Erzbistum Köln startet Beteiligung zur Weltsynode

"Gemeinschaftlich, partizipativ und überzeugend"

Im Erzbistum Köln ist die Beteiligungsphase der Weltsynode gestartet. Jede und jeder kann die eigene Meinung kundtun. Was geschieht aus den Äußerungen und wie erfährt der Papst davon?

Symbolbild Tablet, digital / © Eugenio Marongiu (shutterstock)
Symbolbild Tablet, digital / © Eugenio Marongiu ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sprechen wir direkt mal über die härtesten Streitpunkte in der katholischen Kirche: Frauenpriestertum, Zölibat, queere Mitarbeiter in der Kirche. Lohnt sich die Mühe, sich auch dafür anzumelden und seine Meinung abzugeben?

Michael Hänsch (Mitglied im Weltsynoden-Team des Erzbistums Köln): Aber selbstverständlich, weil der Heilige Vater ja zu einem weltweiten Prozess eingeladen hat. Ich finde, das ist schon einzigartig. Das haben auch noch nicht viele gemacht, über den Weg der Kirche in die Zukunft hinein nachzudenken – und zwar gemeinschaftlich, partizipativ und irgendwie überzeugend. Dann müssen auch die Brennpunkte, die schwierigen Punkte unseres kirchlichen Lebens, ihren selbstverständlichen Platz haben.

DOMRADIO.DE: Das heißt, es gibt eigentlich nichts, was man nicht ansprechen kann?

Hänsch: Als Weltsynoden-Team haben wir gesagt, es gibt keine Tabuthemen und wir selbst können das auch gar nicht entscheiden. Heute Morgen hat Weihbischof Rolf Steinhäuser eine Beteiligungsplattform freigeschaltet, wo jeder, der möchte, seine Meinungen eintragen kann. Das Besondere ist auch, weil man aus anderen Projekten von Intransparenz gelernt hat, jeder kann alles lesen, also jeder Eintrag ist für jeden nachlesbar.

Michael Hänsch / © Kath. Gemeindeverband Düsseldorf
Michael Hänsch / © Kath. Gemeindeverband Düsseldorf

DOMRADIO.DE: Es können sich Einzelpersonen anmelden. Aber man kann auch in der Gruppe seine Meinung, seine Idee abgeben. Was ist denn sinnvoller? Ist es sinnvoller, wenn jetzt eine Gruppe in der Kirchengemeinde zum Beispiel gebündelt ihre Wünsche einträgt oder wenn man sich alleine zu Hause an den PC setzt?

Hänsch: Ich glaube, das ist beides gleich sinnvoll. Zumal in Corona-Zeiten ist das ja auch mit Gruppentreffen immer noch etwas schwierig. Natürlich wünschen wir uns, dass Menschen in kleineren Kreisen auch zusammenkommen und sich darüber austauschen. Zwei konkrete Beispiele: Ein Pfarrgemeinderat hat seine Sitzung und nimmt sich zu Beginn der Sitzung mal eine halbe Stunde Zeit, um eines der Themen der Weltsynode zu besprechen. Oder zweites, ganz anderes Beispiel: Der Heilige Vater hat ausdrücklich auch dazu aufgefordert, dass die Menschen an den Rändern – dieses schöne Bild – beteiligt werden.

Jetzt habe ich so eine Vorstellung, es gibt in vielen Gemeinden beispielsweise eine Armenspeisung, eine Kleiderkammer und Ähnliches. Warum soll so ein Team sich nicht mal hinsetzen und gucken? Was lehren uns denn diese armen Menschen? Was können wir denn von ihnen lernen, welche Bedürfnisse und Wünsche in die Kirche einbringen?

DOMRADIO.DE: Viele Menschen, gerade im Erzbistum Köln, sind ja sehr unzufrieden mit der Bistumsspitze, mit Kardinal Woelki. Glauben Sie, die Forderung ihn abzulösen, wird oft einlaufen?

Hänsch: Ich denke so etwas wird auch kommen. Ich glaube, es wird eher Transparenz und Aufrichtigkeit von einer Bistumsleitung und auch in einem weltweiten Prozess eingefordert. Aber wir sind ja nicht Herr des Verfahrens, was Menschen eintragen. Also da ist auch mit zu rechnen und natürlich auch die anderen schwierigen Themen, wie Priestertum der Frau oder queere Menschen in unserer Kirche. Das wird ganz klar auf der Plattform auftauchen.

DOMRADIO.DE: Was erwarten Sie ansonsten für Anregungen, die man vielleicht jetzt auch nicht direkt so auf dem Schirm hat wie diese großen Themen?

Hänsch: Der Heilige Vater hat ja zehn Themenbereiche vorgegeben. Und der Wunsch ist eben, dass Einzelne oder Gruppen ein oder zwei Themen aufgreifen. Auf dieser Beteiligungsplattform, die jeder ansteuern kann, sind zu jedem Themenbereich noch mal Fragen hinterlegt. Ich glaube, wir müssen auch – und das werden kleinere aber wichtige Themen – gucken, wie arbeiten wir denn in den Gemeinden zusammen? Wie sind denn da die wirklichen "Machtverhältnisse"? Gerade wo jetzt der Pastorale Zukunftsweg im Erzbistum Köln wieder Fuß greift und anfängt, sind die Fragen wichtig: Wie sieht Beteiligung aus? Wie sieht Gemeinschaft in der Kirche aus?

DOMRADIO.DE: Wenn alle Weltbistümer ihre Wünsche an den Papst weiterleiten, dann ist das ja ein gigantischer Wust an Daten – dazu noch in verschiedenen Sprachen. Wie werden die denn aufbereitet und gefiltert?

Hänsch: Es gibt dafür einen vorgesehenen Weg. Im Erzbistum Köln sammeln wir Meinungen auf dieser Beteiligungsplattform. Daraus werden wir probieren einen Text zu fassen, der die Trends aufzeigt und auch die markanten Punkte in den Rückmeldungen. Der wird dann an die Deutsche Bischofskonferenz geschickt und die schicken das an den Vatikan. Es ist zu vermuten, dass natürlich eine einzelne Meldung fast nicht mehr auftaucht, aber die Trends sind wichtig. Jetzt sage ich noch mal mit einem Augenzwinkern: Das Erzbistum Köln wäre nicht das Erzbistum Köln, wenn wir nicht unsere Ergebnisse auch direkt in den Vatikan schickten.

Das Interview führte Michelle Olion.

Quelle:
DR