Das Erzbistum Köln hat sich der kritischen Bewertung von Bischof Stefan Oster zum jüngst veröffentlichten Schul-Dokument der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) angeschlossen. In einer Stellungnahme vom 14. November erklärt das Erzbistum, jede Form der Diskriminierung an katholischen Schulen strikt abzulehnen – zugleich verweist es für die theologische und anthropologische Einordnung auf die ausführliche Kommentierung des Passauer Bischofs.
Das Dokument "Geschaffen, erlöst, geliebt. Sichtbarkeit und Anerkennung der Vielfalt sexueller Identitäten in der Schule" war am 30. Oktober von der Schulkommission der DBK veröffentlicht worden. Es soll Orientierung bieten im Umgang mit Fragen der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität an Schulen, darunter auch katholischen Einrichtungen.
"Nicht in meinem Namen"
In seiner Reaktion erklärte das Erzbistum Köln mit Bezug auf sein Leitbild: "Kirche – und mit ihr katholische Schule – will […] jedem Menschen vorbehaltlos begegnen und ihn annehmen in seiner Würde und seinem einzigartigen Wert." Diskriminierung etwa aufgrund von Herkunft, Glaube oder sexueller Orientierung werde an erzbischöflichen Schulen nicht geduldet.
Für die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Papier verweist das Erzbistum jedoch auf die Position von Bischof Oster. Dieser hatte sich öffentlich von zentralen Aussagen des Dokuments distanziert. Auf seiner Internetseite schrieb er: "Wenn auch auf dem Umschlag der Broschüre steht: ‚Die deutschen Bischöfe‘, dann spricht der Text trotzdem nicht in meinem Namen."
Zu kurz in der theologischen Anthropologie
Oster kritisierte insbesondere die aus seiner Sicht unklaren Begriffe "sexuelle" und "geschlechtliche Identität" sowie die Aussage, dass auch transidente Menschen "genau so von Gott gewollt und geliebt" seien. Der Text blende mögliche Risiken geschlechtsangleichender Maßnahmen bei Jugendlichen aus und greife zu kurz in der theologischen Anthropologie.
Auch die Bistumsleitung in Regensburg hatte sich zuvor von dem Dokument distanziert. Auch am Rande der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern äußerte Bischof Rudolf Voderholzer heftige Kritik am Vorgehen der Bischöfe.
Obwohl die Kritiker im Ständigen Rat der Bischofskonferenz gefordert hätten, den Text zu modifizieren, sei er fast unverändert "in unserem Namen" veröffentlicht worden. Wörtlich sagte der Bischof: "Es wird hier eine Agenda durchgezogen. Ich möchte nicht in 30 Jahren hören, dass die katholische Kirche auch hier wieder mitgemacht hat."
Kritik am Vorgehen der Bischöfe
So, wie es in diesem Fall gelaufen sei, gehe es bei vielen Themen des Reformprozesses des Synodalen Weges, kritisierte Voderholzer. "Ich habe nicht den Eindruck, dass aufeinander gehört und dass gemeinsam um das, was uns aufgetragen ist, gerungen wird, sondern es wird eine politische Agenda durchgezogen auf Teufel komm raus."
Mit dem heutigen Statement reiht sich nun auch das Erzbistum Köln in diese Linie ein. Die Kommentierung von Bischof Oster dient demnach als maßgebliche Orientierung für die weitere Einordnung innerhalb des Erzbistums.
Information: Der Artikel wurde am 16.11. um 13:59 Uhr aktualisiert.