mit einem langfristigen wirtschaftlichen Rahmenplan. Dieser berücksichtige eine projizierte Finanzierungslücke für die kommenden Jahre bis 2030 und darüber hinaus. Ziel sei es, frühzeitig Maßnahmen zu entwickeln, um diesen Umständen entgegenzusteuern und wirtschaftlich handlungsfähig zu bleiben, so das Erzbistum.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 19.09.223 um 12.30 Uhr aktualisiert.