Erzbistum Berlin hält am strikten Sparkurs fest

Vom Sorgenkind zum Musterknaben

Die Zahlen lassen staunen: Das vor wenigen Jahren mit mehr als 114 Millionen Euro verschuldete Erzbistum Berlin hält strikt seinen damals verordneten Sparkurs. Zum Jahreswechsel belaufen sich die Bankverbindlichkeiten noch auf rund 36 Millionen Euro, wie Finanzdezernent Bernd Jünemann gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur angab. Vom Sorgenkind wandelte sich das Erzbistum geradezu zum Musterknaben in verantwortlicher Haushaltsführung.

 (DR)

"Schmerzliche Beiträge"
Ohne die Hilfe der anderen 26 deutschen Bistümer wäre das kaum möglich geworden. Sie sagten dem Erzbistum 50 Millionen Euro an Darlehen zu, von denen 30 Millionen auch ausgezahlt wurden. Ganz ohne Auflagen geschah dies nicht: Ein Treuhandausschuss achtete auf die Einhaltung des Sanierungsplans, den das Erzbistum unter Mitwirkung einer Unternehmensberatung erarbeitet hatte. Zu seiner voraussichtlich letzten Sitzung kam der Ausschuss in Berlin bereits zusammen.

Die brüderliche Finanzaufsicht der anderen Bistümer hatte ihren Anteil daran, dass das Erzbistum nun für 2007 zum vierten Mal in Folge einen Haushaltsplan vorgelegt hat, der ohne Kreditaufnahmen ausgeglichen ist. Den noch ausstehenden kirchlichen Darlehensanteil von 20 Millionen Euro wird das Erzbistum nun nicht in Anspruch nehmen, kündigte Jünemann an. Den anderen Bistümern dürfte dies sehr gelegen kommen, haben viele mittlerweile doch selbst in unterschiedlichem Maße mit finanziellen Problemen zu kämpfen.

Bis in zehn Jahren will das Erzbistum schuldenfrei sein, so das hoch gesteckte Ziel. Ohne "schmerzlichen Beitrag" aller kirchlicher Ebenen ist dies nicht zu erreichen, wie Jünemann einräumte. Rund 400 von ehemals 2.700 Vollzeitstellen wurden in den vergangenen Jahren bereits gestrichen, mehrere Kirchenbauten aufgegeben. Den nach Fusionen heute 108 Kirchengemeinden in Berlin, Brandenburg und Vorpommern stehen in den kommenden drei Jahren weitere drastische Einschnitte bevor.

Eigenbeteiligung für Gemeinden
Bis 2009 fallen die Finanzzuweisungen des Erzbischöflichen Ordinariats für das "technische Personal" stufenweise weg, wie aus dem jüngsten Amtsblatt des Erzbistums hervorgeht. Personalzuschüsse gibt es dann nur noch für die Kirchenmusiker und die Finanzbuchhalter der Gemeinden. Anstelle der Mittel für Hausmeister, Küster oder Reinigungskräfte muss jede Gemeinde dann mit 2.000 Euro jährlich für Kleinstaufträge auskommen, sofern sie diese Mitarbeiter nicht aus Rücklagen oder durch eigene Einnahmen etwa aus Vermietungen bezahlen kann.

Einige Gemeinden wollen die Ausfälle durch die Erträge einer eigens gegründeten Stiftung ausgleichen, die meisten müssen verstärkt auf ehrenamtliches Engagement setzen. Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky sieht in den Strukturreformen aber nicht nur unvermeidliche Schritte zur finanziellen Sanierung, sondern auch pastorale Chancen für die 390.000 Katholiken des Erzbistums. Er rief die Gemeinden auf, in ihren Aktivitäten Schwerpunkte zu setzen. Durch besondere kirchenmusikalische oder soziale Angebote könnten sie an Profil gewinnen, ist sich der Berliner Erzbischof sicher.