Erzbistum Köln beendet offiziell Heiliges Jahr

Vom Flüchtlingsboot zur Weihnachtskrippe

Romwallfahrt oder Weltjugendtag: Viele Ereignisse standen in diesem Jahr im Erzbistum Köln im Zeichen der Barmherzigkeit. Doch damit ist noch nicht Schluss, sagt Theologin Petra Dierkes. Denn nun geht das Flüchtlingsboot auf "Wanderschaft".

Flüchtlingsboot geht auf "Wanderschaft" / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Flüchtlingsboot geht auf "Wanderschaft" / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

domradio.de: Was nehmen Sie denn mit aus dem Heiligen Jahr?

Petra Dierkes (Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbistum Köln): Ich nehme mit, dass das Heilige Jahr zu Ende ist und doch noch nicht beendet ist. Genau das, was wir ein Jahr lang eingeübt haben und dem wir uns genähert haben, nämlich Barmherzigkeit Gottes wirklich zu spüren, anzunehmen und zu leben, gilt es jetzt weiter umzusetzen.

domradio.de: Ein sichtbares Zeichen des Heiligen Jahres hier in Köln war auch die Heilige Pforte am Kölner Dom, die am 8. Dezember vergangenen Jahres feierlich eröffnet wurde und durch die dann hunderttausende Pilger durchgezogen sind. Aber was ist sonst noch im Erzbistum Köln in diesem Heiligen Jahr passiert? Der Höhepunkt war vielleicht die Bistumswallfahrt nach Rom, oder?

domradio.de: Auf jeden Fall. Die Familienwallfahrt nach Rom mit dem Kardinal im Oktober dieses Jahres war in jedem Fall der Höhepunkt hier im Erzbistum Köln. Weltweit waren ja alle Katholiken vom Papst in diesem Jahr eingeladen worden, nach Rom zu pilgern. Dem sind wir gerne gefolgt. Wir haben aber auch noch andere schöne, große Ereignisse in diesem Jahr gehabt. Wir waren auf dem Katholikentag in Leipzig mit einem Stand vertreten, an dem wir viele Aktionen unter dem Leitwort "Barmherzigkeit" angeboten haben. Fast 1.000 Jugendliche aus dem Erzbistum waren beim Weltjugendtag mit dem Papst in Krakau. Das stand ebenfalls unter dem Zeichen der Barmherzigkeit. Und schließlich gab es auch die Domwallfahrt im September unter der Vorgabe der Barmherzigkeit.

domradio.de: Das sind die äußeren Zeichen. Barmherzigkeit ist ja kein einfaches Wort. Hat sich in diesem Jahr denn aus Ihrer Sicht etwas am Verständnis der Barmherzigkeit verändert?

Dierkes: Ich denke schon. Was wir hier in Köln erlebt haben, hat seinen Ursprung in vielen Gemeinden, in vielen Gedanken, in vielen Einladungen und Auseinandersetzungen mit dem Thema Barmherzigkeit. Es ist ein sperriger Begriff, der vielleicht auch ein wenig "alt" daher kommt. Aber in der Mitte des Wortes steht "Herz", und das ist das, wo wir genau hinhören und hinschauen sollen: auf unser Herz, aber auch auf das von Menschen, die uns anvertraut sind.

domradio.de: Bekommen Sie das auch an Rückmeldungen beispielsweise von Menschen, die mit auf der Wallfahrt waren oder mit denen Sie in den Gemeinden im Gespräch sind?

Dierkes: Ja. Das Team und ich, die wir uns ein Jahr lang mit dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit beschäftigen durften, bekommen immer wieder E-Mails und Briefe zu dem Thema. Gestern noch habe ich einen USB-Stick mit Bildern von der Wallfahrt zugespielt bekommen. Also das Thema geht weiter, und es soll ja auch weiter wirken. Es wird auch bestimmt in den nächsten Jahren Thema bleiben - vor allen Dingen in uns Menschen.

domradio.de: Gibt es schon konkrete Pläne, das Thema weiter zu tragen?

Dierkes: Es gibt ein konkretes Zeichen, das der Kardinal bei seiner heutigen Messe im Dom auch schon vorgestellt hat: Das Flüchtlingsboot, das noch im Turmhaus des Kölner Domes steht, wird sich auf Wanderschaft durch das Erzbistum begeben. Es können sich alle Gemeinden, alle Schulen, alle Familienbildungsstätten oder Bildungswerke bei uns hier im Erzbistum Köln melden. Dann bringen wir ihnen das Boot zusammen mit der Möglichkeit, sich mit der Barmherzigkeit und den Gedanken, die sich darum entwickeln, wie Frieden, Gerechtigkeit oder Bewahrung der Schöpfung auseinanderzusetzen. Erste Station wird St. Maria Lyskirchen sein, wo die Krippe auf dem Flüchtlingsboot aufgebaut wird und alle einlädt, dorthin zu kommen, um die Krippe dort zu sehen.

domradio.de: Das Fazit klingt nach einem vollen Erfolg, oder?

Dierkes: Ich denke, es war ein voller Erfolg, der sich aber weiterhin in Taten zeigen muss. Deshalb sollten wir das umsetzen, was wir in diesem Jahr an Barmherzigkeit gelernt haben. Es war in jedem Fall eine tolle Idee von Papst Franziskus, ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit auszurufen.

Das Interview führte Matthias Friebe.


Dipl. Theol. Petra Dierkes / © Boecker
Dipl. Theol. Petra Dierkes / © Boecker

Flüchtlingsboot als Altar / © domradio
Flüchtlingsboot als Altar / © domradio

Erzbistum Köln beim Katholikentag / © domradio (DR)
Erzbistum Köln beim Katholikentag / © domradio ( DR )

Gute Stimmung beim Weltjugendtag in Krakau / © Markus Nowak (KNA)
Gute Stimmung beim Weltjugendtag in Krakau / © Markus Nowak ( KNA )

Kardinal Woelki eröffnet Romwallfahrt / © Christopher Jelen (Erzbistum Köln)
Kardinal Woelki eröffnet Romwallfahrt / © Christopher Jelen ( Erzbistum Köln )

Domwallfahrt: Die Pilger ziehen unter dem Dreikönigenschrein betend hindurch (KNA)
Domwallfahrt: Die Pilger ziehen unter dem Dreikönigenschrein betend hindurch / ( KNA )
Quelle:
DR